Das Kaltenkirchener Eisenbahnunternehmen investiert 60 Millionen Euro in die neuen Triebwagen, die ab 2015 von Hamburg nach Neumünster fahren werden.

Kreis Pinneberg. Ein schöneres Geschenk hätte die AKN an ihrem 130. Geburtstag den Fahrgästen kaum machen können: Das Eisenbahnunternehmen kauft 14 neue Triebwagen und ersetzt damit die Hälfte ihres Fuhrparks. Ausgemustert werden die Fahrzeuge, die bereits bis zu 40 Jahre alt sind. 60 Millionen Euro kosten die neuen Dieselzüge. Sie werden ab 2015 auf der Linie A1 von Eidelstedt über Quickborn und Henstedt-Ulzburg nach Neumünster eingesetzt.

"Wir freuen uns, unseren Fahrgästen zeitgemäßen Komfort bieten zu können", sagt AKN-Vorstand Wolfgang Seyb. Damit waren seine Kunden in den vergangenen Jahren nicht verwöhnt. Zwar fahren die AKN-Züge überdurchschnittlich pünktlich, und die Bahnhöfe des Unternehmens schneiden bei Qualitätstests stets mit Bestnoten ab. Doch die Züge halten modernen Standards nicht stand: Die Klimaanlage fehlt, der Zugang ist nicht barrierefrei. Außerdem reicht der Platz im Berufsverkehr kaum noch aus, die rußenden Dieselmotoren sind veraltet.

Coradia Lint heißen die neuen Fahrzeuge, die in den Landesfarben auf der A1 auch durch den Kreis Pinneberg fahren sollen. Die 54 Meter langen Züge des Hersteller Alstom bieten 176 Sitz- und 170 Stehplätze und sind damit fast doppelt so groß wie die bisherigen Triebwagen.

Auf eine Toilette müssen die AKN-Kunden auch in Zukunft verzichten. Der Bedarf ist offenbar begrenzt: Die meisten Fahrgäste fahren nur zehn Kilometer mit der AKN, nur jeder 100. Kunde ist länger als eine Stunde mit dem Zug unterwegs.

Die Chancen für eine S-Bahn auf der AKN-Trasse steigen

Die zweite gute Nachricht zum Jubiläum kommt aus dem Kieler Verkehrsministerium: Die Chancen für eine S-Bahn auf der AKN-Trasse zwischen Kaltenkirchen, Quickborn und der Hamburger Innenstadt steigen. "Es sieht gut aus", sagte Minister Reinhard Meyer bei einer Feierstunde zum AKN-Jubiläum. Meyer bezog sich mit seiner Äußerung auf eine Kosten-Nutzen-Analyse der neuen S-Bahn, die im Sommer vorliegen soll. Ziel der Landesregierung sei es, eine durchgehende Verbindung in die Hamburger Innenstadt im 20-Minuten-Takt herzustellen. Bislang müssen die AKN-Kunden in Eidelstedt in die S-Bahn umsteigen, um in die City zu fahren. "Ein Ärgernis", sagte Meyer, der die durchgehende Verbindung in den kommenden zehn Jahren schaffen will.

Bei künftigen Baumaßnahmen hofft die AKN auf eine Beteiligung des Bundes

"Dafür werden wir in Hamburg werben müssen", sagte Meyer an die Adresse seines Kollegen aus der Hansestadt, Verkehrsenator Frank Horch. Die AKN gehört beiden Bundesländern je zur Hälfte, ist aber überwiegend in Schleswig-Holstein unterwegs.

Ein weiteres positives, wenn auch verhaltenes Signal kam aus der Bundeshauptstadt. Der Bund sei gesprächsbereit, wenn es um künftige Baumaßnahmen bei der AKN gehe, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann, der für den Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums ein Grußwort sprach. Nach vorläufigen Schätzungen würde die Elektrifizierung der Strecke rund 100 Millionen Euro kosten, die je zur Hälfte auf neue Fahrzeuge und Bauarbeiten entlang der Strecke entfallen würden.

Dass die AKN 14 neue Dieseltriebwagen kauft und die Bundesländer gleichzeitig eine elektrisch betriebene S-Bahn planen, sei kein Widerspruch, sagte AKN-Chef Seyb. Sollte eine S-Bahn auf der Strecke nach Kaltenkirchen ihren Betrieb aufnehmen, könnten die neuen Fahrzeuge auf den AKN-Strecken zwischen Kaltenkirchen-Neumünster, Ulzburg Süd-Elmshorn und Ulzburg Süd-Norderstedt fahren. Konkrete Planungen seien aber erst möglich, wenn eine Entscheidung über die S-Bahn gefallen sei. Fest steht allerdings, dass Durchfahrten zum Hamburger Hauptbahnhof mit dem Coradia Lint nicht möglich sein werden. Die Züge sind für das Hamburger S-Bahnnetz schlicht zu groß.

Seyb geht davon aus, dass die neuen Triebwagen zusätzliche Kunden vom Auto in die AKN locken werden. Außerdem vermutet er, dass viele Pendler die Bahn nutzen werden, wenn im Jahr 2014 der sechsspurige Ausbau der Autobahn 7 nördlich von Hamburg beginnt. Die zusätzlichen Einnahmen könnten das Defizit der AKN verringern, das mit der Anschaffung der neuen Züge um jährlich vier Millionen Euro steigen wird, sagt AKN-Aufsichtsrat Günther Meienberg voraus.

Pünktlich zum 130. Geburtstag des Eisenbahnunternehmens hat die AKN ein Projekt fertiggestellt, das die Kapazitäten auf der Linie A1 deutlich erhöht hat. 200 Millionen Euro haben die AKN, die Bundesländer und der Bund seit 1996 in den zweigleisigen Ausbau der Strecke investiert. Lediglich auf dem Abschnitt zwischen Ellerau und Quickborn sowie auf einem Teilstück bei Eidelstedt fahren die Züge weiterhin eingleisig.

"Durch den zweigleisigen Ausbau konnten wir unsere Pünktlichkeit weiter erhöhen", sagte Meienberg. Die hohe Pünktlichkeit und damit Zuverlässigkeit bezeichnet er als einen wichtigen Grund, warum die AKN im Jahr 2012 auf ihrem eigenen Netz so viele Fahrgäste befördert hat wie noch nie: 10,4 Millionen.