Die 15-jährige Haseldorferin soll sich im August einer Transplantation unterziehen. Für die june Frau gab es große Welle der Hilfsbereitschaft.

Haseldorf. Eine ganze Region atmet auf: Der so händeringend gesuchte Stammzell-Spender für die an Krebs erkrankte Tonia, genannt Toni, aus Haseldorf ist gefunden. Noch im August soll sich das 15 Jahre alte Mädchen, das an einer besonders schweren Form von Leukämie leidet, der hoffentlich lebensrettenden Knochenmarktransplantation unterziehen. Das bestätigte gestern ihre ältere Schwester Julia. "Wir haben das im Universitätsklinikum Eppendorf erfahren. Toni war ganz perplex, dass es so schnell gegangen ist," berichtet die 20-Jährige.

Auf der Suche nach dem Stammzell-Spender hatte ganz Haseldorf in den vergangenen Wochen die Ärmel hochgekrempelt. Eine Typisierungsaktion wurde gestartet und unzählige

+++ 1217 Menschen wollen Tonis Leben retten +++

+++ Der Appell des Lebensretters Jan Kleesattel +++

Spenden gesammelt. 1217 Freiwillige ließen sich am 14. Juli für Toni in die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufnehmen. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass die Gewebemerkmale der Familie nicht für eine Knochenmark-Spende geeignet waren. Selbst Tonis Zwillingsschwester - es handelt sich nicht um eineiige Zwillinge - kam nicht als Spenderin in Frage.

Tonis Hausärztin Dr. Susanne Faas-Ramm stellte im Mai dieses Jahres die schreckliche Diagnose. Sie kennt die 15-Jährige bereits aus Kindertagen - und sie kennt auch die traurige Krankheitsgeschichte des Mädchens. Bereits im Alter von acht Monaten diagnostizierten die Ärzte einmal bei Toni die Krankheit Krebs. Mit Chemotherapien kämpften die Mediziner gegen die Tumorzellen und um Tonis Leben. Nach zweieinhalb Jahren kam schließlich die erlösende Nachricht. Auch jetzt hofft Tonis Familie sehnsüchtig auf ein Happy-End. Wer der nun gefundene Spender ist, weiß die Familie nicht.

+++ Toni ist wieder zu Hause +++

"Wir gehen nicht davon aus, dass er aus unserer Typisierungsaktion stammt. Das ging einfach zu schnell. Die Daten können noch gar nicht ausgewertet sein", sagt die 20-jährige Julia. Laut den Ärzten im UKE würden die Gewebemerkmale des Spenders zu 100 Prozent zu denen von Toni passen - und die Person habe der Knochenmarktransplantation bereits zugestimmt. "Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, ob die Person aus Deutschland oder Europa stammt, das alles wissen wir nicht", sagt Julia weiter. Auch im nachhinein wird Tonis Familie die Identität des Spenders nicht erfahren. "Nur wenn die Person selbst eine Kontaktaufnahme startet, kommen wir an Informationen."

Wann genau die Stammzell-Spende erfolgt, ist noch nicht festgelegt. "Toni ist noch sehr geschwächt von der letzten Chemotherapie. Ihr Körper muss sich noch ein wenig erholen", berichtet die große Schwester. Vermutlich in einigen Wochen werde die Prozedur im UKE starten. Dafür wird die 15-Jährige stationär auf einer gesonderten Station der Uniklinik aufgenommen.

"Wir rechnen damit, dass es zwei Monate dauern wird", sagt Julia weiter. In dieser Zeit gelten strikte Regeln: Mit Ausnahme von Mutter Birgit dürfe die Haseldorferin keinen Besuch empfangen. "Sie wird komplett unter Quarantäne stehen."

Toni sei sehr froh, dass ein passender Spender gefunden worden ist, berichtet Julia. Ihre Schwester wisse aber auch, dass es weiterhin keine Garantie auf eine Genesung gebe. "Es kommt darauf an, ob ihr Körper die Stammzell-Spende akzeptiert. Wir hoffen das alle natürlich sehr." Sicher ist jedoch eines: Ganz Haseldorf wird der 15-Jährigen die Daumen drücken. Rund um die Typisierungsaktion hatte die Familie in ihrem Dorf und darüber hinaus eine Welle der Hilfsbereitschaft erfahren.

Die Feuerwehr des Ortes übernahm die Straßensperrung während der Typisierungsaktion. Die Dorfjugend legte die Halle, die nicht mit Schuhen betreten werden darf, mit Teppich aus. Die Tennisabteilung stellte das Personal für die Registrierungstische. Allein 160 Freiwillige opferten den ganzen Tag, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Darunter waren auch viele Ärzte und Krankenschwestern der Regio-Kliniken, die ihre medizinischen Kenntnisse für die gute Sache einbrachten. Unterstützung leisteten auch die Schirmherren der Aktion, Landrat Oliver Stolz und Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden, die mehrere Stunden der Aktion beiwohnten. Etliche Einwohner brachten selbst gebackenen Kuchen vorbei, der verkauft wurde, um die Kosten der Typisierung zu decken.

Und letztendlich konnte sich die Familie vor Spenden kaum retten. Allein 8600 Euro landeten in der großen Spendenbox, die am Tag der Typisierungsaktion aufgestellt worden war. "Viele haben auch Geld überwiesen oder die Spendenboxen, die in mehreren Geschäften standen, genutzt", sagt Julia weiter. Der aktuelle Stand des Spendenkontos liege bei 50 000 Euro.

Darunter waren auch zahlreiche Großspenden. Zum Beispiel zeigte die Fußballabteilung des TuS Esingen aus Tornesch ein Herz für Toni, die 600 Euro aus einer Mannschaftskasse zur Verfügung stellte. Von der Aktion "Appen musiziert" um Rolf Heidenberger kamen 5000 Euro. Genauso viel gab der Uetersener Verein "Menschen helfen Menschen" dazu. Firmen wie Nordmark (2000 Euro) und Medac (1000 Euro) zeigten sich großzügig. Der Lions Club Pinneberg und die Rotarier halfen finanziell aus. "Das Geld reicht fast aus, um die Kosten der Aktion aufzubringen", freut sich Tonis Schwester. Nach ersten Erkenntnissen werden knapp 60 800 Euro benötigt, um die Blutentnahme, die Analyse der Proben und die Aufnahme der Spender in die DKMS-Kartei zu bezahlen.

Parallel zur Massen-Blutentnahme hatte die DKMS einen Suchlauf gestartet. Dafür wurden alle in Deutschland bislang registrierten möglichen Spender mit den Daten von Toni abgeglichen. Die DKMS ist mit derzeit rund 2,7 Millionen erfassten potenziellen Lebensrettern die größte Stammzellspenderdatei weltweit. Gebündelt werden die vielen Daten in Ulm. Während die DKMS ihr Register durchleuchtete, wurde auch international nach einem potenziellen Helfer gesucht.

Der genetische Zwilling des krebskranken Kevin lebt in den USA

Für den ebenfalls an Krebs erkrankten Kevin aus Moorrege fand sich der passende genetische Zwilling in den USA. Bei dem 22-Jährigen schlug die Stammzellen-Therapie schnell an. Er ist inzwischen gesundheitlich über den Berg und kann im August eine Verwaltungslehre im Amt Moorrege beginnen.

Der Schenefelder Jan Kleesattel wiederum ließ sich im Mai Knochenmark entnehmen für eine 58-jährige US-Amerikanerin. Ob der Eingriff erfolgreich war, erfährt er wahrscheinlich im August.