Auf Initiative der FWG: Fredenbecks Politiker beraten heute Abend, ob Förderverein “De olen Hüüs“ das Grundstück kostenlos erhalten soll.

Fredenbeck. Für die Befürworter eines Heimathauses in Fredenbeck keimt wieder Hoffnung auf - denn das Projekt stand schon vor dem Aus. Jetzt beschäftigen sich die Politiker jedoch in der Gemeinde erneut mit den Plänen des Vereins "De olen Hüüs in Fredenbeck", ein solches Heimathaus zu errichten. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) "Pro Bürger" hat die Diskussion wieder anschieben können, dank der Kommunalwahl im vergangenen September. "Pro Bürger" holte aus dem Stand 14,24 Prozent der Stimmen in der Gemeinde Fredenbeck und ergatterte so drei Sitze im Rat. Das Projekt Heimathaus sei einer der zentralen Gründe gewesen, warum sich die Fredenbecker Wählergemeinschaft überhaupt gegründet habe, sagt Jeannette Jacob, FWG-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Und so steht das Thema nun wieder auf der politischen Agenda.

"Gerade auf Vereinsebene sind viele Dinge nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben", sagt Jacob, die auch Vorsitzende vom Heimatverein Fredenbeck ist. Der Heimatverein verfügt seit längerer Zeit über keinen eigenen Raum und könnte dauerhaft in einem Heimathaus unterkommen. Für den Bau setzt sich seit einigen Jahren vor allem der 2008 gegründete Förderverein "De olen Hüüs in Fredenbeck" ein.

Als der mehr als 250 Jahre alte Neumannsche Hof in Fredenbeck vom Abriss bedroht war, retteten mehr als 70 Bürger um Initiator Bernhard Lenz das Fachwerkhaus vor der Zerstörung. Innerhalb von fünf Tagen trugen sie das Gebäude Stein um Stein und Balken um Balken ab. Die Einzelteile lagern seitdem nummeriert privat in Ställen und Schuppen im Dorf verteilt. Im Januar 2008 gründete sich aus den Freiwilligen der Förderverein mit 60 Mitgliedern. Den Vorsitz übernahm Tischlermeister Lenz. Ihr Ziel: ein Heimathaus mit den Teilen des Neumannschen Hofes auf einem Gemeindegrundstück an der Fredenbecker Hauptstraße zu errichten.

+++ Gemeinsam für ein Heimathaus +++

Der Verein sammelte weitere Bauteile von alten Abrisshäusern in Elm, Hagen und Dammhausen und entwickelte ein Konzept für ein Heimathaus. Unter anderem würde es einen großen Saal mit einer Nutzfläche von mehr als 180 Quadratmetern geben. Dort sollen kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen aller Art stattfinden können. Zudem soll ein Trauzimmer eingerichtet werden, um Hochzeitspaaren eine zusätzliche stimmungsvolle Option zu bieten. Dazu muss das Trauzimmer von der Gemeinde gewidmet werden.

Ebenfalls im Untergeschoss würde ein Informationsbüro entstehen, dass der Tourismusverein "Geest Landtouristik" nutzen soll. Im Obergeschoss gäbe es laut Konzept unterschiedlich nutzbare Räume, die für Veranstaltungen oder Versammlungen von Fredenbecker Vereinen genutzt werden könnten sowie einen etwa 150 Quadratmeter großer Ausstellungsraum. Dort soll eine Dauerausstellung über Arbeits- und Gebrauchsgegenstände des Handwerks und des bäuerlichen Hauswesens entstehen. Soweit der Plan des Fördervereins.

Ursprünglich ging der Verein von rund 770 000 Euro Investitionskosten aus. Dieser Betrag sollte mit Preisnachlässen und Eigenleistung auf etwa 500 000 Euro gesenkt werden. Etwa 10 000 Euro wollte der Förderverein aus eigener Tasche zahlen, rund 210 000 Euro sollten Spenden und Sponsorengelder sein. Für die übrigen 280 000 Euro sollten öffentliche Fördermittel generiert werden.

Doch in 2010 lehnte es der Fredenbecker Gemeinderat wegen der vagen Finanzplanung ab, Haushaltsmittel für das Projekt frei zu geben. Schließlich habe es noch keine verbindlichen Zusagen für Fördermittel oder Spenden gegeben, hieß es von den Politikern. Jetzt sitzt allerdings die FWG im Rat. Sie beantragte, dem Verein eine schriftliche Zusage zu geben. Dieser dürfe danach im Falle einer Realisierung des Bauvorhabens ein etwa 2500 Quadratmeter großes Teilgrundstück des knapp 13 000 Quadratmeter großen Holst'schen Grundstücks an der Hauptstraße kostenlos auf Erbpacht nutzen. Die FWG begründet diese Forderung damit, dass der Verein mit einer verbindlichen Zusage die Möglichkeit hat, ein Finanzierungskonzept zu erstellen und gezielt nach Sponsoren zu suchen.

FWG-Fraktionschefin Jacob verweist auch auf einen Akteneintrag aus dem Jahr 1992, als die Gemeinde das gesamte Holst'sche Areal kaufte: "Die Gemeinde beabsichtigt weiter, auf dem Gelände ein Kulturzentrum mit Fachwerk oder Ständehaus in gleicher Bauweise zu erstellen." Neben der gesellschaftlichen und der kulturellen wird die Planung auch um eine soziale Komponente erweitert. Das neue Heimathaus soll ein Zentrum für alle Generationen werden, ein Kulturmittelpunkt mit sozialem Engagement. Hintergrund ist ein Antrag der Grünen. Sie schlagen auch die Nutzung des Gemeinschaftshauses als Beratungszentrum vor. Über die Verwendung des Grundstücks sowie die Anträge von FWG und Grünen berät heute von 18 Uhr an der Planungsausschuss im Rathaus, Schwingestraße 1.