Der Hamburger Fußball-Verband hat außer den Nachholspielen auch das komplette Wochenendprogramm abgesagt. Auch auf Kunstrasen fallen die Spiele Aus.

Pinneberg. Sören Lühr packt mit an. In Bönningstedt aufgrund von Verletzungen und eines Praktikums beim FC St. Pauli nur selten berücksichtigt, hilft der Mittelfeldspieler des SV Rugenbergen freiwillig mit, den Fußball-Platz von der weißen Pracht zu befreien. Wenn dann der grüne Rasen zum Vorschein kommt, geht gerne mal der Daumen hoch - Arbeit erledigt. Wenn.

Am vergangenen Sonnabend auf dem Kunstrasen des SV Curslack-Neuengamme waren es die Reservespieler des FC Elmshorn, die während einer Spielunterbrechung und der Halbzeitpause Schaufel und Besen zur Hand nahmen - weniger erfolgreich als Lühr an einem der voraus gegangenen Spieltage. Letztlich änderte ihr Einsatz nichts an den nahezu irregulären Spielbedingungen. Auch das restliche Hamburg versank im Schnee.

Der Fußball-Verband trug dem heftigen Wintereinbruch Rechnung. Nicht nur die gestrigen Nachholpartien wurden generell abgesagt, auch am kommenden Wochenende darf im Bereich des HFV kein Spiel ausgetragen werden, noch nicht einmal auf Kunstrasen, noch nicht einmal freundschaftlich. Neben dem Schnee schieben die Kicker jetzt Frust und jede Menge Termin-Probleme vor sich her. Der Arbeitsnachweis von Frau Holle bereitet vor allem Achim Hollerieth, dem Trainer des FC Elmshorn, allmählich Kopfzerbrechen.

Fünf Spiele in Rückstand - FCE am härtesten betroffen

In der Oberliga-Punktrunde ist der Tabellenführer bereits mit fünf Nachholterminen belastet. Bis zum 24. Mai soll er demnach 15 Punktspiele absolvieren. 18 Pflichtspiele wären es gar, erreichte das Team das Oddset-Pokalfinale. Höchst unwahrscheinlich ist nach derzeitigem Stand, dass der Elmshorner Auftritt am kommenden Dienstag, 19. März, beim SC Vier- und Marschlande zustande kommt. Der FCE muss sich auf eine Ballung seines Restprogramms einstellen. Im Extremfall treten Hollerieths Schützlinge bis zum 24. Mai alle 3,44 Tage in Aktion.

"Das hätte man sich mit zwei englischen Wochen im September, dann, wenn es noch warm ist und die Zuschauer besonders gern zu den Amateuren gehen, umgehen können", sagt der frühere Bundesliga-Torwart. Für FCE-Teamchef Eugen Igel und Vereinspräsident Helge-Werner Melzer gibt es schon jetzt keine Alternative zur Idee, die Saison um eine Woche (zwei Spieltage) zu verlängern. Melzer ist von weiteren Spielabsagen überzeugt, die folgen werden. "Gerade der April ist doch für seine Wetterkapriolen bekannt. Mir kann keiner erzählen, dass in diesem Monat ausnahmslos die Sonne scheint."

Der Hamburger Fußball-Verband muss aber nicht nur die Elmshorner Interessen berücksichtigen. Was ist mit den Teams, die eine Mannschaftsreise gleich nach dem Saisonende gebucht und auch schon bezahlt haben? Kritisch wird es nach Ansicht von Carsten Byernetzki erst, wenn nach dem nächsten auch die zwei folgenden Wochenenden ins Wasser fallen, speziell die Osterfeiertage, an denen zwei komplette Spieltage nachgeholt werden sollen. "Dann, aber auch nur dann würden wir uns Gedanken über eine Verlängerung der Saison machen", teilte der Verbands-Pressesprecher mit. Die Probleme der Oberliga hält er für hausgemacht: "Es war der Wunsch der Vereine, den Oberligaspielbetrieb mit 18 Mannschaften statt 16 durchzuführen. Die Konsequenzen daraus müssen sie nun tragen."

Ralf Palapies plädiert für Fußballpause im Dezember, Januar und Februar

Ralf Palapies spricht von "Wahnsinn". Vor über zwei Monaten hatte der SV Rugenbergen das Training nach seiner kurzen Winterpause wieder aufgenommen, seitdem aber nur zwei Punktspiele und eine Pokalpartie bestritten, übrigens immer noch mehr als andere. "Haltet den Dezember, Januar und Februar in Zukunft komplett aus dem Amateurfußball raus", kann der SVR-Coach den Spielansetzern nur raten. Wer von seinen Kickern Lust hat, darf am Sonnabend bei einem Hallenturnier, das TuRa Harksheide auf die Beine zu stellen versucht, in Aktion treten. Der Rest vertreibt sich die Zeit mit Sauna, Schwimmen und Waldlauf. Die Daumen bleiben gesenkt. Einzig der Gedanke, dass es irgendwann wieder grünt und blüht, hält die Fußballer bei Laune.