Der Landkreis Harburg dagegen plant ein neues Regionales Raumordnungsprogramm für neue Anlagen aufgrund des Kabinettsbeschlusses.

Stade/Winsen/Lüneburg. Stades Landrat Michael Roesberg sieht die Kreisverwaltung wegen der Pläne aus Hannover, den Strombedarf des Landes bis 2020 komplett aus Windkraft zu decken, nicht in Zugzwang. "Wir haben derzeit etwa 300 Megawatt Windkraftleistung. Das ist schon jetzt doppelt so viel, wie das, was in Hannover von den Landkreisen gefordert wird", sagt der Landrat. Mit dem in Stade laufenden Verfahren für ein Fortschreiben des Regionalen Raumordnungsprogramms für das Jahr 2012 sei der Kreis für die Zukunft bereits gut gerüstet. "Wir hätten dann, wenn die Windparks in unserem Kreisgebiet erneuert sind, fast 600 Megawatt Strom aus Windkraft. Das entspricht der Menge Strom, die früher das Kernkraftwerk in Stade erzeugt hat", sagt Roesberg.

Der Kreis will mit dem neuen RROP eine Modernisierung der Anlagen, das Repowering, ermöglichen. Mit dem RROP fällt 2012 die bestehende Höhenbegrenzung für die Windkraftgeneratoren, so dass auf derselben Fläche künftig weniger, dafür aber größere, kräftigere und effizientere Anlagen errichtet werden können. Im Kreis Stade gibt es derzeit zwölf größere Windparks sowie acht kleinere Flächen mit Windkraftanlagen. Die bereits jetzt ausgewiesenen Flächen für die Windkraftanlagen sollen auch nach dem Repowering beibehalten werden.

Roesberg glaubt nicht, dass wegen des Kabinettsentschlusses in Niedersachsen in großem Stil neue Flächen für Windparks ausgewiesen werden müssen. "Bevor so etwas in die Wege geleitet wird, sollte eine optimale Ausnutzung mit modernen Anlagen erreicht werden. Wir liegen in unserem Gebiet zumindest voll im Trend dessen, was derzeit in Hannover erwartet wird", sagt der Stader Landrat.

Im Landkreis Harburg wird aber, anders als in Stade, mit einem neuen Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) der Weg für mehr Windkrafträder frei gemacht. Bereits im Juni hatte der Kreisentwicklungsausschuss des Harburger Kreistages der Verwaltung den Auftrag erteilt, den Landkreis noch einmal nach möglichen neuen Windenergie-Flächen zu durchforsten. "Zieht man eine Linie vom Wilseder Berg bis zu den Harburger Bergen, kann man den Landkreis Harburg grob in einen windführigen Westteil und einen weniger windführigen Ostteil aufteilen. Das heißt, in den westlichen Samtgemeinden haben wir höhere Windgeschwindigkeiten als im Osten", erklärt Carsten Peters, Leiter Raumordnung bei der Stabsstelle Kreisentwicklung. Ebenfalls geeignet für Windräder, so Peters, sei das Gebiet der Elbmarschen, das bis Rübke reiche.

Peters und seine Kollegen prüfen auch schon mögliche Standorte im Detail. "Wir klären mit Betreibern, wo Interesse für neue Anlagen bestehen könnte und wo der Grunderwerb möglich ist", sagt der Raumplaner. Er betont, dass diese Planungen nur in enger Abstimmung mit den Gemeinden passieren könnten.

Ein zusätzliches Windvorranggebiet hat der Landtagsabgeordnete und Kreispolitiker Heiner Schönecke (CDU) bereits vorgeschlagen: Er hält einen gemeinsam von den Landkreisen Harburg und Stade geplanten Windpark auf insgesamt 360 Hektar für sinnvoll. Auf dem Gebiet der Gemeinde Neu Wulmstorf, der Samtgemeinde Hollenstedt und der Stadt Buxtehude könnten zwölf bis 13 Windkraftanlagen entstehen. Schönecke setzt sich für einen Bürgerwindpark mit mehreren Hundert Kommanditisten ein.

Der SPD-Fraktionschef im Landkreis Harburg, Jens-Rainer Ahrens, erwartet einen schwierigen Prozess bei der Überarbeitung des Regionalen Raumordnungsprogramms: "Wo immer wir solche Flächen ausweisen wollen, wird es Einwendungen von Gegnern geben." Bürgerwindparks, so der SPD-Politiker, seien ein Weg, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Und die Gewinne blieben vor Ort.

Mit großem Widerstand der Bauern rechnet der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes Lüneburger Heide, Rudolf Meyer, nicht. Bei Konflikten mit der Agrarwirtschaft werde das Landvolk aber seine Bedenken äußern. Dem Landkreis Lüneburg liegen zurzeit keine Bauanträge vor, jedoch eine Voranfrage für die Errichtung einer Windkraftanlage in Bardowick. Der Kreis überarbeitet, wie Stade, bis 2012 sein RROP, dies aber, weil das Verwaltungsgericht Lüneburg im vergangenen Jahr die im RROP bislang ausgewiesenen Vorrangstandorte für Windräder für ungültig erklärte. Diese liegen bei Amelinghausen, Südergellersen, Embsen/Melbeck, Köstorf und Boitze. Der Landkreis Lüneburg lässt daher von einem Gutachterbüro einen neuen Teilplan erarbeiten, der 2013 in das RROP einfließen wird.