Was man tun kann gegen die Angst, selbst überfallen zu werden

Der Fall des brutalen Überfalls mit Todesfolge bestürzt nicht nur die Menschen in Oldendorf. Doch was genau macht uns so betroffen? Abendblatt-Autorin Christiane Tauer sprach darüber mit dem Psychologen und Direktor des Ausbildungszentums der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie in Hamburg, Bernd Kielmann.

Abendblatt:

Wieso empfinden viele Menschen diesen Fall als besonders tragisch?

Bernd Kielmann:

Als tragisch empfinden wir zumeist Vorfälle, die vermeidbar und selten sind. Man fragt sich, warum es ausgerechnet diese oder jene Person treffen musste. Und das gilt auch für diesen Fall in Oldendorf. Er ergibt sozusagen nur aus der Sicht der Täter Sinn, die das Geld wollten, aber nicht aus der Sicht der Opfer.

Was kann man tun gegen die Angst, möglicherweise selbst einmal Opfer eines Überfalls im eigenen Haus zu werden?

Kielmann:

Das ist eine grundsätzliche Frage, die für alle Ängste gilt. Am liebsten möchten wir uns gegen alles versichern, aber das geht nun mal nicht. Man kann sich nur fragen: Wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas passiert? Dann sieht man, dass vieles sehr unwahrscheinlich ist. Wenn man das weiß und rational an die Angst herangeht, kann man sich meist beruhigen.

Kann man als Opfer eines derartigen Überfalls eigentlich jemals psychisch über so etwas hinwegkommen?

Kielmann:

Ja, das geht. Zum Beispiel sind viele Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, mit der Zeit auch ihre Traumata hinweggekommen. Dabei kommt es aber immer auf die Grundkonstitution des Betroffenen an. Bei Leuten, die mitten im Leben stehen, Kinder haben und nach vorn schauen, ist das einfacher als bei anderen, die eher zu Depressionen neigen. Man sollte feststellen, dass etwas schlimm ist und es akzeptieren. Vergessen kann man schlimme Vorfälle meist nicht, aber man kann ihnen etwas Positives entgegensetzen.