Initiative kämpft für besseren Nahverkehr im Landkreis Stade. Bis Januar werden Unterschriften gesammelt

Stade/Buxtehude. Südlich der Elbe zu wohnen, hat unbestritten einige Vorteile. Da gibt es die Landschaften von Balje bis Buxtehude, Orgeln und Obstplantagen im Alten Land, hier und da ein wenig Leuchtturmromantik und natürlich die Ruhe in Dörfern wie Hollenbeck, wo die Glocke noch immer weithin hörbar zum Mittagessen läutet.

Kulturell hat Hamburg hingegen einige Trümpfe, die der Süden so nicht bietet. Aber seitdem die S-Bahn bis nach Stade fährt, ist der Sprung über die Elbe deutlich einfacher geworden. Ein Landleben also, dass sich leicht mit den Vorteilen der Großstadt kombinieren lässt?

Initiative fordert, dass die S-Bahnen künftig deutlich häufiger fahren

Etwas anders sieht das Volker Burmann, Sprecher der Initiative "Mobil auch ohne Auto", die sich im Landkreis Stade für einen besseren Nahverkehr stark macht. Seiner Meinung nach ist der Süden zu bestimmten Zeiten regelrecht abgeschnitten: "Wenn man abends in Hamburg ist, nach einem Theaterbesuch oder einem Kneipenbummel, ist die Rückfahrt sehr beschwerlich. Die Züge fahren zu bestimmten Zeiten nur noch stündlich, teilweise noch seltener", so Burmann, der selbst in Stade aufgewachsen ist. Zurück auf der südlichen Elbseite, würden die Probleme erst richtig beginnen, wenn man noch mit dem Bus nach Hause fahren will.

Die Initiative "Mobil auch ohne Auto" kämpft schon seit 1996 dafür, dass Situationen wie diese irgendwann der Vergangenheit angehören. Der Zusammenschluss, dem unter anderem der Naturschutzbund BUND, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), Verbraucherzentralen, Elterninitiativen und der Fahrgastbeiräte angehören, ist auch in den Landkreisen Cuxhaven und Wesermarsch aktiv. "Wer heute auf dem Land lebt, ist immer noch auf ein Auto angewiesen. Das wollen wir ändern", sagt Burmann.

Unterschriftenlisten liegen in Geschäftsstellen des BUND aus

Eine neue Aktion soll das Anliegen jetzt auf Landesebene voranbringen. "Wir sammeln bis zum Januar Unterschriften in allen drei Landkreisen. Die werden wir dann in Hannover Verkehrsminister Jörg Bode überreichen", so Burmann. Ein erster Aktionstag im Landkreis hat bereits stattgefunden. Am 12. Oktober hat das Bündnis Unterschriften am Stader Busbahnhof gesammelt. Ein nächster Aktionstag ist in Cuxhaven geplant, weitere in den Orten des Landkreises Stade sollen folgen. Zudem sei es jederzeit möglich, an der Aktion teilzunehmen. Die Unterschriftenlisten würden unter anderem in den BUND-Geschäftsstellen ausliegen. Für den 8. Januar ist bereits eine weitere Aktion in Stade geplant.

Um die Situation der S-Bahn-Nutzer zu verbessern, ist nach Auffassung Burmanns besonders das Land Niedersachsen gefragt. "Beamte der Landesebene können am besten Verbesserungen mit dem HVV aushandeln, etwa wenn es um Fragen der Anbindung geht". Dabei geht es der Initiative aber längst nicht nur um Nachtschwärmer, die in nach einem Kiezausflug in Hamburg festsitzen. "Auch für die Berufspendler muss sich noch eine Menge verbessern. Ihre Züge fahren noch nicht häufig genug und sind deshalb oft überfüllt. Teilweise werden die Zeiten auch nicht eingehalten".

Aktuelle Berechnungen wie jene des ADAC und der S-Bahn Hamburg, dass Pendler 300 Euro im Monat sparen können, wenn sie auf der Strecke zwischen Stade und Hamburg auf das Auto verzichten und die Bahn nehmen, wertet Volker als Beleg für die Forderungen des Bündnisses. Denn es gebe immer noch viele Pendler, die auf genau solche Einsparungen verzichten und morgens das Auto nehmen müssen, weil sie aus ihren Orten kaum mit dem Bus zum nächsten Bahnhof kommen.

"Das Busnetz müsste im ländlichen Bereich engmaschiger sein. In Orten wie zum Beispiel Apensen geht es immer noch nicht ohne Auto." Bei der Verbesserung des Busverkehrs sieht das Bündnis ebenfalls das Land und nicht den Kreis in der Pflicht: "Aus unserer Sicht macht die KVG schon eine Menge. Niedersachsen schiebt zu viel auf die Kommunen. Aus Hannover müsste mehr kommen."

Als Beispiel dafür, wie das Land Kosten auf die Kommunen abwälzt, nennt Volker Burmann das Beispiel des Discobusses "Nightfever", der Jugendliche aus Buxtehude, Apensen, Beckdorf und anderen Gemeinden ins "Ta-Töff" nach Bevern fährt. Als die Fahrgastzahlen im Sommer sanken, setzten sich die Samtgemeinden Apensen und Sittensen für den Fortbestand ein. Doch nach Aussage der KVG sieht die Einigung auch vor, dass Einnahmenverluste nicht mehr alleine von der KVG getragen werden. Für Burmann ist das Beispiel ein Beleg dafür, dass Kommunen da einspringen, wo Landesgeld gefragt wäre.

Eine weitere Forderung betrifft den Ausbau diverser Bahnstationen im Landkreis Stade. Auch da wäre laut Volker Burmann Geld aus Hannover gefragt: "Unser Ansicht nach müssten kleinere Bahnhöfe wie die in Dollern und Agathenburg erneuert werden. Außerdem müssten sämtliche Bahnstationen endlich barrierefrei werden. Niedersachsen wirbt schließlich damit."

Ein Hauptanliegen der Initiative ist auch die Einrichtung einheitlicher Tarife zwischen verschiedenen Verkehrsnetzen wie dem HVV und der KVG. In diesem Punkt scheint sich bereits etwas zu tun: Wie die Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) mitteilt, werde es Ende 2012 einen "Niedersachsen-Tarif geben, in dem Regionen wie Hannover und Braunschweig zusammengefasst sind. Der einheitliche Tarif solle auch für Fahrten zwischen Niedersachsen, Bremen und Hamburg gelten. Beide Stadtstaaten seien eng in die Planungen einbezogen.

Kontakt mit dem Bündnis "Mobil auch ohne Auto" unter Telefon 04732/18 43 47.