4:0 bei Curslack-Neuengamme im dichten Schneetreiben bringt FC Elmshorn dem Oberliga-Titelgewinn noch näher

Elmshorn. Kurz vor dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit führte Achim Hollerieth noch ein längeres Gespräch mit Schiedsrichter Dennis Krohn (TSV Reinbek). Später verriet der Trainer des FC Elmshorn, worum es ging. "Beim Seitenwechsel waren es ausschließlich meine Ersatzspieler, die zu Besen und Schaufel gegriffen haben.

Von Seiten des SV Curslack-Neuengamme wurde nichts mehr unternommen, das Spielfeld vom Schnee zu räumen. Das ist unsportlich", wetterte Hollerieth. Doch der Gedankenaustausch mit dem Schiedsrichter diente wohl nur in zweiter Linie dazu, Dampf abzulassen. Es könnte sein, dass der clevere, frühere Profi-Torwart bei seinen Worten eher eine suggestive Einflussnahme im Sinn hatte: Krohn sollte bloß nicht auf die Idee kommen, die Begegnung bei einer sicheren 2:0-Führung der Elmshorner Oberliga-Fußballer noch abzubrechen.

"Ein vernünftiges Spiel ist auf diesem Boden nicht wirklich möglich. Von mir aus darf es aber gerne noch 45 Minuten weitergehen, ein Abbruch wäre jetzt für uns ärgerlich", sagte Verteidiger Yannick Sottorf auf dem Weg in die Halbzeitpause. Es wurde ein Spitzenspiel im Schneegestöber mit irregulärem Anstrich. Letztlich waren es für beide Teams aber dieselben Bedingungen. Mit denen kam der Tabellenführer weitaus besser als der unmittelbare Verfolger klar. Auf dem zentimeterhoch mit der weißen Pracht bedeckten Kunstrasen am Gramkowweg siegten die Elmshorner 4:0 (2:0). "Auch in der Höhe war das total verdient", betonte Hollerieth.

Andreas Metzler wünschte sich, Dennis Krohn hätte die Begegnung gar nicht erst angepfiffen. Der Curslacker Abwehrspieler rutschte in die Spielfeldumrandung und erlitt eine so schwere Handverletzung, dass er sich ins Krankenhaus begeben musste (5.). Von da an wussten die Beteiligten wie sie sich zu verhalten hatten. In den Zweikämpfen nahmen sie zumeist Rücksicht aufeinander. "Unter einem rasanten Spitzenspiel stellen wir uns etwas anderes vor", murrten die Zuschauer. Doch immer wieder blitzte das Elmshorner Können auf, so in der zwölften Minute, als Tim Jeske nach einem Zuspiel von Patrick Ziller das 1:0 der Gäste erzielte. Die Strafraumlinien waren zu diesem Zeitpunkt kaum noch zu erkennen. Dennis Krohn ordnete eine Spielunterbrechung an, die Markierungen frei zu fegen.

Nach neun Minuten ging es dann weiter. Locker-flockig spielten die Elmshorner ihre mannschaftliche Geschlossenheit und ihre individuellen Qualitäten aus. Dennis Gersdorf köpfte einen Freistoß von Marc Henry Lange knapp über das Tor (35.), dann führte Patrick Ziller mit einem Schrägschuss aus 15 Metern die Vorentscheidung herbei (2:0/44.). Nur der Abbruch der Partie würde die Curslacker vor der Niederlage bewahren, das war klar zu diesem Zeitpunkt.

Unaufhörlich tanzten die Flocken vom Himmel. Frederic Böse konnte allenfalls vermuten, wo sein Strafraum begann und wo er aufhörte. In der 66. Minute rutschte der Curslacker Keeper dann mit dem Ball in den Händen über die 16-Meter-Linie, die er nicht mehr erkennen konnte, so interpretierten jedenfalls Dennis Krohn und Assistent Tim Milinovic die Szene. Den fälligen Freistoß von Marc Henry Lange ließ Böse abprallen. Milos Ljubisavljevic war zur Stelle und erzielte mühelos das 3:0 (66.). Böse winkte entnervt ab: "Bei regulären Bedingungen wäre das nicht passiert." Unter dem Beifall der Fans wurde der Torschütze gleich darauf gegen Sascha De la Cuesta ausgewechselt.

Dann trugen die Elmshorner noch einen Angriff vor, wie er auch auf grünem Rasen nicht besser gelingen könnte. Aus vollem Lauf schlug Ziller von rechts eine Traumflanke in die Mitte, die Jan Lüneburg zwar verfehlte, Tim Jeske aber direkt zum 4:0 verwertete (4:0/81.). "Wir kommen eben auf jedem Boden klar, das haben wir schon oft genug beweisen", frohlockte Achim Hollerieth. Eine kleine Sorgenfalte zeichnet sich trotzdem auf seiner Stirn ab.

Nach dem neuerlichen Wintereinbruch müssen die Elmshorner damit rechnen, dass ihr Nachholtreffen am Dienstag um 19.30 Uhr gegen Buchholz ein weiteres Mal abgesagt werden muss. Dabei sind sie doch so schön in Schwung und personell zurzeit so gut besetzt, dass es sich Trainer Hollerieth erlauben konnte, den letztjährigen Oberliga-Torjäger Thorben Reibe nur die letzten fünf Minuten einzusetzen. An die extreme Belastung aufgrund der Nachholspiele in den kommenden zwei Monaten mag niemand denken.