Mehr als 100 Vorschläge für die künftige Stromversorgung wurden am Stader Fischmarkt gesammelt. Bürgerinitiative ist zufrieden.

Stade. Wenige Tage vor den niedersächsischen Kommunalwahlen machen die Initiatoren der Umwelt-Kampagne "Stade zukunftsfähig!" weiter Druck auf die Politik. In der Stader Innenstadt wurde am Sonnabendvormittag ein riesiger, zwei Meter hoher Stade-Schriftzug enthüllt, der als Bürgerprotest und Ideenplattform dient. Auf den leuchtend gelben Lettern am Stader Fischmarkt prangten mehr als hundert Vorschläge von Stadern, wie die Hansestadt und der Landkreis Stade energie- und klimapolitisch zukunftsfähig gemacht werden könnten.

Unter dem Titel "Frische Ideen für Stade!" hatten die Bürgerinitiativen Stade-Altes Land und Haseldorfer Marsch, die Umweltverbände BUND Stade und NABU Stade sowie die Klima-Allianz Deutschland im Rahmen ihrer Kampagne eingeladen. Mehr als 100 Stader haben an der Aktion teilgenommen und ihre Ideen eingebracht. "Von unserer Seite ist diese Aktion ein voller Erfolg und zeigt, dass viele Bürger etwas anderes als Kohlekraftwerke wollen. Das muss die Politik registrieren", so Ingrid Meyer-Schmeling, Sprecherin der Bürgerinitiative Stade-Altes Land.

"Die Stader Politik braucht frische Ideen, um die Energiewende endlich voran zu bringen. Dies ist während des Wahlkampfs mehr als deutlich geworden", erklärt Silke Hemke vom BUND Stade. "Statt neue Vorschläge und Visionen einzubringen, wie wir den Übergang in das Zeitalter der erneuerbaren Energien gut meistern können, wiederholen die Bürgermeisterkandidatinnen nur gebetsmühlenartig ihre Unterstützung für rückwärtsgewandte Kohlekraftwerkspläne."

Kristina Kilian-Klinge (CDU) und Silvia Nieber (SPD) hatten erklärt, dass sie den Energiestandort Stade erhalten wollen. Kilian-Klinge hatte sich zudem klar für den Bau eines Kohlekraftwerks auf dem Gelände der Dow ausgesprochen, um dort Arbeitsplätze zu sichern.

Im Umland seien die Zeichen der Zeit, anders als in der Stader Politik, bereits erkannt worden. "Die Kandidaten aller Parteien aus der benachbarten Samtgemeinde Lühe haben sich erst kürzlich zum wiederholten Male gegen den Neubau von Kohlekraftwerken im Alten Land ausgesprochen", sagt Ingrid Meyer-Schmeling. In den Gesprächen auf dem Fischmarkt hatten viele Bürger ihren Wunsch nach einer zukunftsfähigen Energieversorgung ohne Kohlekraft für die Region geäußert.

Dass die Bürger in Stade den Bau von Kohlekraftwerken mehrheitlich unterstützen würden, sei laut den Umweltaktivisten, anders als von politischer Seite postuliert, nicht zutreffend. "Die Menschen wollen sich einbringen und von der Politik gehört werden. Deshalb werden wir auch nach der Wahl weiter die zukunftsfähigen Vorschläge der Stader sammeln und diese dann an die neue Koalition in Stade übergeben", kündigt Meyer-Schmeling an.

Das Anliegen der Menschen in Stade liegt nach Meinung der Umwelt-Aktivisten voll im deutschlandweiten Trend. Laut einer repräsentativen Umfrage der Agentur für erneuerbare Energien würden laut Christian Rollmann von der Klima-Allianz Deutschland 94 Prozent der Bundesbürger den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien mindestens für wichtig oder sogar für sehr beziehungsweise außerordentlich wichtig halten. "Die Menschen wollen eine rasche und konsequente Energiewende, auch die Politik in Stade kann dies nicht länger ignorieren. Die Umfrage zeigt auch, dass die Akzeptanzwerte für den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Wohnumgebung wesentlich höher sind als weithin angenommen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bevölkerung vor Ort von Windenergieanlagen oder Solarparks direkt profitiert", sagt Rollmann.

"Für Stade ist wichtig, dass jetzt konsequent und glaubwürdig gehandelt wird. Das am vergangenen Montag einstimmig vom Rat der Hansestadt auf den Weg gebrachte Klimaschutzkonzept ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aber die Stader Parteien können nicht effektiv Klimaschutz betreiben und zugleich mehrheitlich den von Eon und Dow geplanten Neubau von Kohlekraftwerken in Stade unterstützen. Das passt nicht zusammen!", so Daniela Setton, Energieexpertin der Klima-Allianz Deutschland. Die Kohleverstromung bleibe die klimaschädlichste Art der Energiegewinnung, die zudem den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien behindere.