Die Stormarner Filialen der insolventen Drogeriekette Schlecker werden geschlossen, die wütenden Beschäftigten verlieren ihre Jobs.

Ammersbek. Wütend und traurig ist Elke Kölln, und bundesweit 13 200 Kollegen fühlen sich vermutlich nicht anders. Elke Kölln ist Verkäuferin bei Schlecker in Ammersbek und voraussichtlich ab Ende Juni arbeitslos.

Am vergangenen Freitag hatten sich die größten Gläubiger des zahlungsunfähigen Unternehmens in Berlin getroffen und für die Zerschlagung und Verwertung des Konzerns gestimmt. Auch Elke Kölln war in Berlin, beim Betriebsrätetreffen. Nachdem die Gläubiger das Aus für Schlecker beschlossen hatten, sei Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zu den Betriebsräten gekommen, um ihnen die Nachricht zu überbringen. "Es war niederschmetternd, aber dieses Mal haben wir es wenigstens nicht aus der Presse erfahren", sagt Elke Kölln. Elf Jahre lang habe sie in einer Filiale in Rahlstedt gearbeitet, diese war eine der 2200 Filialen, die bis 24. März dieses Jahres aufgegeben wurden. "Seit dem arbeite ich mal hier, mal da", sagt sie. "Und nun werden wir alle arbeitslos." Damit gerechnet habe sie, ein Schock sei es trotzdem gewesen. "Viele von uns sind über 50 Jahre alt, es wird schwer, etwas Neues zu finden", sagt sie. Sie kenne niemanden, der einen Job in Aussicht habe.

Eine andere Verkäuferin sagt: "Ich bin 58, da sind meine Chancen nicht so dolle. Wir sind verzweifelt." Wie sie heißt, will sie nicht erzählen, die Filiale, in der sie beschäftigt ist, darf nicht in der Zeitung stehen. "Wir dürfen nichts sagen. Ich will nicht auf die letzten Tage eine fristlose Kündigung riskieren." Auch, wenn Ende Juni ohnehin Schluss ist. "Dass es so weit kommt, war klar, aber ach, ach, es ist traurig." Die Kunden seien sehr mitfühlend, "einige erzählen von eigenen Entlassungen", sagt sie, während sie an der Kasse sitzt. "Ich habe zu wenig bezahlt", sagt die ältere Dame, die gerade an der Reihe war. "Ehrlichkeit ist wichtig." Trotz allem.

Elke Kölln wird häufig von Kunden auf die bevorstehende Schließung angesprochen.. "Viele bedauern uns und fragen: Was wird denn nun aus Ihnen?" Irgendwann könne man nicht mehr antworten und möchte nur seine Ruhe. "Andere fragen, wann nun endlich der Ausverkauf startet. Wie die Geier", sagt sie. Ausverkauf sei schlimm. "Wenn man alleine in einem leeren Laden steht, dann weiß man, es ist zu Ende."

Elke Kölln fragt sich, warum nichts unternommen wurde, um das zu verhindern. "Herr Schlecker hat ein Imperium aufgebaut und es dann kaputt gemacht. Um mit anderen Drogerien mithalten zu können, hätte er investieren müssen. So wie in die XL-Filialen", sagt sie. Diese seien moderner als die regulären Geschäfte. Und sie sollen, ebenso wie die Ihr-Platz-Filialen, von der Deutschen Unternehmensbeteiligungen AG (Dubag) übernommen werden.

Große Vorwürfe macht Kölln der Eigentümerfamilie, die eine Zahlung von neun Millionen Euro an das Unternehmen trotz eines angeblichen Privatvermögens von bis zu 40 Millionen Euro abgelehnt habe. "Sie haben nicht mal neun Millionen übrig. Wir Mitarbeiter bedeuten denen gar nichts."