Elmshorn. Mann attackierte seine gleichaltrige Ehefrau mit Messer. Sie schwebt in Lebensgefahr. Aber der Täter muss trotzdem nicht in Haft.

Zwei Tage nach dem Ehedrama von Elmshorn ist klar: Gegen den 80 Jahre alten Täter besteht ein Haftbefehl, dieser wurde jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Der Senior hatte am Sonntag einen versuchten Totschlag zulasten seiner gleichaltrigen Ehefrau begangen, indem er mehrfach auf sie eingestochen hat.

Die Bluttat vom Sonntagvormittag – sie hatte am späten Montagnachmittag in einer Klinik ein Nachspiel. Dort liegt Horst L., der sich nach den Stichen auf seine Ehefrau Ursula F. selbst mit einem Messer erheblich verletzt hatte.

Richter entschied im Krankenhaus über den Haftbefehl

Und dort erhielt der Täter Besuch von einem Richter. Eine Vorführung vor Gericht, wie sie sonst üblich gewesen wäre, konnte nicht erfolgen, da der Elmshorner nicht transportfähig war.

Ehedrama in Elmshorn: In dieser gepflegten Doppelhaushälfte stach Horst L. (80) seine gleichaltrige Partnerin nieder und verletzte sie lebensgefährlich.
Ehedrama in Elmshorn: In dieser gepflegten Doppelhaushälfte stach Horst L. (80) seine gleichaltrige Partnerin nieder und verletzte sie lebensgefährlich. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

„Der Richter hat dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprochen und einen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung erlassen“, bestätigt Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Und er sagt weiter: „Der Haftbefehl wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.“

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus muss Horst L. nicht in Haft

Das heißt konkret: Horst L. muss nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nicht ins Gefängnis, er erhält bis zum Prozess Haftverschonung. Voraussetzung ist, dass er sich an die vom Gericht angeordneten Auflagen hält. Diese werden nicht öffentlich gemacht.

„Das Opfer weist Stichverletzungen im Oberkörper auf“, so Müller-Rakow weiter. Laut Polizeisprecherin Merle Neufeld ist der Zustand der Frau zwar inzwischen stabil. „Dennoch besteht für sie weiterhin Lebensgefahr“, so Neufeld weiter.

Der Elmshorner nahm sowohl bei der Polizei als auch beim Richter Stellung

Horst L. soll sowohl vor dem Richter als auch zuvor bei der Polizei ausgesagt, sich zu den Hintergründen der Bluttat geäußert haben. Diese Aussagen dürften bei der Entscheidung, den Haftbefehl nicht zu vollziehen, eine erhebliche Rolle gespielt haben.

Der 80-Jährige und seine Ehefrau bewohnen seit Jahrzehnten eine Rotklinker-Doppelhaushälfte an der Gerhard-Schröder-Straße, die als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen ist.

Der rote Aufkleber der Polizei an der Eingangstür wies am Montag die Doppelhaushälfte aus beschlagnahmten Tatort aus.
Der rote Aufkleber der Polizei an der Eingangstür wies am Montag die Doppelhaushälfte aus beschlagnahmten Tatort aus. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Das Haus ist bestens in Schuss, der Vorgarten penibel gepflegt und schön bepflanzt. Nur das rot-weiße Absperrband der Polizei, das einmal rund um das Grundstück gespannt ist und den Zutritt verwehrt, störte am Montag die vermeintliche Idylle. Es wurde inzwischen abgenommen.

Ehedrama von Elmshorn: Beschlagnahme des Wohnhauses als Tatort aufgehoben

Am Montag wies ein roter Aufkleber an der Scheibe der Haustür das Gebäude als Tatort aus. An diesem Tag waren auch nochmals Spurensicherer der Mordkommission Itzehoe in dem Gebäude am Arbeiten. „Bis Montagabend waren die Kollegen vor Ort. Nach Abschluss ihrer Arbeiten ist der Tatort freigegeben worden“, sagt Neufeld, die Sprecherin der Mordkommission ist, weiter.

Merle Neufeld ist die Sprecherin der Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe.
Merle Neufeld ist die Sprecherin der Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe. © Polizei Itzehoe | Polizei Itzehoe

Hinter den weißen Gardinen des Gebäudes soll Horst L. um kurz vor 8 Uhr am Sonntag zu einem Messer gegriffen und mehrfach auf seine gleichaltrige Partnerin eingestochen haben. Dann verletzte er sich mit dem Messer selbst.

Nach der Attacke vertraute sich der 80 Jahre alte Mann einer Nachbarin an

Im Anschluss verließ der 80-Jährige das Gebäude und berichtete einer Nachbarin, etwas Schlimmes getan zu haben. Die entdeckte die schwer verletzte Nachbarin Ursula F., die in einer Blutlache lag, und alarmierte sofort Polizei und Rettungsdienst.

Zu den Hintergründen der Bluttat äußerten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bisher nicht. Es hieß nur, das Motiv könne im persönlichen Bereich des Ehepaares liegen.

Mehr zum Thema

Hinter der Attacke des 80-Jährigen auf seine gleichaltrige Ehefrau könnte eine Verzweiflungstat stecken. Nachbarn, die anonym bleiben wollen, berichten von einer schweren Erkrankung der Ehefrau.

Polizei vermutet das Motiv des Ehedramas von Elmshorn im persönlichen Bereich

Horst L. könnte mit der Situation Zuhause überfordert gewesen sein und daher aus Verzweiflung zum Messer gegriffen haben. Der mögliche Plan: Gemeinsam mit seiner Frau aus dem Leben scheiden.