Erzeugerverband Elbe-Obst will hingegen nicht ausschließen, künftig auch Gentechnik anzuwenden.

Jork. Katrin und Dierk Augustin mögen sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn Gentechnik eines Tages doch im Obstanbau zum Einsatz kommen sollte. "Dann ist das Gleichgewicht der Natur dahin - unwiderrufbar", sagt Dierk Augustin. Das Ehepaar aus Jork baut Bio-Äpfel, Birnen und Pflaumen an. Gentechnik auf ihrem Acker einzusetzen, ist für sie tabu. Deshalb haben sie sich der Initiative "Gentechnikfreie Metropolregion Hamburg" angeschlossen. Sie haben eine Verpflichtung unterschrieben, in der sie versichern, dass ihr Betrieb gentechnikfrei bleibt.

So ein klares Bekenntnis wünscht sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auch von Vertretern der konventionellen Obstbauern im Alten Land. "Die Verantwortlichen verspielen die Chance auf ein ausgezeichnetes Image, wenn sie sich nicht klar gegen Gentechnik positionieren", sagt Manfred Braasch, Geschäftsführer vom BUND Hamburg.

Auch Wolfgang Hanneforth, Gentechnikexperte des BUND, warnt vor dem Einsatz von Gentechnik im Obstbau. "Dabei treten die bekannten Risiken auf. Dazu gehört die Unverträglichkeit für Menschen und Tiere."

Bei der Gentechnik wird gezielt in das Erbgut der Pflanzen eingegriffen. Genbausteine von Bakterien werden in die Pflanze "geschossen". Davon versprechen sich die Befürworter, dass sie resistent gegen Schädlinge werden und weniger Pflanzenschutz eingesetzt werden kann.

Doch das sei ein Trugschluss, betont Dierk Augustin. Schon in der klassischen Züchtung habe er festgestellt, dass sich die Natur schnell veränderten Bedingungen anpasst. "Kurzfristig mag eine Apfelsorte resistent gegen Schädlinge sein, langfristig aber nicht." Augustin vergleicht den Apfelbaum gerne mit einem Motor. "Nur weil der Anlasser - also das Erbgut - ausgetauscht wird, heißt es nicht, dass der Motor lange hält."

Es sei nicht klar, wie sich genveränderte Früchte auf die Umwelt auswirken. "Was passiert zum Beispiel mit den Bienen, die die Apfelblüten bestäuben?", fragt Katrin Augustin.

Auch Jörg Quast, Vorsitzender des norddeutschen Öko-Obstbau Versuchs- und Beratungsring, betont: "Keine Studie belegt, dass die versprochenen Vorteile von Gentechnik eintreten." Für Herbert Quast, Obstbauer aus Neuenfelde, kommt der Einsatz von Gentechnik allein schon nicht in Frage, weil Umfragen zufolge 70 Prozent der Bevölkerung Laborprodukte ablehnt. "Es kann wer weiß was durch Gentechnik entstehen."

Auch im konventionellen Obstanbau spielt die Gentechnik zurzeit keine Rolle. "Wir arbeiten in keinster Weise mit gentechnisch veränderten Sorten", betont Jörg Hilbers, stellvertretender Geschäftsführer des Obstbauversuchsrings des Alten Landes. "Weder in der Sortentestung noch auf den Betrieben."

Allerdings hat der Versuchsring noch kein abschließendes Urteil gefällt, ob Genpflanzen auch in Zukunft die rote Karte gezeigt werden soll: "Wir wollen uns erst mal mit den Fakten auseinandersetzen." Der Obstbauversuchsring schaut besonders in die Schweiz, wo zurzeit an der Cisgenetik geforscht wird.

Hans-Herbert zum Felde, Vorstandsvorsitzender der Elbe-Obst-Erzeugerorganisation, befürchtet, dass sich das Alte Land nicht vor der Entwicklung verschließen kann. "Wenn sich Europa zur Gentechnik bekennt, werden wir gezwungen sein, uns dem anzuschließen."