Landwirt Thomas B. Morgenstern aus Drochtersen ist auch als Autor erfolgreich. Die Geschichten beziehen sich aufs wahre Leben.

Drochtersen. Der Aschhorner Landwirt Thomas B. Morgenstern sieht zwar ganz harmlos aus, doch er bringt gerne Menschen um - zumindest in seinen Krimis. Denn Morgenstern ist, wenn sein Beruf dies zeitlich erlaubt, ein passionierter und erfolgreicher Schriftsteller für Kriminalromane. Jetzt hat er den letzten Teil seiner Kehdinger Krimi-Trilogie mit dem Titel "Milchfieber" veröffentlicht.

In seinem aktuellen Werk wird der Kehdinger Milchkontrolleur Hans-Georg Albers einmal mehr zu einer Art Miss Marple, denn Albers hat im Grunde nichts mit Mord und Totschlag am Hut. Doch wie es der Zufall will, wird er bei einer Geburtstagsfeier in eine Geschichte um einen sprichwörtlich schlagkräftigen Mord, eine verworrene Geschichte um eine junge Polin und die Geheimnisse des Kehdinger Moores, verstrickt. Ein kurzweiliger Krimi, der zudem mit Skurrilitäten aus dem grünen Land an der Unterelbe gespickt ist.

"Viele dieser skurrilen Dinge, die ich in meine Krimis einbaue, sind aus dem ganz normalen Kehdinger Alltag gegriffen", sagt Morgenstern. Sicher, ein wenig werde hier und da zugespitzt, um es dramaturgisch besser verwenden zu können, doch die Geschichten seien aus dem realen Leben aufgegriffen, was aber nicht von allen geglaubt werde. So würden etwa viele Hamburger denken, dass es so etwas Ungewöhnliches gar nicht geben würde, dass das alles frei erfunden sei. Doch die Menschen des Kehdinger Landes, so erzählt Morgenstern, würden sich und ihr Land in den Krimis wiedererkennen. Das sei halt so auf dem Land, wie er es schreibt. "Ich achte aber sehr darauf, dass ich bei diesen vielen oftmals merkwürdig anmutenden Elementen im Krimi alles weit genug verfremde", sagt der studierte Biologe. Das sei er den Menschen im Kehdinger Land schuldig.

Niemandem wolle er auf die Füße treten, sie schlecht dastehehen lassen - gerade wenn sie als Vorlagen für die Krimi-Charaktere eine eher wenig gute Figur in seinem Werk hinterlassen. "Das muss ich tun, denn ich will ja morgens noch in den Spiegel sehen können und nicht ein schlechtes Gefühl haben, weil ich jemanden in die Pfanne gehauen habe. Rachebücher und Bloßstellen von Menschen sind nicht meine Sache", sagt er. Daher schreibe er auch nicht alles, was er in Gesprächen bei der Arbeit auf seinem Hof in Aschhorn oder sonst wo aufschnappt, in seine Krimis hinein. "Ich trage eine moralische Verpflichtung und muss abwägen, was ich schreiben darf und was nicht", sagt Morgenstern. Dafür, was noch vertretbar sei, dafür habe er allmählich ein Gefühl entwickelt. "Und wenn ich doch mal unschlüssig bin, kann ich meine Familie um Rat fragen", sagt er.

Seine Familie ist für den Landwirt und Krimiautor von großer Bedeutung. Seine Eltern hatten ihn früh in seiner Leseentwicklung unterstützt. "Die hatten eine, wie ich damals fand, unglaublich große Bibliothek. Lesen gehörte in meiner Familie dazu", sagt der Kehdinger. Sein erstes Buch, das er gelesen hatte, war ein fünfseitiges über Teddybären. "Ich war richtig stolz, dass ich das an einem Tag gelesen habe", sagt der 59-Jährige. Seine Leidenschaft für die deutsche Sprache kam auch nach der Teddybär-Lektüre nicht abhanden.

Er las gerne Bücher, wenn er Zeit dazu hatte. Krimis gehörten auch dazu. "Natürlich habe ich die Geschichten um Sherlock Holmes und die Krimis von Agatha Christie gelesen", sagt Morgenstern. Vor allem Christies Werke seien ganz große Kriminal-Literatur, wie er findet. Da gebe es keine ausufernde Gewalt. "Diese blutrünstigen Geschichten, etwa diese modernen Thriller, das mag ich einfach nicht. Das ist mir zu brutal", sagt der Kehdinger. Nein, die zarte Andeutung dessen, was gewesen sein könnte, wobei dennoch die Würde des Menschen bewahrt werde, das befürworte er viel mehr.

Aber nicht nur für Krimis schwärmt der Aschhorner. "Ich bin ein großer Freund von Hans Fallada und Hans Jakob von Grimmelshausen mit seinem berühmten Simplicissimus. Ein hervorragendes Werk voller Ironie. Aber die Gedichte von Robert Gernhardt oder Christian Morgenstern finde ich auch ganz toll", sagt er. Deren Sinn für Humor mit prosaischer Kunstfertigkeit verpackt, das sei etwas besonderes, was er schätze, ebenso, wie dass es ihm seine Familie ermöglicht, neben der Arbeit auf dem Hof die Kriminalromane niederzuschreiben, die ihm durch den Kopf geistern. "Ich habe immer so viele Ideen, es wäre schade, wenn ich sie nicht zu Papier bringen könnte", sagt Morgenstern. Künftig wird er wohl mehr Zeit als bisher für seine schriftstellerische Tätigkeit finden.

"Mein Sohn will in zwei Jahren den Hof übernehmen. Das macht mich glücklich, weil der Hof weiterexistieren wird und ich mich zugleich voll auf das Schreiben konzentrieren kann", sagt der 59-Jährige. Die Arbeit am nächsten Buch läuft bereits und sie wird eine Abkehr vom Landleben sein. "Es wird diesmal ein Stadtkrimi", verrät Morgenstern. Zur Handlung will er noch nicht viel preisgeben. Nur soviel: Es geht um einen Mann, der zunächst einen Mord begeht und dafür nicht belangt wird, der später aber für einen Mord, den er nicht begangen hat, angeklagt wird.

"Milchfieber" von Thomas B. Morgenstern ist im MCE-Verlag erschienen und ab sofort für 11,90 Euro im Buchhandel erhältlich