Barmstedts Fußballclub feiert im Mai seinen 100. Geburtstag mit großem Festprogramm und drei Freundschaftsspielen gegen den FC St. Pauli.

Barmstedt. Er ist nicht der älteste Verein im Kreis Pinneberg, aber der einzige, der sich nur einer Sportart verschrieben hat. Im Mai feiert der Fußball-Club SSV Rantzau in Barmstedt mit einem großen Festprogramm sein 100-jähriges Bestehen. Sportlicher Höhepunkt ist dabei ein Spiel der 1. Herren, die als Aufsteiger aktuell Achter in der Bezirksliga-West sind, am Dienstag, 8. Mai gegen den Zweitligisten FC St. Pauli - der vor zwei Jahren selbst seinen 100. Geburtstag beging. Aber auch die B-Jugend des Jubilar-Vereins (10. Mai) und die Senioren (26. Mai) laden Mannschaften vom FC St. Pauli nach Barmstedt zu Freundschaftsspielen ein.

Das größte Geburtstagsgeschenk hat sich der Verein selbst gemacht. Rechtzeitig zu den Feierlichkeiten wird das neue Vereinshaus eingeweiht. Rund 800 000 Euro sind in das zweigeschossige Gebäude mit sechs neuen Umkleideräumen, drei Duschtrakten, Schiedsrichterkabinen, Besprechungszimmern, Toiletten, einer Hausmeisterwohnung und einer Gaststätte investiert worden. 180 000 Euro davon und viele Arbeitsstunden investierte der Verein selbst in das Projekt. Das alte Vereinsheim, das 1926 am Sportplatz an der Düsterlohe errichtet wurde, war marode und musste abgerissen werden. "Mit der Unterstützung von Kreis, Landessportverband und der Stadt Barmstedt haben wir etwas Großes für die Zukunft geschaffen", sagt Vorsitzender Ingo in den Birken.

Gegründet wurde der SSV offiziell am 21. April 1912 als Fußballclub FC Rantzau. Erst 1945 ist er in Spiel- und Sportverein (SSV) umbenannt worden. Hintergrund war, dass der neue Vorsitzende Wilhelm Glüsing nach dem Krieg den Fußballverein für andere Sportarten öffnen wollte. Doch schon bald schlief dieses Vorhaben wieder ein, Handball, Boxen, Schach, Tennis, Faustball und Leichtathletik wurden wieder aufgegeben, hat Vereinschronist Siegfried Seidler in den Annalen entdeckt.

Dafür sorgte die Fußballabteilung gleich in der Nachkriegszeit für Furore. Innerhalb von drei Jahren stieg der SSV Rantzau in die höchste Amateurliga Hamburgs auf und hatte einige Großvereine zu Gast an der Düsterlohe. So spielten die Rantzauer Fußballer gegen die Deutschen Meister-Teams von Hannover 96, Fortuna Düsseldorf mit Rekordnationalspieler Paul Janes und den Hamburger SV mit Ehrenspielführer Richard Dörfel, Onkel von Gert "Charly" und Bernd Dörfel. Sogar der spätere Bundesliga-Erfolgscoach Hennes Weisweiler war mit einer Kölner Stadtauswahl zu Gast in der Schusterstadt.

Diese Spiele in den Nachkriegsjahren nannte man Kalorienspiele, so der Zweite Vorsitzende Günter Thiel. Stadtmannschaften tingelten über das Land, um ihre Spieler mit Kartoffeln, Butter und Schinken zu versorgen.

Größter Vereinserfolg war das DFB-Pokalspiel 1960 gegen Eintracht Braunschweig, das nach einem packenden Duell vor 3000 Zuschauern mit 1:3 verloren ging. 45 Jahre später war es wieder ein Pokalspiel, allerdings im Achtelfinale des Hamburger Oddset-Pokals, das den SSV mit dem damaligen Regionalligisten FC St. Pauli ein großes Publikum mit 1800 zahlenden Besuchern bescherte. Doch das ging deutlich mit 0:9 verloren, Hauptsache nicht zweistellig, freute sich damals Trainer Mario Steinhauer, der heute noch bei den Alten Herren des SSV kickt.

"Der Verein ist fest verankert im gesellschaftlichen Leben Barmstedts", betont Vorsitzender in den Birken. Es gibt vielfältige Aktivitäten wie Ausfahrten, Reisen und Feste wie die alljährliche Faschingsfeier Blau-Weiße-Nacht. "Der SSV Rantzau war immer schon mehr als ein Sportverein und ist es auch heute noch." Auch die 250 Zuschauer, die zu jedem Heimspiel an die Düsterlohe kommen, sind ein Beleg dafür.

Vor allem zeichnet sich der SSV durch seine hervorragende Jugendarbeit aus. Mehr als die Hälfte der 550 Mitglieder sind unter 18 Jahren. Mit 17 Jugendmannschaften sind von A bis G alle Altersklassen besetzt. "Das gibt es sonst im ganzen Kreis Pinneberg nicht", sagt Thiel stolz. Ein Mädchenteam gehört dazu, seit 1974 der Frauenfußball in Barmstedt Einzug hielt. Größter Erfolg für die SSV-Fußballerinnen war 2001 die Hamburger Stadtmeisterschaft und der Aufstieg in die Regionalliga - der dann aber nicht vollzogen wurde, sodass das Frauenteam auseinander fiel. 23 Schiedsrichter hat der SSV in seinen Reihen, die voriges Jahr 312 Spiele im Hamburger Fußballverband leiteten.

Diese Aktivitäten brachten dem Verein 2011 große Ehrungen ein. So wurde der SSV Rantzau vom Hamburger Verband mit dem Ehrenamtspreis und vom Landessportverband mit dem Breitensportpreis ausgezeichnet. "Unser Ziel ist es, möglichst viele Kinder und Jugendliche zum Sporttreiben zu motivieren", sagt Vorsitzender in den Birken. "Und selbstverständlich fühlen wir uns den Initiativen von DFB und Uefa gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt und für Toleranz verpflichtet."