Die 21 Jahre alte Hausbrucherin trainiert hart für die Spiele in London und ist ambitioniert: Sie will mit ihrem Team unbedingt gewinnen.

Harburg. Sie ist 21 Jahre alt, gehört zu den besten Basketballerinnen Deutschlands - und ist seit ihrem 13. Lebensjahr auf ihren Rollstuhl angewiesen. Maya Lindholm, aufgewachsen in Hausbruch, spielt in der deutschen Rollstuhlsport-Basketball-Nationalmannschaft und hofft, mit ihrem Team bei dem Paralympics in London, die Ende August beginnen, Gold nach Hause zu bringen.

Dafür trainiert sie seit Wochen. Tag für Tag - und das nicht nur auf dem Basketballfeld, sondern auch im Kraftraum und in der Schwimmhalle. Die Anstrengungen sieht man der hübschen jungen Frau mit den langen Haaren und den blitzenden braunen Augen nicht an. "Ja, das geht ganz schön auf die Arme, da man ja mit dem Rollstuhl manövrieren muss. Aber das intensive Training muss sein." Denn die Mannschaften aus den USA und China seien ebenfalls sehr gut. Und Maya will gewinnen. Unbedingt!

Für den Behinderten- und Rehabilitationssportverband Hamburg geht sie als Kampagnenmodel an den Start. Mit einer starken Botschaft: "Heb' Dir Dein Mitleid für meine Gegner auf" steht in großen weißen Lettern auf einem Plakat. Daneben sieht man Maya, die gerade einen Basketball werfen will. Der 21-Jährigen gefällt die Aktion. "Das passt gut zu mir. Dieser Spruch rüttelt die Leute auf."

Denn Mitleid sei das Letzte, das sie in ihrem Leben gebrauchen könne. Dabei hat sie ein schweres Schicksal und weiß noch wie es ist, einfach aufzustehen und loszulaufen. Eines Morgens, als sie 13 Jahre alt war, war damit Schluss. Sie hatte starke Rückenschmerzen, konnte einige Stunden später ihre Beine nicht mehr bewegen. Die Diagnose des Arztes: Rückenmarksentzündung. Die Nervenschäden waren inoperabel. "Meine Gedanken damals? Das ist nicht zu beschreiben", sagt sie. Von vielen Hobbys musste sie sich verabschieden. Auch ein Schulwechsel in eine Einrichtung mit Integrationsklasse stand an. "Alles veränderte sich plötzlich", sagt sie.

Während der neun Monate dauernden Reha fasste sie neuen Lebensmut. Und entdeckte den Rollstuhlsport. Für Basketball, das stellte sich schnell heraus, hatte sie ein Händchen. "Das Spiel ist schnell und dynamisch, fordert das Koordinationsvermögen immens. Das macht mir total viel Spaß", sagt sie. Ihr Talent stellt sie immer wieder auf dem Spielfeld unter Beweis. Sie spielt kraftvoll, trifft zielgenau und ist blitzschnell mit ihrem Rolli unterwegs. "Angst vor Stürzen darf man echt nicht haben", sagt sie.

Kein Wunder, dass die HSV-Spielerin schnell in die Nationalmannschaft aufgenommen wurde. Seit sechs Jahren verteidigt das Team den Europameistertitel, wurde bei den Paralympics in Peking bereits Vizemeister. Ihre Familie ist begeistert und stolz. "Meine Oma verpasst kein Spiel und sammelt alle Berichte über mich", sagt sie und lächelt.

Der sportliche Erfolg beflügelt sie auch privat. "Ich will Ergotherapeutin werden. Deshalb mache ich ein Praktikum im Boberger Unfallkrankenhaus", sagt sie. Mit ihrem Freund Jan, ebenfalls Rollstuhl-Basketballsportler, möchte die Harburgerin gern bald zusammenziehen. "Wir haben leider so wenig Zeit füreinander. Das wollen wir ändern", sagt sie.

Jetzt, wenige Wochen vor Beginn der Paralympics, wird es richtig stressig für Maya. Schnell genießen Jan und sie sie noch eine Shopping-Tour durch die Hamburger Innenstadt, bevor es ins Trainingscamp nach Australien geht. Was sie beim Schaufensterbummel erlebt, teilt sie mit allen jungen Frauen auf der Welt, ob nun behindert, oder nicht: "Ich kann bei keinem Schuhgeschäft einfach so vorüberziehen", sagt sie und schaut sich ein paar weinrote Sneaker in einem Geschäft an.