Die Band Kalamazoo steht beim MusicStorm-Wettbewerb in der zweiten Runde. Die Jungs haben auch Fans in Dänemark, Schweden und den USA.

Reinbek. Mehr als 100 Auftritte, ein fester Fankreis, der regelmäßig zu den Konzerten kommt, und zwei fertige Alben mit den Titeln "Back to Kalamazoo" und "Pirate Bay": Sänger und Gitarrist Dominik Beseler, Bassist Oliver Plehn, Gitarrist Victor Schüttfort und Schlagzeuger Sönke Brauns kann man schon fast als Profis im Musikgeschäft bezeichnen. Vor sechs Jahren haben die Jungs aus Glinde, Reinbek und Hamburg die Band Kalamazoo gegründet. "Ich weiß noch genau, wie Oliver damals bei einer Party auf mich zukam", sagt Dominik. Mit dem Spruch "Du siehst aus wie jemand, der eine Band braucht" gewann er den heute 22-Jährigen für sein Projekt.

"Anfangs waren wir auf der Bühne vier Solokünstler, inzwischen sind wir eine Band geworden", sagt Dominik, und Victor ergänzt: "Bei uns gibt es keine Soloshow, sondern wir treten als Team auf. Wir verstehen uns blind und können uns immer aufeinander verlassen." Dadurch hätten sie die Möglichkeit, bei ihren Auftritten viel herumzuexperimentieren, und das ist den vier Musikern sehr wichtig. "Bei uns ist kein Konzert wie das andere", sagt Victor. "Wir probieren live immer wieder neue Sachen und Ideen aus, spielen manchmal einfach drauflos."

Dabei lässt sich der Gitarrist auch von einer blutenden Hand nicht aufhalten. Bei einem Konzert in der Markthalle in Hamburg anlässlich der Veröffentlichung ihres zweiten Albums riss sich der 22-Jährige einen Finger an den Saiten seiner Gitarre auf. Doch den Auftritt zu unterbrechen, sei ihm gar nicht in den Sinn gekommen, obwohl die Gitarre am Ende blutrot gewesen sei. Auch die Schmerzen habe er nicht gespürt. "Auf der Bühne zu stehen, das gibt so einen wahnsinnigen Adrenalinstoß", sagt Victor. "Das ist ein Gefühl, das ich nicht mehr missen möchte."

Getragen werden die vier bei den Auftritten auch von ihren Fans. Etwa 100 Leute kommen regelmäßig zu den Konzerten von Kalamazoo. "Sie kennen die Texte auswendig und singen bei den Songs mit", sagt der Gitarrist. "Das ist ein tolles Gefühl." Bei ihrem beliebtesten Lied "Pirate Bay" müsse Dominik inzwischen beim Refrain gar nicht mehr zum Mikro greifen, weil das Publikum das Singen für ihn übernehme. Wichtig sei es ihnen, den Zuschauern eine gute Show zu bieten, sie einzubeziehen und zum Tanzen zu bringen - ganz so, wie es ihr Bandname verspricht. Der Begriff Kalamazoo stammt aus der Sprache der Aborigines und bedeutet übersetzt "Ort, an dem das Wasser kocht". "Wir geben immer Gas auf der Bühne, bis der letzte Tropfen Energie aufgebraucht ist", sagt Gitarrist Victor. "Nach einem Auftritt bin ich dann jedes Mal total fertig und könnte erst mal eine Woche in Rente gehen."

Zum Kochen bringen würden Victor, Oliver, Sönke und Dominik auch gern die Menschen beim MusicStorm-Finale vor dem Ahrensburger Schloss. "Obwohl wir schon viele Konzerte gespielt haben, wäre das für uns etwas ganz Besonderes", sagt Victor. Seine Bandkollegen wissen schon, wie es sich anfühlt, dort vor mehr als 1000 Leuten auf der Open-Air-Bühne zu stehen. Denn sie schafften es bereits beim ersten MusicStorm-Contest ins Finale und belegten den dritten Platz. "Das Schloss im Hintergrund ist eine klasse Kulisse. Da möchten wir natürlich wieder mit am Start sein", sagt Sönke. Victor war damals nicht dabei. Von 2008 bis 2010 hatte der 22-Jährige der Band den Rücken gekehrt, um in Marburg Medizin zu studieren. Inzwischen ist er an die Universität Hamburg gewechselt und wieder zu seinen alten Bandkollegen gestoßen.

Ihre Musikrichtung bezeichnen Kalamazoo als Fusion-Rock. Schlagzeuger Sönke sagt: "Wir werfen verschiedene Stile wie Blues, Funk, Jazz, Reggae und Rock in einen Topf, rühren es um, und fertig sind wir." Seit Bestehen der Band proben die Jungs montags und freitags im Dachgeschoss von Sönkes Haus im Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt. "Alle anderen Aktivitäten sind inzwischen darauf ausgerichtet", sagt Dominik, und für Victor ist der Raum sogar zu einem zweiten Zuhause geworden. Mit der Band Geld zu verdienen, auf großen Festivals und in vollen Konzertsälen zu spielen: So etwas höre sich zwar sehr verlockend an, sei aber nicht das oberste Ziel der Gruppe. "Am schönsten wäre es für uns, wenn wir in 20 Jahren noch in dieser Besetzung zusammen Musik machen würden", sagt Victor, und erntet dafür zustimmendes Kopfnicken von seinen Bandkollegen.

Freude bereitet es ihnen, zu sehen, wen sie alles mit ihren Songs erreichen. "Vor Kurzem hat sich eine Frau aus Köln bei uns gemeldet, weil sie unser Album für ihren Mann kaufen wollte", sagt Victor. "Er war im Internet auf uns aufmerksam geworden." Auch Menschen aus Schweden, Dänemark und Amerika hätten bereits ihre Lieder heruntergeladen. Zurzeit arbeiten Kalamazoo an ihrer dritten CD. In der vergangenen Woche haben sie im Studio die ersten vier Songs eingespielt. "Es ist uns wichtig, dass wir unser eigenes Ding machen", sagt Victor. "Denn sonst ist man nur irgendeine Rockband - und das wollen wir nicht sein."