Gema erhöht die Gebühren um bis zu 1000 Prozent. Fun-Parc- und Seh-Sie-Betreiber protestieren. Der Verband droht mit einer Klage.

Trittau. Die Gema, die bei öffentlichen Musikveranstaltungen Gebühren für die Künstler kassiert, will ihre Tarife zum Januar 2013 erhöhen. Damit droht vielen Diskotheken das Aus. Die Betreiber befürchten, die steigenden Kosten für das Abspielen von Musik nicht tragen zu können. "Existenzen sind gefährdet", sagt Stephan Büttner, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe (BDT). Er befürchtet ein bundesweites "Diskothekensterben".

Zu den gefährdeten Discos zählt auch der Fun-Parc in Trittau. Besonders große Diskotheken im ländlichen Raum sind von der neuen Regelung betroffen, denn die Gebühren erhöhen sich nochmals um 50 Prozent, wenn die Musik länger als fünf Stunden gespielt wird.

Rund 16.000 Euro zahlt Knut Walsleben, der seit 2007 den Fun-Parc in Trittau leitet, derzeit im Jahr an die Gema. Ab 2013 werden es nach der neuen Gebührenordnung mehr als 100.000 Euro sein. Büttner: "Bei einer solchen Steigerung von mehr als 600 Prozent muss der Betreiber sich überlegen, ob er den Laden entweder schließt oder deutlich weniger Veranstaltungen macht." Eine Erhöhung der Eintrittspreise sei keine Lösung, denn: "Wenn die Betreiber mehr Eintritt verlangen, steigen auch die Gema-Gebühren prozentual."

Der neue Tarif sieht vor, dass die Veranstalter immer zehn Prozent ihrer Einnahmen an die Gema zahlen. Die Summe berechnet sich nach der Quadratmeterzahl und den Eintrittspreisen und wird pro Abend, an dem der Klub geöffnet hat, abgerechnet. Bei einer Disco mit 1000 Quadratmetern werden 1000 Gäste am Abend veranschlagt. Bei zehn Euro Eintritt muss der Betreiber also von seinen 10.000 Euro Einnahmen 1000 Euro an die Gema abgeben.

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"Kommen deutlich weniger Gäste als erwartet, kann der Betreiber das am nächsten Tag nachweisen und zahlt dann entsprechend weniger Abgaben", erläutert Gaby Schilcher, Sprecherin der Gema, das neue Modell. Zuvor hätten Veranstalter eine Pauschale gezahlt, in der die Eintrittspreise nicht berücksichtigt wurden. Schilcher: "Das hat dazu geführt, dass große Veranstalter im Vergleich deutlich zu wenig Abgaben gezahlt haben." Kleine Lokale würden durch den neuen Tarif entlastet. "Das neue Modell ist gerecht", meint Gema-Sprecherin Gaby Schilcher.

Fun-Parc-Inhaber Knut Walsleben, der auch Mitglied im Präsidium des BDT ist, sieht das ganz anders. Er ist entrüstet über das neue Tarifmodell. Walsleben: "Es ist eine Schweinerei, dass die Gema von einer Vereinfachung der Tarifstruktur spricht, wenn es im Endeffekt darauf hinausläuft, dass unsere Branche kaputtgemacht wird." Einige Kollegen müssten mit Erhöhungen um bis zu 1000 Prozent rechnen. Walsleben: "Das ist für viele einfach nicht bezahlbar." Der Disco-Betreiber spricht von einem "Riesenproblem", dass die gesamte Branche erschüttere.

Auch die Diskothek Seh-Sie in Bad Oldesloe ist von der neuen Regelung betroffen. Zurzeit zahlen die Inhaber 6000 Euro im Jahr an die Verwertungsgesellschaft. Wie viel es ab 2013 werden, wissen sie noch nicht. "Wir haben von der Gema noch gar keine Informationen zu den neuen Tarifen erhalten", sagt Mit-Betreiberin Juliana Sesiani. Doch auch mit den bisherigen Regelungen ist sie nicht zufrieden. "Es gibt zu viele Einschränkungen und unterschiedliche Tarife", sagt Juliana Sesiani. "Wir Betreiber werden von Amts wegen immer mehr dazu gedrängt, unseren Beruf aufzugeben."

Knut Walsleben, der schon seit 1998 beruflich mit der Verwertungsgesellschaft zu tun hat, geht davon aus, dass die Gema ihre neue Gebührenordnung auch durchsetzen will. Der BDT werde in diesem Fall aber "alle Maßnahmen" ergreifen. "Wir prüfen rechtliche Schritte und würden notfalls auch das Kartellamt einschalten", sagt Walsleben, gibt aber gleichzeitig zu bedenken: "Das wird dauern."

Den Disco-Inhaber macht vor allem eines wütend: "Wir sind es doch, die den Musikmarkt machen. Ohne Discos könnten DJs gar nicht ihre neuen Stücke in den Markt einbringen. In den Klubs entscheidet sich schließlich erst, welcher Titel ein Hit wird und welcher nicht", sagt Walsleben. "Das Tarifmodell ist nicht zu Ende gedacht."

Der BDT schreibt in einer öffentlichen Stellungnahme, im Hinblick auf die Gema-Tarife bleibe offensichtlich nur der Weg vor Gericht. "Für eine Tarifstrukturänderung besteht keine Veranlassung, die Tarife haben sich seit mehr als 50 Jahren im Markt bewährt", heißt es darin weiter. Geschäftsführer Stephan Büttner sagt: "Wir haben es bei der Gema mit einem Monopolisten zu tun, der seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen versucht, um exorbitante Erhöhungen durchzusetzen." Die Aufsichtsbehörden müssten nun dringend durchgreifen.