Die Stader Polizei informiert Mittelständler über aktuelle Gefahren und die der Zukunft. Kriminelle nutzen immer öfter das Internet für ihre Taten.

Stade/Buxtehude. Die Kriminalität im Landkreis Stade ist im Wandel. Seit einigen Jahren ist die Zahl der klassischen Einbrüche rückläufig. Gleichzeitig steigt jedoch die Fallzahl bei der Internetkriminalität. Darauf müssen sich auch die Unternehmer einstellen. Deshalb informierten sich Vertreter mittelständischer Unternehmen am Donnerstagabend bei der Stader Polizei, wie sie sich vor Betrug, Einbruch, aber eben vor allem vor Internetkriminalität schützen können.

"Man merkt die Verschiebung der Delikte. Die Internetkriminalität ist die Zukunft, drauf müssen wir uns einstellen", sagte Martina Neumann, stellvertretende Vorsitzende und Sprecherin der Mittelstandsvereinigung der CDU im Landkreis Stade (MIT), die die Veranstaltung mit der Polizei organisiert hatte.

Expertin für Internetkriminalität bei der Stader Polizei ist Kommissarin Svenja Wigger. Sie informierte die Unternehmer über die aktuellen Probleme im Internet. Dazu gehöre vor allem das sogenannte "Phishing". Dabei verschaffen sich Kriminelle sensible Zugangsdaten wie Passwörter, indem sie unachtsame Internetnutzer austricksen. Mit Hilfe von schädigenden Computerprogrammen veranlassen sie die Nutzer, ihre Daten selbst preiszugeben.

+++ Der moderne Verbrecher sitzt am Computer +++

"Phishing"-Opfer werden in der Regel Menschen, die ihre Bankgeschäfte über das Internet abwickeln. War der Angriff erfolgreich, wird Geld von den Konten der Geschädigten ins Ausland überwiesen. Oftmals sei es deshalb schwierig für die Polizei, die Täter zu schnappen. "Die Täter sitzen im Ausland, das ist immer unser Problem bei Internetkriminalität", sagt Wigger.

+++ Sicherheitspolitik: Dramatischer Anstieg der Internetkriminalität +++

Das liege zum einen daran, dass die Polizei in anderen Staaten entweder gar nicht oder nur langsam ermitteln könne, und die Hintermänner häufig nicht zu identifizieren seien, sagt Wigger. Wer betroffen ist, sollte schnell sein. "Wenn nur ein oder zwei Tage vergehen, hat man eine Chance das Geld wiederzubekommen", sagt Wigger.

Um es den Verbrechern schwerer zu machen, empfiehlt die Polizeikommissarin vor allen eine hochwertige Antivirensoftware, die möglichst häufig aktualisiert wird. Noch wichtiger sei jedoch das eigene Verhalten. Wer sich im Internet bewegt, sollte stets aufmerksam sein und sensible Daten nicht leichtfertig und unvorsichtig eingeben. Diesen Hinweis zur Selbstverantwortung beim Umgang mit sensiblen Zugangsdaten fand MIT-Sprecherin Neumann besonders wichtig und überträgt ihn auf das Alltagsleben: "Ich gebe ja auch keinem Fremden meinen Haustürschlüssel in die Hand."

Internetkriminalität: Jedes dritte Unternehmen betroffen

Überrascht und schockiert waren die Zuhörer, als Kommissarin Wigger den sogenannten "Untergrund-Supermarkt" vorstellte. Dabei handelt es sich um eine Plattform im Internet für Kriminelle. Wie bei einem Internethändler werden dort relativ günstig Nutzerdaten verkauft. Entspannt können sich die Verbrecher durch das Angebot klicken. Dort gibt es die Daten von Kunden aller großen Internethändler.

Doch auch abseits des Internets gibt es aktuelle Probleme im Landkreis Stade, von denen Unternehmer aber auch Privatpersonen betroffen sind. Eines davon ist die Verbreitung von Falschgeld. Im vergangenen Jahr tauchte im Bereich der Stader Polizei in 329 Fällen Falschgeld auf. "Die Fälschungen werden immer professioneller", sagt Joachim Barein, Leiter des zuständigen Fachkommissariats. Für den Laien seien die Fälschungen zum Teil kaum noch zu erkennen.

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Die europäischen Fälscherhochburgen finde man vor allem in Italien. Doch die Polizei führt einen schweren Kampf. Die professionellen Hintermänner seien kaum zu ermitteln, weil sie äußerst vorsichtig vorgingen und das Falschgeld sehr dosiert über Mittelsmänner verbreiten.

Obwohl die Zahl der Einbrüche sinkt, warnt die Polizei auch hier ausdrücklich. "Es gibt ihn noch, den gemeinen norddeutschen Einbrecher", sagte Hans-Jürgen Detje von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle. Im vergangenen Jahr zählte die Polizei im Landkreis Stade 227 Firmeneinbrüche. Betroffen waren unter anderem Büro- und Diensträume, Werkstätten oder Lagerräume. Entscheidend sei für Unternehmer, ihre Geschäftsräume und Grundstücke zu sichern, sagte Detje.

Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. Sie reichen abhängig vom Geldbeutel und Einbruchrisiko von einfachen Verstärkungen an Türen und Fenstern über Alarmanlagen und Videoüberwachung bis hin zu Rollläden vor Schaufenstern. Was im Einzelfall getan werden sollte, müsse individuell entschieden werden, sagte Detje. Deshalb bietet die Stader Polizei kostenlose Beratung vor Ort an. Das gilt übrigens auch für private Häuser und Wohnungen, im vergangenen Jahr gab es im Landkreis Stade 350 Wohnungseinbrüche, in diesem Jahr waren es bislang 74. Die Beratungsstelle der Polizei ist unter Telefon 04141/10 21 09 zu erreichen.