Sommer, Sonne, Superjob? Das Abendblatt testet in der Serie “Eine Stunde als...“ unterschiedliche Berufe.

Stade. Nein, selbst verkauft habe ich kein Auto in dieser Stunde. Morgens um 9 Uhr beginnen meine 60 Minuten als Autoverkäufer. Zu diesem Zeitpunkt ist das Stader Autohaus Cordes schon seit einer Stunde geöffnet. Verkaufsberater Nils Oltmann (30) begrüßt mich in seinem gläsernen Büro.

Das Outfit des Neulings - Jackett, Hemd, Jeans und schwarze Schuhe - sei schon in Ordnung, sagt Oltmann. Dennoch falle ich aus dem Rahmen: Eine Krawatte fehlt, die trägt hier jeder. Und meine handelsübliche Jeans scheint auch etwas fehl am Platz zu sein. Allerdings: Auf zu viel des Guten sollte ein Autoverkäufer doch verzichten, rät Oltmann. Wer bei der Kleidung übertreibe, verärgere die Kunden. Eine gewisse dezente Eleganz komme dagegen gut an.

Zunächst werden aber weder Nils Oltmanns Kleidung noch die des Reporters den kritischen Blicken der Kundschaft unterzogen. Oltmann bespricht mit seinem Chef, Verkaufsleiter Arne Köncke, die Anfrage eines Kunden, der einen Opel Zafira kaufen und wissen möchte, welcher Preis "drin" ist. Außerdem hat Oltmann Finanzierungen zu kalkulieren, viel Schriftliches zu erledigen und Fahrzeugzulassungen vorzubereiten.

Im Verkaufsraum vor Oltmanns Büro warten derweil Chevrolet-Fahrzeuge auf neue Besitzer, auf der anderen Seite der Harburger Straße werden die Opel-Modelle präsentiert. Nils Oltmann, der zunächst Kfz-Mechaniker gelernt und dann eine einjährige Ausbildung zum geprüften Automobilverkäufer absolviert hat, verkauft beide Marken und außerdem gebrauchte Fahrzeuge.

Technisches Interesse, entsprechende Kenntnisse und ein Talent zum Verkaufen seien wichtig in diesem Beruf, erklärt Oltmann. Interessant sei die Tätigkeit und abwechslungsreich. "Man muss die Kunden ansprechen", das sei das Erfolgsrezept. Und Erfolg lohnt sich: Das Einkommen eines Autoverkäufers ist individuell und erfolgsabhängig - zwischen 2500 und 4500 Euro brutto pro Monat, so Oltmann.

"Welches Fahrzeug ist das richtige für den Kunden?" - das ist die zentrale Frage beim Verkaufsgespräch: Schaut der Kunde nur auf Funktionalität und Platzverhältnisse oder zählen auch die Emotionen? Im Moment seien besonders Kleinwagen gefragt, auch am neuen Opel-Flaggschiff bestehe großes Interesse. Die staatliche Abwrackprämie wertet Oltmann als positiv, die Auswirkungen seien nach wie vor deutlich spürbar.

Ein Erfolgserlebnis gibt es auch für den Reporter noch an diesem Vormittag. Kurz vor 10 Uhr kommt Götz Tietjens (45) in den Verkaufsraum. Er möchte sein neues Auto abholen, einen Opel Astra aus Vorbesitz, für den sich der Stader nach guten Erfahrungen mit zwei früheren Fahrzeugen der Marke entschieden hat. Nils Oltmann und ich gratulieren dem stolzen Besitzer zu seinem Auto, eine Flasche Sekt gibt es dazu - und das Wunschkennzeichen mit den Initialen "GT" und dem Geburtsdatum des neuen Besitzers.