Großer Andrang bei der Typisierung für die 15-jährige Haseldorferin Toni. Sie leidet an Leukämie und braucht dringend eine Stammzellenspende.

Haseldorf. Der Andrang war riesig. Schon um 9.30 Uhr warteten die Ersten geduldig vor der Grundschule in Haseldorf. Und bis sich um 10 Uhr die Türen für die Typisierungsaktion öffneten, ging die Menschenschlange sogar bis auf die Straße.

Alle waren gekommen, um der 15-jährigen Tonia, genannt Toni, zu helfen. Sie leidet an Leukämie und braucht dringend einen geeigneten Stammzellspender. Am Ende der sechsstündigen Aktion zählten die Organisatoren 1217 Menschen, die eine Blutprobe abgaben.

"Es ist unglaublich toll, dass so viele Leute gekommen sind. Das macht einem Gänsehaut", sagte Julia, 21, die große Schwester von Toni. Gemeinsam mit ihrem Bruder Tobias, 19, und Tonis Hausärztin Dr. Susanne Faas-Ramm hatten sie die Organisation der Aktion übernommen, die "Hoffnung für Toni" getauft wurde. "Das war schon im Vorfeld gigantisch. Egal, wo man hinkam, alle hatten schon von 'Hoffnung für Toni' gehört", sagte Julia weiter.

+++ Toni ist wieder zu Hause +++

Am Sonnabend war schließlich ganz Haseldorf auf den Beinen, um zu helfen. Allein 160 Freiwillige opferten den ganzen Tag, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Die Blutspender mussten zunächst registriert werden und einen Fragebogen ausfüllen. "Wir machen einen groben Check, ob die Personen etwa unter chronischen Erkrankungen leiden, die eine Teilnahme verhindern", erläutert Faas-Ramm. Dann erhielten die Telnehmer Röhrchen für die Blutspende und einen Barcode, der auf das Röhrchen geklebt wurde. Es folgte die eigentliche Blutspende, für die 24 Plätze zur Verfügung standen. Zum Schluss wurde noch geprüft, ob der Code und Daten übereinstimmen.

"Ich finde die Aktion wichtig", sagt Alexandra Stender. Die Haseldorferin nahm den ganzen Tag die Personalien der Blutspender auf - und sie nutzte die Pause, um sich selbst Blut abnehmen zu lassen. Das Schicksal von Toni geht ihr nahe. "Es ist einfach anders, wenn man die Leute kennt." Dem kann Jürgen Olde aus Hetlingen beipflichten. "Meine Tochter geht in Tonis Parallelklasse." Da sei es für ihn selbstverständlich, sich als Helfer und möglicher Stammzellspender zur Verfügung zu stellen.

Ingo Wittke aus Haseldorf kennt Tonis Familie nur flüchtig. Trotzdem zögerte der Wehrführer der Gemeinde keine Sekunde, sich ebenfalls typisieren zu lassen. "Ich habe alle Feuerwehrkameraden aufgefordert, sich zu beteiligen", so Wittke. Man müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Auch die Raiffeisenbank Elbmarsch, die eine Filiale in Haseldorf hat, unterstützt die Aktion. Vorstandsmitglied Sönke Hahn aus Hetlingen kam zum Blutabnehmen und verkündete: "Wir werden für jeden Mitarbeiter, der sich typisieren lässt, 100 Euro spenden." Ebenfalls Hilfe zugesagt hatten die Regio-Kliniken, die Ärzte und Krankenschwestern für die Blutabnahme abstellten. "Am Ende mussten wir sogar einigen Helfern absagen", berichtet Andrea Wollschläger.

Die Mitarbeiterin von Susanne Faas-Ramm hatte die Aufgabe, kompetente "Blutabnehmer" zu finden. Und das erwies sich als einfach. Viele Mitarbeiterinnen diverser Arztpraxen waren sofort zur Hilfe bereit.

Wie etwa Sylvia Harder, die in einer Pinneberger Praxis arbeitet. "Ich habe selbst zwei Töchter, das Schicksal von Toni berührt einen einfach." Die Tochter einer Arbeitskollegin sei mit Toni befreundet. "Die Kollegin hat mich gefragt, ob ich nicht helfen will. Und ich war sofort dabei." Auch Kerstin Jenßen aus Tornesch stellte ihre medizinischen Kenntnisse zur Verfügung. "Toni ist die Tochter meiner Bekannten, da war es selbstverständlich mitzumachen."

+++ Kommentar: Nicht nur an sich selbst denken +++

Während die meisten Spender aus Haseldorf oder der näheren Umgebung stammten, kam Björn Saager aus Hamburg-Rissen zur Typisierung. "Ich arbeite bei den Regio-Kliniken und habe dort von der Aktion erfahren. Da habe ich mir vorgenommen, auch zu helfen." Hilfe kam auch von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), in der die Daten der Haseldorfer Spender landen. "Wir brauchen ständig neue Spender", sagt Björn Stifter. Die DKMS verfüge aktuell über die Daten von 2,7 Millionen Personen und könne jeden Tag zwölf Spender vermitteln. Stifter lobte die Organisatoren und die Helfer in Haseldorf. "Das ist eine tolle Aktion und alle haben trotz des großen Ansturms zu Beginn die Nerven behalten."

Unterstützung leisteten auch die Schirmherren der Aktion, Landrat Oliver Stolz ("Ich bin schon seit zehn Jahren typisiert") und Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden. "Toni ist noch jung, hat noch so viel vor sich. Da ist es selbstverständlich, einen bescheidenen Beitrag zu leisten", sagt Stolz. Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden verwies auf seine älteste Tochter, die auch 15 sei. "Das kann einem meiner Kinder auch so ergehen." Er lobte das "gesunde soziale Klima" in Haseldorf. "Hier stehen die Nachbarn noch füreinander ein."

Hilfe kam auch von anderer Seite. So konnten sich die Organisatoren vor Kuchenspenden kaum retten. Die wurden - ebenso wie Getränke - verkauft, um die Kosten der Aktion zu decken. Die Analyse der 127 Blutproben kostet 60 850 Euro. Bereits im Vorfeld waren Spenden in Höhe von 28 000 Euro eingegangen.