Die Hansestadt sucht Investoren, damit eine neue Trasse Wirklichkeit werden kann. Land Niedersachsen hat wenig Interesse an neuem Gleis.

Stade. "Wir begrüßen das klare Signal der Stadt für das neue Industriegleis, gleichwohl werden wir die kommenden Schritte sehr genau beobachten", sagt Jochen Brockmann, stellvertretender Sprecher der Stader Bürgerinitiative Pro Industriegleis. Wie berichtet, hat der Verwaltungsausschuss der Hansestadt Stade der städtischen Tochtergesellschaft Industriebahnhof Stade-Brunshausen GmbH (IBB) jetzt den Planungsauftrag für das neue Industriegleis erteilt. Für die Kosten des Planfeststellungsverfahrens kommt die Hansestadt Stade mit rund 600 000 Euro auf. Damit ist Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) ein gutes Stück vorangekommen bei der Umsetzung ihren Wahlversprechen vom September letzten Jahres, sich für den Neubau des Gleises einzusetzen.

Grund zur Freude bei der Bürgerinitiative, dennoch bleibt die Skepsis derer, die sich seit vielen Jahren für die Verlegung des Gleises raus aus den Wohngebieten einsetzen. Denn mit der Planung steht noch längst nicht die Finanzierung des neuen Gleises. Die Stadt hofft auf eine mögliche Beteiligung der Wirtschaft bei der Gleisverlegung. Insbesondere die DOW und die Aluminium Oxid Stade (AOS), beide nutzen die Güterbahnstrecke nach Hamburg, möchte Stade gerne in Form einer Public Private Partnership ins Boot holen. Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms könnte sich auch eine Beteiligung von N-Port an dem Projekt vorstellen. "Am Ende der Planung kommt natürlich der Punkt, an dem die Realisierung vom Geld abhängt, und da hoffen wir auf eine gemeinsame Konstruktion", so Schröder-Doms.

+++ Industriegleis wird geplant +++

+++ Ein guter Weg zum neuen Gleis +++

Das neue Gleis, so der Wunsch der Stadt und der BI, würde im Nordosten der Hansestadt entlang der A 26-Trasse verlaufen und in einem Bogen nach Süden an das Hamburg-Gleis anschließen. Damit könnte die alte Gleisstrecke durch die Harschenflether Vorstadt und durch die Wohngebiete - hier treibt die Menschen Angst vor Havarien mit Gefahrgut - still gelegt werden.

Das Problem: Bei einem Sechs-Millionen-Loch im Haushalt fehlt der Hansestadt das Geld für den Bau eines neuen Gleises. Rund zehn Millionen würde die Verlegung des Industriegleises kosten. Die Deutsche Bahn hat aus ihrer Sicht weitaus wichtigere Baustellen, die sie zuerst beackern muss. Und das Land Niedersachsen hat auch wenig Interesse an einer Verlegung des alten Industriegleises. Das Land hält 58 Prozent an der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB). Und die möchte das alte Industriegleis beibehalten, weil sie ihre Güterzüge auf dem neuen Gleis umständlich umrangieren müsste.

Brockmann: "Umso mehr begrüßen wir jetzt natürlich, dass die Stadt Stade jetzt ganz klar sagt, unser Anliegen ist uns wichtiger, als die Interessen des Landes. Das Geld für die Trassenplanung ist schon vor mehr als einem Jahr in den Haushalt gestellt worden, aber bisher ist das Projekt vom Land ausgebremst worden." Die reine Willenserklärung der Hansestadt, das Problem Industriegleis jetzt angehen zu wollen, mache die Bürgerinitiative beileibe nicht überflüssig, denn "mit der Planung ist das Gleis noch längst nicht gebaut", so Brockmann. Heute Abend treffen sich die Mitglieder der BI Pro Industriegleis und wollen beraten, wie sie weiter arbeiten werden.

Mitspielen bei der Gleisverlegung muss auch der Bund, der sein Planfeststellungsverfahren für das neue Industriegleis abändern müsste. Der Bund hat die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr mit der Planung der Bundesautobahn beauftragt. Einscheren kann die Stadt Stade mit ihren Gleisplanungen nur in einem bestimmten Zeitfenster.

Gisela Schütt, Leiterin des Stader Geschäftsbereichs, erklärt: "Während eines Planfeststellungsverfahren gibt es eine Veränderungssperre. Die Stadt kann lediglich in dem Zeitfenster zwischen dem Moment, in dem wir den Planfeststellungsbeschluss haben, bis zum Baubeginn des fünften Abschnitts der A 26 mit ihrer Gleisplanung einscheren." Wann der Beschluss komme, könne heute noch niemand sagen, so Schütt.

An diesen beiden Stellen müsste umgeplant werden bei einer Verlegung des neuen Industriegleises: Zum einen müsste die Autobahn unter statt über die Altländer Straße geführt werden. Zum anderen müsste das Gleis ein kleines Stück weiter in Richtung Campe unter der A 26 verlegt werden.