Wir steuern Sportboothäfen an der Elbe von Bleckede bis Freiburg an, lassen Seemannsgarn spinnen und uns Geschichten mit Tiefgang erzählen.

Das ist immer unser Freitagabend-Event", sagt die blonde Laura, 14, aus der Jollengruppe und meint das wöchentliche Segeltraining. Tristan, 13, und Dominik, 15, die dabei stehen, nicken zustimmend. "Das Training macht Spaß. Ohne den Unterricht würde am Freitag was fehlen", meint Tristan.

Im Yachtclub Bullenhausen ist die Jugend am Ruder, Aber das war nicht immer so. "Bis vor einigen Jahren war unser Verein noch sehr verschlossen. Kinder waren nicht erwünscht", sagt Mitglied Peter Golz. "Das durchschnittliche Alter der Mitglieder war dadurch sehr hoch. Außerdem liegt der Hafen hinter dem Deich etwas abgeschieden. Da fühlte sich nicht jeder sofort eingeladen."

Doch dann begann der Verein, sich langsam zu öffnen. Mitglieder brachten ihre Angehörigen und Freunde mit an den Steg, an dem man die Aufgabelung der Elbe in Norder- und Süderelbe direkt vor der Nase hat - wenn die Bäume im Herbst ihre Blätter verlieren, kann man gar den kleinen Leuchtturm der Bunthäuser Spitze ausmachen. So kam auch Golz in den Verein und übernahm kurz darauf die Aufgabe eines Ausbilders. Heute ist er Teil eines Teams von vier Ausbildern.

+++ 37 Liegeplätze +++

"Ich wohne in Bullenhausen, segele für mein Leben gern und finde es toll, Jugendliche trainieren zu können", sagt der 46-Jährige. Nach dem Training, zu dem die 22 jungen Mitglieder der Jugendgruppe während der Saison jeden Freitag kommen, werde häufig in der Elbe gebadet. Während des Unterrichts fahren die Acht bis 13-Jährigen in Optimisten und ältere Jugendliche in Jollen im Revier des Segelklubs umher, lernen die Grundlagen des Segelns und die Bewältigung von Notsituationen. So gibt es ein spezielles Kentertraining - die Kinder lernen, Ruhe zu bewahren, auf Retter zu warten und immer in der Nähe des Bootes zu bleiben, das im Wasser Signalwirkung hat. "Diese Unterweisung ist sehr wichtig. Zum Glück hatten wir allerdings noch nie einen echten Notfall, obwohl wir bei Wind und Wetter segeln", sagt Thorsten Gruhn. Der 44-Jährige ist 1. Vorsitzender des Vereins.

Laura, Tristan und Dominik haben mit dem Segeln angefangen, als Freunde in den Verein eingetreten sind. "Bullenhausen ist ein Dorf. Jeder kennt jeden, und wenn jemand etwas anfängt, machen die anderen mit", sagt Laura. Gruppendynamik gepaart mit Spaß am Wassersport - die Mischung in Bullenhausen stimmt. Tristan hat nicht nur Spaß am Wassersport - sein zweites Hobby ist Wasserski Fahren -, sondern versteht sich zudem gut mit den übrigen Vereinsmitgliedern. "Ich freue mich immer wieder, etwas mit dem Verein zu machen", sagt der 13-Jährige. "Von sieben bis 95 Jahre ist alles dabei. Die Atmosphäre ist locker. Es fühlt sich einfach gut an."

Peter Golz sagt: "Die Früchte unserer Jugendarbeit sehen wir jetzt. Der Verein ist lebendig, die Arbeit in ihm macht Spaß. Hätten wir vor zwölf Jahren nicht angefangen, die Jugendarbeit ernst zu nehmen, sähe das nun ganz anders aus", sagt Peter Golz. Heute müssen sich Kinder, die in Optimisten das Segeln lernen wollen, gar auf einer Warteliste gedulden, so groß sei der Andrang. Zehn Namen stehen derzeit auf der Liste.

+++ Wo Inge Meysel wohnte +++

"Sicher, Jugendarbeit ist kein Selbstgänger. Deshalb behandeln viele Vereine sie wohl stiefmütterlich. Es ist ihnen einfach zu anstrengend, Jugendlichen das Segeln beizubringen", vermutet Peter Golz. "Aber im Prinzip geht es hier ja, drastisch gesagt, um unser Überleben. Wenn keine jungen Leute nachrücken, stirbt der Verein."

Durch Kinder kommen wiederum Eltern mit dem Verein in Kontakt - eine ständige, lebendige Fluktuation. "Wir haben hier schon Glück. Andere Vereine haben es da wesentlich schlechter, auch durch Selbstverschulden", meint Thorsten Gruhn. Auch sein Jugendtraum war, die Freiheit eines Skippers am Steuerrad eines Bootes zu spüren. Vor sechs Jahren erfüllte er sich mit dem Erwerb des Sportbootführerscheins schließlich den Traum.

Menschen, die ihre Schwellenangst daran hindert, einmal in einen Bootsklub hineinzuschnuppern, möchte Gruhn die Angst nehmen. "Jeder ist bei uns willkommen", sagt der Vorsitzende.

Morgen sind wir zu Gast bei der Segler-Vereinigung Reiherstieg im Sportboothafen Holstenkaten in Hamburg-Wilhelmsburg.