P+R-Anlagen in Stormarn. Heute: Großhansdorf, Kiekut, Schmalenbeck, Ahrensburg Ost und -West, Hoisbüttel. Gesamturteil: “mangelhaft“.

Ahrensburg. "Das sind die schlechtesten Anlagen, die ich je getestet habe": So beurteilt Carsten Willms die Park-and-ride-Anlagen an den Stormarner U-Bahnhöfen. Gemeinsam mit der Stormarnausgabe des Abendblattes und seinem Kollegen Christian Schäfer hat der verkehrspolitische Sprecher des ADAC alle Bahnhöfe im Kreis geprüft und Punkte vergeben. Maximal 100 sind zu erreichen, dafür erhält ein Bahnhof die Bestnote "sehr gut". Für fast jeden der getesteten U-Bahnhöfe sieht es jedoch schlecht aus.

Das Dilemma beginnt auf dem Bahnsteig Ahrensburg Ost. Carsten Willms sieht sich nach dem Hinweisschild zur Park-and-ride-Anlage um - vergebens. "Obwohl die Beschilderung neu ist, fehlen Symbole", sagt er. Der Test soll in der Bahnhofshalle weitergehen. Doch der einzige Weg dorthin führt über Treppen. Der Bahnhof ist nicht behindertengerecht. Dasselbe gilt, wie sich später herausstellt, auch für Ahrensburg West, Schmalenbeck und Kiekut. "Das ist wirklich sehr ärgerlich", sagt Carsten Willms. "Besonders, wenn man an den gesellschaftlichen Wandel denkt. In Zukunft werden mehr ältere Leute mit der Bahn unterwegs sein."

+++ Die Bahnhöfe in Zahlen +++

Vor dem Bahnhof kontrolliert Carsten Willms die Bike-and-ride-Anlage. In Ahrensburg Ost gibt es sechs abschließbare Boxen, die bei der Stadt gemietet werden können. "Die Nachfrage ist sehr groß", sagt Willms. Die übrigen Stormarner U-Bahnhöfe bieten diesen Service allerdings nicht.

Als nächstes geht es weiter zum Park-and-ride-Platz an der Straße Am Aalfang. "Es ist sehr ungewöhnlich für P+R, dass die Stellplätze direkt an einer Hauptstraße liegen", sagt Willms. Und noch etwas ist ungewöhnlich: Wie von der Kommune angegeben, sind 56 Parkplätze vorhanden, jedoch kein einziger Behindertenparkplatz. Willms: "So etwas habe ich ja noch nie gesehen." Standard sei, dass zwei Prozent aller Plätze für Behinderte geeignet seien. Auch in Ahrensburg West gibt es keine Behindertenparkplätze. Am Bahnhof Schmalenbeck sind zwei vorhanden, allerdings befinden sich diese nicht in der P+R-Anlage. Hoisbüttel und Großhansdorf haben dagegen mehrere und auch in Kiekut gibt es einen Behindertenparkplatz.

Auf der Park-and-ride-Anlage holt Willms ein Maßband heraus. "Laut Norm sollten die Parkplätze 2,50 Meter breit sein", betont er und misst 2,25 Meter. Und noch etwas stört ihn: "Die Markierungen sind verwittert. Die Leute halten sich dann nicht an die Abmessungen und es gibt noch weniger Platz." Auf der anderen Straßenseite sind die Parkplätze neuer. Die Norm von 2,50 Meter wird hier eingehalten.

+++ Parkplätze zu schmal +++

+++ Anlage ist sauber +++

+++ Bike and Ride ist prima +++

+++ Nebenstraßen zugeparkt +++

+++ Reifen durchgeschnitten +++

+++ Der Müll stört nicht +++

Eine Sache vermisst Carsten Willms an fast allen getesteten Anlagen: Frauenparkplätze. "Das geht gar nicht", sagt der ADAC-Experte. "Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Frauen deutlich sicherer fühlen, wenn sie in der Nähe des Bahnsteigs parken können."

Einen Pluspunkt haben jedoch alle U-Bahnhöfe: "Die Anlagen sind kostenfrei", sagt Willms. "Das ist gut, denn sonst parken die Pendler häufig in den anliegenden Straßen und dann gibt es Beschwerden von Anwohnern."

Beschwerden gibt es jedoch trotzdem, wegen der Kapazität der Anlagen. Willms: "Die Leute bekommen keinen Parkplatz." Der Bahnhof Ahrensburg Ost hat ihn nicht überzeugt. "Das Niveau ist unterdurchschnittlich." Der Bahnhof erhält 25 von 100 Punkten, er ist zu 90 Prozent ausgelastet.

In Ahrensburg West wird der Parkplatz nicht als P+R-Anlage ausgewiesen. "Ich verstehe nicht, was sich die Kommune dabei denkt, denn so eine Anlage ist doch ein positives Aushängeschild", sagt Willms. Wenig später geht dem Bahnhofs-Tester jedoch ein Licht auf. "Dieser Parkplatz ist ein Armutszeugnis", sagt Willms beim Anblick "katastrophaler" Schlaglöcher und überquellender Recycling-Container. "Immerhin ist er kostenfrei, aber alles andere wäre auch eine Frechheit." Positiv findet Willms nur die überdachte Fahrradanlage. Das Ergebnis: 15 Punkte bei einer Auslastung von 95 Prozent.

Die P+R-Anlage am Bahnhof Kiekut ist der Sieger unter den U-Bahnhöfen

Auch von Schmalenbeck ist der Experte nicht begeistert. "Ich habe mich sehr geärgert, weil der Parkplatz überhaupt nicht ausgeschildert ist." Trotzdem erhält Schmalenbeck bei einer Auslastung von 95 Prozent 39 Punkte.

Die P+R-Anlage in Großhansdorf liege an einem "guten Standort", die Fahrradanlage allerdings sei "ärmlich". "Es ist aber sauber", sagt Willms. Allerdings ist der Parkplatz zu 100 Prozent ausgelastet. Das Ergebnis: 38 Punkte.

Einzig der Bahnhof Kiekut hat es Carsten Willms angetan. "In diese Anlage habe ich mich ein wenig verguckt", sagt er. Nur etwa 70 Prozent der 24 Parkplätze sind besetzt. Willms: "Das ist ein Geheimtipp." Einziges Manko: "Die Fahrradanlage ist überdacht, aber voll." Kiekut bekommt 44 Punkte.

+++ Barrierefreiheit +++

+++ Sicherheit +++

+++ Platzangebot +++

+++ Benutzerfreundlichkeit +++

+++ Service +++

Mit Abstand am besten schneidet mit 60 Punkten das Parkhaus in Hoisbüttel ab. Im Unterschied zu den anderen Anlagen gibt es hier Frauenparkplätze. Auch Behindertenparkplätze sind im Untergeschoss barrierefrei vorhanden. Das Parkhaus ist zudem kameraüberwacht, "ein besonderes Extra", wie der ADAC-Parkhausprüfer Christian Schäfer sagt.

Der Experte bemängelt allerdings die schlechten Lichtverhältnisse von 35 Lux und die weite Entfernung vom Bahnhof. "Der Weg ist unübersichtlich", sagt der Parkhausexperte. Die Auslastung der 108 Parkplätze liegt jedoch lediglich bei 30 Prozent. Schäfer: "Hoisbüttel ist eine gute Alternative für Pendler aus Ahrensburg und Oldesloe."

Dennoch: "Testsieger sucht man hier vergebens", sagt Willms. "Eindeutiger Verlierer ist Ahrensburg West."

Fazit: Fünf Anlagen der Linie U 1 erhalten mit Ergebnissen von 15 bis 44 Punkten die Note "mangelhaft", die Anlage in Hoisbüttel schneidet mit 60 Punkten mit der Wertung "befriedigend" ab.

Lesen Sie am Montag, wie der S-Bahnhof Reinbek im Test abgeschnitten hat

Alle Folgen der Serie mit den Tests der Park-and-ride-Anlagen in Stormarn lesen Sie auf www.abendblatt.de/parkandride