Den Mantel behielt Justus Frantz gleich an. Ganz so, als hätte er von vornherein geplant, dass sein Gastspiel in Bargteheide ausfallen würde. Tatsächlich spielte Frantz gar nicht im Kleinen Theater.

Vor dem geplanten Auftritt schlug der Hamburger Pianist nur einige Tasten an und ließ sich schließlich noch ein Zentimetermaß reichen. Das Ergebnis seiner Prüfung: Der Klang stimme nicht. Und der Flügel sei zu klein.

Mit einem Satz, der Kirsten Martensen als Veranstalterin noch jetzt in den Ohren tönt, wandte sich Justus Frantz seinen Begleitern zu: "Na, was fangen wir denn jetzt mit dem angebrochenen Abend an?" Sprach's und entschwand. Als das Publikum kam, war der Pianist schon weg.

"Ich stand unter Schock. So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Kirsten Martensen, die mit dem Konzertagenten Montazer Majid alles versucht hatte, den Maestro umzustimmen. Vergeblich. Justus Frantz passte die Stimmung des Instruments nicht. Martensen: "Dabei hatte ich Montazer Majid vorher eingeladen und ihm unseren Flügel gezeigt. Da hatte es noch geheißen: Es sei alles in Ordnung. Und dann das!"

Die Bargteheiderin hatte das Klavier von einem Profi stimmen lassen und auf freie Tage verzichtet, um das Bühnenbild des Weihnachtsmärchens wegzuräumen. Einen Tag vor Silvester hatte sie Mitarbeiter engagiert und die Bühne geschmückt. Martensen: "Dabei hatte ich Justus Frantz gar nicht eingeladen. Man hatte uns gefragt."

"Frau Martensen hat eine tolle Arbeit geleistet. Wir werden ihre Kosten erstatten", sagt der Konzertagent Montazer, der als Entschädigung für die Besucher ein Ersatzkonzert in Bargteheide anbieten möchte. Ob Kirsten Martensen noch einmal Ja sagt, ist fraglich.