Der globale Klimawandel ist auch im Kreis Pinneberg präsent: Forscher stellen Prognosen und Szenarien für die kommenden 90 Jahre dar.

Kreis Pinneberg. Trockenere heiße Sommer und Starkregenfälle im Winter - auf diese Wetterlagen werden sich die Menschen Kreis Pinneberg einstellen müssen. Der Klimawandel ist allgegenwärtig und stellt neue, große Anforderungen an Küstenschutz, Stadtplanung und Entwässerung. Denn die zunehmende Erwärmung durch die steigende Konzentration der Treibhausgase und der Anstieg des Meeresspiegels lässt das Risiko für Überschwemmungen im Unterelberaum anwachsen. Das ist das Ergebnis einer Klimakonferenz, zu der der Kreis Pinneberg Klimaforscher und 100 kommunale Vertreter nach Elmshorn einlud. Drohende Überschwemmungen von Krückau und Pinnau, Dauerregen im Februar - "wir müssen wissen, wie wir darauf reagieren können", sagte Landrat Oliver Stolz. Mit der Hafencity-Universität organisierte die Kreisverwaltung diese Klimakonferenz. Für die Uni sei diese Kooperation wichtig, betonte Prof. Jörg Knieling. "Der Klimawandel stellt uns vor eine besondere Herausforderung. Praxis und Wissenschaft müssen gute Lösungen finden."

Mit welchen Auswirkungen des Klimawandels die Menschen im Kreis Pinneberg in den nächsten 90 Jahren rechnen müssen, stellte Insa Meinke vom Norddeutschen Klimabüro am Helmholtz-Zentrum Geesthacht anhand von Zahlen und Szenarien dar. Ihr Team hat die globalen Daten des Weltklimarates, nachdem sich die Temperatur im 20. Jahrhundert um 0,8 Grad erwärmt und der Meeresspiegel um 20 Zentimeter erhöht hat, mit den Prognosen von Wind, Temperatur und Niederschlag sowie verschiedenen Konzentrationen von CO-2, Methan und Stickoxiden für die Zukunft durchgespielt. Danach sei im Norden mit einer Erwärmung zwischen 2 und 4,7 Grad Celsius bis 2100 zu rechnen. Aufs Jahr gesehen können sich die Niederschläge um bis zu neun Prozent erhöhen, was aber zu starken Schwankungen bei den Jahreszeiten führe. "Die Sommer können künftig heißer und trockener werden, die Winter wärmer und nasser", sagte die Klimaforscherin. Mit bis zu 40 Prozent mehr Niederschlag im Winter sei zu rechnen, der vor allem als Regen auftrete. Fünf Tage mehr Starkregen im Jahr besagten die Modelle.

Aber nicht nur der Klimawandel sei schuld an dieser Entwicklung, erläuterte sie. Die unterschiedlich gestiegenen Pegelstände von Hamburg und Cuxhaven bewiesen, dass bereits die Elbvertiefung und Absperrung der Nebenflüsse einen enormen Effekt auf das Hochwasser zeigten: Vor der großen Sturmflut 1962, bei der 340 Menschen starben, trat das Hochwasser am Pegel St. Pauli nur viermal über fünf Meter, seitdem schon 19-mal. Auch die Versiegelung der Flächen spiele eine verschärfende Rolle, sagte die Forscherin, warnte aber davor, hektisch zu reagieren. "Ohne die Deiche würde die gesamte Westküste schon heute zwei Mal am Tag bis Elmshorn überflutet sein."

Für den Unterelberaum prognostizieren die Forscher einen Anstieg des Wasserspiegels um 20 bis 80 Zentimeter bis 2100. Sturmfluten können zusätzlich durch stärkere Winde um weitere zehn bis 30 Zentimeter höher auflaufen als heute.

Diese Szenarien stellten große Anforderungen an den Deichbau, sagte Volker Petersen vom Umweltministerium, beruhigte aber auch: Die 433 Kilometer langen Landesschutzdeiche würden diese Hochwasserprognosen noch abfangen können. "Zurzeit gibt es keinen weiteren Verstärkungsbedarf." Ein erhöhtes Hochwasserrisiko bestehe aber landesweit an den Ufern von 940 der insgesamt 30 000 Kilometer langen Flussläufe. Dies könnte zu neuen Überschwemmungsgebieten an Pinnau und Krückau führen, die Barmstedt und Quickborn beträfen. "Die Stadtplaner müssen dafür Sorge tragen, dass die Bewohner hier sicher leben und arbeiten können." In den neu zu erwartenden Überschwemmungsgebiete sollte nicht gebaut werden.