Die Einwohner von Jork haben immer weniger Interesse an der größten Auszeichnung, die ihr Heimatort zu vergeben hat

Jork. Bereits zwölfmal wurde in den vergangenen Jahren der Jorker Bürgerpreis an Menschen verliehen, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich und selbstlos engagiert haben. Anlässlich der Lessing-Gespräche am 13. November im Museum Altes Land soll nun wieder ein verdienter Mitbürger für Leistungen auf sportlichem, kulturellem, sozialem oder einem anderen Gebiet geehrt werden. Die Bürger der Einheitsgemeinde sind deshalb erneut aufgerufen, bis spätestens 1. August ihre Vorschläge dazu bei Gina Lang im Rathaus einzureichen. Doch die Frau hat ein Problem: Schon seit geraumer Zeit werden von den Jorkern kaum noch Vorschläge für neue Preisanwärter eingereicht.

Ob es in Jork keine Leute gibt, die Großes im Alltäglichen leisten, ob zu wenig Interesse an diesem Preis besteht, ob die Jorker gar zu bescheiden sind, selbstlosen Einsatz öffentlich zu machen oder aber ob die Auswahlkriterien zu kompliziert sind, darüber rätseln derzeit die Mitglieder von Rat und Verwaltung gleichermaßen. Vielleicht liegt das Problem auch daran, dass die Preisträger aus der Einheitsgemeinde Jork kommen müssen.

Es wird von Jahr zu Jahr schwerer, geeignete Anwärter zu finden

"Tatsache ist, dass es von Jahr zu Jahr schwerer wird, Anwärter für den Preis zu finden, das macht uns schon ein bisschen ratlos", sagt Gina Lang. "Dabei bin ich sicher, dass es unter den Jorkern würdige Kandidaten gibt, die einfach nicht als solche wahrgenommen werden." Es können Menschen vorgeschlagen werden, die zum Beispiel jemanden aus großer Not oder Lebensgefahr gerettet haben, sich regelmäßig um die hochbetagte Nachbarin kümmern oder sich für Hilfsprojekte engagieren, beschreibt Lang einige Auswahlkriterien. "Natürlich müssen wir hier im Rathaus auch davon erfahren, und das geht nur, wenn uns Bürger direkt informieren", ermuntert Gina Lang die etwa 11 800 Bürger der Einheitsgemeinde. Bislang habe sie gerade mal drei Vorschläge, über die alle 28 Ratsmitglieder dann abstimmen werden.

Ein Problem ist, dass Preisträger aus der Gemeinde Jork kommen müssen

Der Bürgerpreis ist eine Silbermedaille, etwa so groß wie eine Zwei-Euro-Münze, die auf der einen Seite das Jorker Gemeindewappen trägt. Auf der anderen Seite wird der Name der oder des Geehrten dann eingraviert.

Im Jahr 1998 verlieh Jork erstmals einen Bürgerpreis. Eliane Demoy und Carl Röper hießen damals die Geehrten. Eliane Demoy wurde für ihr nimmermüdes Engagement um die deutsch-französische Partnerschaft zwischen Jork und der Presqu'Ile de Brotonne ausgezeichnet, und Carl Röper bekam die Ehrenmedaille für seine großen Verdienste in Sachen Heimatgeschichte und Kulturpflege.

In den folgenden Jahren wurden Beke Gellert für ihren Einsatz bei der Pflege der Grünanlagen in Wisch und Neuenschleuse, Hinrich Behr für seine vielfältige Einsatzbereitschaft in der Feuerwehr, als Kirchenvorsteher, Mitbegründer des Kirchenchors und des St.-Matthias-Marktes sowie in seiner Eigenschaft als Gründer der Jorker Trachtengruppe und Elfriede Figgen für ihr jahrzehntelanges soziales Engagement ausgezeichnet.

Gerd Matthes erhielt den Preis 2002 für sein Mühen um die Pflege und Erhaltung Altländer Kultur, sein Engagement für die evangelische St.-Martini-Gemeinde und den Tourismus. 2003 gab es wieder zwei Preisträger: Elisabeth Karstens und Gerhard Kube bekamen die Ehrenmedaille für ihre ehrenamtliche Fleißarbeit im Altländer Archiv. Lucie Vollmer war beim Sport vorbildlich aktiv und bekam die Ehrung 2004. Im Folgejahr gab es ein Novum: Der Auserkorene wollte partout nicht in die Öffentlichkeit, sondern weiter im Stillen Gutes tun und verzichtete auf den Bürgerpreis.

Alf-Dieter Frank war der Preisträger 2006. Er hatte 25 Jahre zuvor die "Kleine Jorker Bühne" gegründet und diese Theatergruppe zu einer kulturellen Institution im Alten Land entwickelt, Heinrich Bröhan bekam den Preis 2007 für sein bürgerliches Engagement in der Kommunalpolitik, im Sport und als langjähriger Schiedsmann. Marlies Corleis erhielt 2008 die Ehrenmedaille für ihr langjähriges Ehrenamt als Vorsitzende der Jorker Arbeiterwohlfahrt und Georg Reh 2009 für seine Verdienste um den Sport, besonders für den Altländer Sportclub Cranz-Estebrügge. Eine Galerie der bisherigen Preisträger ist im Rathaus ausgestellt und erinnert an jene Zeiten, da es reichlich Anwärter für den Bürgerpreis gab.

Gemeinde Jork will mit dieser Medaille selbstlos engagierte Bürger ehren

"Die Gemeinde Jork will mit dieser Medaille Bürgerinnen und Bürger ehren, die sich besondere Verdienste um das Wohl und Ansehen der Gemeinde Jork auf politischem, wirtschaftlichem, sozialem, kulturellem, heimatpflegerischem und sportlichen Gebiet, auf dem Gebiet der kommunalen Verwaltung, der europäischen Verständigung oder des Umweltschutzes erworben haben", heißt es in der Richtlinie über die Verleihung der "Ehrenmedaille der Gemeinde Jork".

Mit Spannung darf erwartet werden, wer nun in diesem Jahr für welche Verdienste geehrt wird und ob in den kommenden Wochen noch Vorschläge im Rathaus eingehen. Gina Lang ist im Büro für Öffentlichkeitsarbeit, im Rathaus Jork, Am Gräfengericht 2, zu erreichen oder telefonisch unter der Rufnummer 04162/91 47 30 oder per E-Mail an: lang@jork.de