Die 24-jährige Weltklasse-Tischtennisspielerin Stephanie Grebe aus Heidgraben wird in wenigen Tagen bei den Paralympics um Medaillen kämpfen.

Heidgraben. An diesem Sonnabend geht es los. Dann wird Stephanie Grebe, 24, gemeinsam mit 149 anderen deutschen Athleten in den Flieger nach London steigen und sich auf den Weg zu ihrem bisher größten sportlichen Erlebnis machen. Die Heidgrabenerin ist Teil der deutschen Paralympischen Mannschaft und wird für Deutschland im Tischtennis um Medaillen kämpfen. Von Geburt an fehlen ihr beide Hände und der rechte Unterschenkel, ihrem sportlichen Eifer und Erfolg tut das aber keinen Abbruch. Sie belegt Platz vier der Weltrangliste und ist zudem die beste Spielerin im (nichtbehinderten) Damen-Team des Moorreger SV.

Mit ihrem Sport begann sie im Urlaub vor zwölf Jahren. "Ich habe mit meinem Vater gespielt und mich danach im Verein angemeldet", sagt Stephanie Grebe. "Ich mache das sehr gern, der Sport macht mir Spaß. Ich habe wohl ein gewisses Talent." Dass sie damit recht hat, steht außer Frage. Im vergangenen Jahr belegte sie den dritten Platz bei der Europameisterschaft in Kroatien. Es war ihr erstes großes internationales Turnier. Außerdem ist sie mehrfache deutsche Jugendmeisterin, wurde 2010 Deutsche Meisterin. Mit ihrem Team stieg sie jetzt in die Landesliga auf. Trotz einiger Angebote von größeren Vereinen hält sie ihrem Moorreger SV die Treue.

Reich werden könne man im Behindertensport nicht, sagt sie. "Das Preisgeld reicht meist gerade so aus, um die Kosten für Anfahrt und Trainingsaufwand zu decken." In Deutschland würden die von Behindertensportlern erbrachten Leistungen nicht genügend honoriert. So hat Stephanie Grebe trotz ihrer guten Platzierung bei der EM 2011 keinen Platz im Förderkader bekommen und erhält auch kein Geld von der Deutschen Sporthilfe. Begründung: In ihrer Wettkampfklasse gebe es nicht genügend Gegnerinnen. Vor allem in osteuropäischen Ländern werde der Behindertensport hingegen stark gefördert, sagt die junge Spitzensportlerin.

+++ Kommentar: Höchstleistungen besser honorieren +++

Aus Osteuropa kommen folglich auch ihre stärksten Konkurrentinnen. Auf die Ukrainerin Antonia Khodzynska würde die 24-jährige Heidgrabenerin lieber bereits in der Gruppe treffen als erst im Finale. "Sie ist so etwas wie meine Angstgegnerin." An einem guten Tag könne sie aber jeden schlagen, sagt Stephanie Grebe.

Ihr Ziel für London ist ganz klar: "Eine Medaille sollte es schon sein, die Farbe spielt aber keine Rolle." Am 30. August wird sie in London erstmals an der Platte stehen und ihr erstes Gruppenspiel bestreiten. Je vier Spielerinnen bilden eine Gruppe, danach wird im K.O.-System gespielt.

Für Stephanie Grebe war die Qualifikation für die Paralympics ein echter Kraftakt. "Es ging dabei nicht nur ums Training. Ich musste zeitgleich Sponsoren suchen, um das Geld zusammenzubekommen, auch mental war das eine Belastung", sagt sie. "Als ich dann am 21. Juli erfahren habe, dass ich in London dabei sein darf, habe ich das erst gar nicht so richtig realisiert."

Als Vorbereitung auf die Paralympischen Spiele trainiert sie vor allem das Spiel, dazu gibt es besondere Trainingseinheiten, um die Beinarbeit oder die Taktik zu verbessern. "Es geht beim Tischtennis darum, die Züge des Gegners vorauszusehen, zu erahnen, ähnlich wie beim Schach", sagt Grebe. Schon mit dem Aufschlag könne man die Bewegung des Gegners so beeinflussen, dass bereits der zweite Ball für ihn oder sie unerreichbar sei.

Stephanie Grebe machte ihr Abitur am Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen, studiert nun Sozialökonomie mit Schwerpunkt Arbeitsrecht. Die Jobvorstellung der Heidgrabenerin sind recht konkret: "Ich würde gern Juristin in einer Personalabteilung arbeiten", sagt sie. Der Sport solle aber noch länger Teil ihres Lebens bleiben.

Die Familie wird Stephanie Grebe in London unterstützen. Im olympischen Dorf hat aber nur sie selbst einen Platz. Mit der Teilnahme in London erfüllt sich für sie ein Lebenstraum. Nach den Spielen in London wird sie ihren Blick vermutlich sofort auf die Weltmeisterschaft 2013 und die Spiele 2016 in Brasilien richten.

Wer die Wettkämpfe von Stephanie Grebe (erstmals am 30. August) verfolgen möchte, kann dies auf den Sendern ARD und ZDF tun, die täglich mehrere Stunden live aus London berichten. Im Internet können die Wettkämpfe per Livestream geschaut werden.

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