Polizei geht beim Raubüberfall in Oldendorf aber nicht von professionellen Einbrechern aus

Oldendorf. Die Ermittlungen der Mordkommission zum brutalen Raubüberfall in Oldendorf dauern auch am dritten Tag nach der Tat an. "Unsere bisherige Lesart ist, dass der Mann durch die Knebel am Mund erstickt ist", sagt Thomas Krause, Leiter der 30-köpfigen Mordkommission. Der Mann hatte ein Zellstofftaschentuch in der Mundhöhle, das mit Paketband abgeklebt war. Die Ermittler gehen deshalb von schwerem Raub mit Todesfolge aus.

Am Sonnabendabend gegen 20.30 Uhr hatten zwei unbekannte Täter im Alter zwischen 20 und 25 Jahre bei Gerd H. und seiner Ehefrau am Koppelring in Oldendorf geklingelt, als die beiden vor dem Fernseher saßen. Die Frau war zu diesem Zeitpunkt bereits eingenickt und wurde erst durch das Klingeln wieder geweckt.

Nachdem die Eheleute die Tür geöffnet hatten, drängten die Männer sie zurück ins Haus, fesselten sie, durchsuchten die Räume nach Bargeld und erpressten von ihnen schließlich die EC-Karten inklusive der PIN-Nummern. Einer der Männer hob daraufhin mehrere tausend Euro von der nahegelegenen Volksbank an der Hauptstraße ab, wobei er um 21.20 Uhr von einer Überwachsungskamera gefilmt wurde. Erst weit nach Mitternacht gelang es der Ehefrau, sich zu befreien, zu den Nachbarn zu laufen und um 1.36 Uhr die Polizei zu alarmieren. Sie kam verletzt ins Krankenhaus, ein Notarzt fand ihren Mann tot im Flur.

Was genau in der Zeit zwischen dem Geldabheben und der Alarmierung der Polizei geschah, kann Krause nicht sagen. "Da gibt es eine Lücke." Sicher ist lediglich, dass beide Opfer zunächst im Wohnzimmer waren, als der eine der Männer bei der Bank war. Als er mit dem Geld zurückkam, wurde der Ehemann in den Flur gezogen. Ob der Mann zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, ist offen. Ebenso offen ist, ob die Frau in dieser Zeit bewusstlos wurde. Sowohl sie als ihr Mann erlitten massive Verletzungen am Kopf, vermutlich aufgrund von Faustschlägen.

Die direkten Nachbarn in der anderen Hälfte des Doppelhauses hätten während der Tatzeit ein Geräusch gehört, berichtet Krause aus den Ermittlungen. Da sie es aber nicht näher zuordnen konnten, schöpften sie keinen Verdacht. Etwas Verdächtiges hatte jedoch das spätere Opfer selbst einen Tag vor der Tat, also am Freitag, beobachtet. Ein langsam fahrendes Auto sei ihm vor seinem Haus aufgefallen, habe er einem Freund erzählt, sagt Krause. Dies hat der Freund in der Polizeibefragung angegeben.

Aufgrund dessen gehen die Ermittler davon aus, dass sich die Täter Gerd H. gezielt als Opfer ausgesucht haben. Auch habe am Tatabend niemand bei den anderen Nachbarn geklingelt. Dass die Täter professionelle Einbrecher waren, hält Krause für unwahrscheinlich. Dagegen spreche, dass einer der Männer erst wenige Stunden vor dem Raubüberfall in einem Sky-Markt in Himmelpforten von einem Zeugen beobachtet wurde, wie er Paketband besorgte. Die Personenbeschreibung passe exakt auf die eines der Tatverdächtigen.

Zeugen, die ebenfalls etwas Verdächtiges beobachtet haben, werden gebeten, sich bei der Polizei Stade, Telefon 04141/10 22 15, zu melden.