Den 2600 Mitarbeitern der Regio-Kliniken steht eine richtungsweisende Entscheidung bevor, an deren Ende wieder die Schließung eines Standortes stehen könnte.

Kreis Pinneberg - Landrat Wolfgang Grimme drängt die Kreispolitik, sich spätestens im Juni zu entscheiden, ob der Kreis auch künftig ein Millionen-Defizit für die Krankenhaus-Versorgung tragen soll oder ob er das Angebot der Manager annimmt, 75 Prozent der Gesellschaftsanteile des Klinikbetriebs zu übernehmen.

Grimme hat sich bereits entschieden und favorisiert das so genannte Management-buy-Out-Modell. "Diese Mitarbeiter haben es verdient, eine Chance zu bekommen, das Ding noch mal zu drehen", ist der Kreisverwaltungschef überzeugt, der zugleich der Aufsichtsratsvorsitzende der Regio-Kliniken ist. Damit spielt Grimme auf die Strukturkrise der Kliniken von 2004 an, die dazu führte, dass damals Uetersen geschlossen wurde. Die beiden Wirtschaftsprüfer Wolfgang Derix und Udo Niemut, die sich seit vier Jahren mit dem Klinikbetrieb befassen, schlagen vor, bestimmte medizinische Abteilungen an einem Standort zu konzentrieren oder ein weiteres Haus zu schließen. Dies könnte das Aus für das Krankenhaus Wedel bedeuten. Wirtschaftsprüfer Niemut sagt: "Aufwendige OPs mit Chirurgenteam, Anästhesie, Pflege, Intensivmedizin und Labor rund um die Uhr an drei Standorten sind zu teuer."

Die wirtschaftliche Lage der Kliniken, die Grimme und seine Wirtschaftsprüfer vorlegten, sieht dramatisch aus: Danach ist das Eigenkapital des Gesamtbetriebs im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Verlust von neun Millionen Euro von 16,9 auf 8,2 Millionen Euro gesunken. Trotz eines Anstiegs der Patientenzahlen um 2000 auf 30 917 und einer Umsatzsteigerung von 110 auf 123 Millionen Euro hätte allein der Krankenhausbetrieb 3,5 Millionen Euro Minus gemacht. Dafür sei vor allem die Kostenexplosion bei den Personalausgaben verantwortlich, für die 2008 neun Millionen Euro mehr als 2007 ausgegeben werden mussten.

Millionen-Verluste machten auch die neuen Medizinischen Versorgungszentren (zwei Millionen) und die Altenpflege (3,6 Millionen). Doch im Gegensatz zum Krankenhaus würden diese Bereiche bald schwarze Zahlen schreiben können, ist Grimme überzeugt. Er sagt: "Diese Frage duldet keinen Aufschub." (bf)