Sparkassenpräsident Thomas Mang fordert ein Umdenken von Politik und Banken, um das Vertrauen der Kunden wieder herzustellen.

Stade. Auch wenn der Gala-Auftritt des diese Woche in Berlin mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Ensembles "Salut Salon" gute Stimmung und Festlichkeit in der Sparkasse Stade-Altes Land am Stader Pferdemarkt verbreitete, dominierten die kritischen Töne beim am Mittwochabend gefeierten 175-jährigen Jubiläum des Kreditinstituts. Sowohl Sparkassenvorstand Dieter Kanzelmeyer als auch der Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, Thomas Mang, sparten nicht mit Kritik an den zuletzt getroffenen politischen Entscheidungen aus Brüssel und Berlin, allen voran den neuen Regulationsmechanismen für den Finanzmarkt.

Die Sparkasse Stade-Altes Land sei aufgrund ihrer regionalen Verbundenheit gut und sicher durch die globalen Finanzmarktwirren gekommen. "Die zunehmende Regulierung der Finanzmärkte, wie sie jetzt verfolgt wird, trifft uns und macht die Arbeit schwer", sagte Kanzelmeyer. In Berlin werde in einem Akt falsch verstandenen Verbraucherschutzes eine regulatorische Keule geschwungen und das Finanzgeschäft überbürokratisiert.

"Der seit Jahrzehnten sichere und risikoarme Sparkassenbrief wird plötzlich als risikoreiche Geldanlage angesehen und auf eine Stufe mit hochspekulativen Fondsgeschäften gestellt", moniert Kanzelmeyer. Das schade den Sparkassen als Förderern des Mittelstandes und nerve die Kunden, die einem bürokratischen Papierkrieg ausgesetzt werden.

Diese Regulatorien seien laut Sparkassenpräsident Thomas Mang für die Banken genauso schwer verständlich wie die Finanzkrise für die Bürger. "Im Grunde erleben wir eine Aneinanderreihung von Krisen, die wir nicht ausgelöst haben", sagte Mang. Von der US-Immobilienkrise ausgehend sei die Welt in eine Bankenkrise, dann in eine Finanzkrise und nun in eine Schuldenkrise geraten, die Staaten wie etwa Griechenland an den Rand des Bankrotts getrieben haben. Weil diese Krisen alle miteinander verflochten sind, sei eine Rettung Griechenlands für die Währung der Stabilität Europas alternativlos. "Es geht auch darum, dass wir uns in Europa solidarisch zeigen", sagte Mang. Sollte die Solidarität aufgekündigt werden und die Rettung Griechenlands nicht angegangen, dann würden erst recht große und schwer zu kalkulierende Probleme auf Europa zukommen.

Mang forderte in diesem Zusammenhang eine neue politische Lösung, die er ermöglicht, schneller und flexibler auf derartige Krisen, wie derzeit in Griechenland zu reagieren. "Es ist nicht zielführend, wenn 17 Regierungen erst beraten und entscheiden müssen, bevor einem Land geholfen werden kann", sagte der Sparkassenpräsident. Bis eine Entscheidung gefällt ist, könnte es künftig bereits zu Spät für Rettungsmaßnahmen sein.

Mang sagt aber auch, dass auch die Sparkassen Fehler gemacht hätten und umdenken müssten. "Die deutschen Banken und Sparkassen haben den Fehler gemacht, die US-Krise nach Deutschland zu importieren. Die Sparkassen haben, das muss auch gesagt werden, nicht immer sinnvoll bei Geldanlagen beraten", sagte Mang. Auch wenn es keine leichtfertigen Fehlberatungen gegeben habe, so habe es doch vereinzelt Fehler gegeben, die Kunden verärgert haben. Vielleicht seien einzelne Sparkassen zu leichtgläubig und optimistisch gewesen. "Für uns bedeutet dies, dass wir nachdenken und aus unseren Fehlern lernen müssen, auch um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen", erklärte Mang. Das verlorene Vertrauen zurückzuerlangen, sei eine komplizierte Aufgabe, die Jahre in Anspruch nehmen könnte.