Trotz Spardiktats führt die Stadt die Ehrenamtskarte ein und lässt sich Vergünstigungen in Geschäften für Helfer etwas kosten.

Schenefeld. Neben dem "Perso" und der Bankkarte soll dieser Ausweis bald einen festen Platz im Portemonnaie von Schenefelds ehrenamtlichen Kräften haben: Die Düpenaustadt führt eine eigene Ehrenamtskarte ein. Mit dem knallgelben Plastikausweis erhalten sein Besitzer oder seine Inhaberin Vergünstigungen in Schenefelder Geschäften und Einrichtungen. So können sie günstiger beim Griechen Essen gehen, bekommen Eintrittskarten fürs Theater billiger, dürfen sich im Monat vier Brötchen kostenlos vom Bäcker holen und einen VHS-Kursus umsonst besuchen. Ein kreisweit in dieser Form einzigartiges Projekt.

Zwar gibt es auf Landesebene seit Juni 2007 auch eine Ehrenamtskarte, allerdings beteiligen sich landesweit gerade einmal 25 Einrichtungen und Unternehmen derzeit an dem Projekt. Zum Vergleich: Schenefeld kann bereits kurz nach Einführung 13 Partner aus Kultur, Wirtschaft und Sport vorweisen. Warum man das nicht zusammenführte? "Von der Ehrenamtskarte des Landes weiß kaum einer, und man wollte bewusst etwas für Schenefeld schaffen", sagt Fachbereichsleiter Melf Kayer, der im Rathaus die Fäden in Sachen Ehrenamtskarte in den Händen hält. Die Liste der Unterstützer ist lang und noch nicht zu Ende geschrieben, da sich die Stadtverwaltung noch im Gespräch mit weiteren Partnern befindet. Mit dabei sind unter anderem die Pinneberger Verkehrsgesellschaft, das Theater Schenefeld, das Kunsthaus, der Kulturverein Forum, die Begegnungsstätte JUKS und die VHS.

Große Unterstützung also für ein Projekt, für dessen Einführung sich die Stadt allerdings auch ganz schön Zeit genommen hat. Vor knapp zwei Jahren beschloss die Politik bereits, die Rabattkarte für Ehrenamtliche zu installieren. Dann passierte lange nichts. Nachdem die Zuständigkeit im Rathaus endlich geklärt war und die örtlichen Unternehmen in Fahrt kamen, können die Schenefelder Helfer nun also ihre Karte im Rathaus beantragen.

+++ Firmen sollten Ehrenamt fördern +++

Die ersten halten sie sogar schon in Händen. Willi und Else Matzen haben sich die Karte gleich geholt. "Ich habe durch meine politische Arbeit von der Karte erfahren", berichtet Willi Matzen, der in der Schenefelder SPD aktiv ist. Das Schenefelder Ehepaar engagiert sich seit Jahren in ihrer Wohnsiedlung zwischen Krähenhorst und Alter Lindenstraße. So betreuen sie den Jugendtreff. Die Kinder verfassen und drucken dort die Nachbarschaftszeitung, die relativ regelmäßig erscheint. Zudem können die Jugendlichen, die bis zu 16 verschiedenen Nationalitäten angehören, sich dort austauschen, gemeinsam kochen und Kicker-Turniere austragen.

Für ihr Engagement zur Verbesserung des Miteinanders in ihrer Siedlung zeichnete die Stadt das Paar 2008 mit dem Ehrenpreis aus. "Ich finde es toll, dass die Stadt trotz Sparmaßnahmen die Ehrenamtskarte einführt. Für mich ist das eine echte Anerkennung unserer Arbeit", so Willi Matzen.

Genau das ist der Sinn der Karte: Ein Dankeschön an diejenigen, die sich für andere in Schenefeld stark machen: Ob als Trainer im Sportverein, Rotarier, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, Jugendbetreuer, Vorleser an der Grundschule oder als Vereinschef, etwa der Ortsgruppe des Roten Kreuzes. Ohne diese zahlreichen Freiwilligen ginge in der Stadt nichts mehr. Das Problem: Wenn alle diese vielen Helfer die Karte inklusive geförderter Vergünstigungen bekämen, wäre Schenefeld innerhalb kürzester Zeit pleite.

Deshalb sind die Hürden auf dem Weg zur Karte relativ hoch. Folgende Voraussetzungen müssen die Karteninhaber in spe erfüllen: Sie müssen sich seit mindestens drei Jahren in einem gemeinnützigen Verein engagieren. Dabei kommen sie am Ende des Jahres auf 250 ehrenamtlich geleistete Stunden. Das entspricht etwa fünf Stunden pro Woche. Wer mindestens 16 Jahre alt ist und sich in Schenefeld engagiert, aber nicht gezwungenermaßen hier wohnt und für diese Arbeit keine Aufwandsentschädigung erhält, kann die Karte bekommen.

Eva Bluhm erfüllt die Voraussetzungen noch nicht. Die 63-Jährige engagiert sich im Verein Glücksgriff. Montags von 9 bis 14 Uhr ist ihre Schicht. Dann verkauft die Rentnerin ehrenamtlich für den guten Zweck Secondhandkleidung im Schenefelder Sozialkaufhaus. "Ich finde die Ehrenamtskarte gut. Gerade in der heutigen Zeit ist es vernünftig, Ehrenamtlichen eine Anerkennung zukommen zu lassen", sagt sie. 20 Anträge sind bereits auf dem Tisch von Melf Kayer gelandet. Darunter die der Freiwilligen Feuerwehr. Die Kameraden haben gesammelt und gemeinsam eingereicht. 70 aktive Kameraden und nur so wenige Anträge? "Viele, die sich so engagieren, möchten eben gerade keinen Lohn dafür, auch keine Rabatte", erklärt Kayser. "Zudem werden viele die Kriterien nicht erfüllen." Er rechnet damit, dass zwischen 100 bis 200 Ehrenamtliche am Ende im Besitz der Karte seien werden. Das würde die Stadt bis zu 5000 Euro kosten. Denn für manche Vergünstigung, wenn sie von den Ehrenamtlichen sehr in Anspruch genommen wird, springt die Stadt dann finanziell in die Bresche.