Wasserstände von Nordsee, Ostsee und Elbe steigen bis 2050 nur moderat

Berlin. Der Klimawandel wird in den nächsten 40 Jahren nur leichte Auswirkungen auf die Wasserstände von Elbe sowie von Ost- und Nordsee haben. Die Folgen für die Schifffahrt bleiben damit zunächst niedrig. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten des sogenannten Kliwas-Programms, das die Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt in Deutschland untersucht und das 2009 vom Bundesverkehrsministerium ins Leben gerufen wurde. "Trotz der absehbaren Klimaveränderungen ist die Nutzbarkeit unserer Bundeswasserstraßen in den nächsten Jahrzehnten nicht infrage gestellt", sagte Klaus-Dieter Scheuerle, Staatssekretär von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). "Unsere Wasserstraßen sind also auch in Zukunft zuverlässig."

Im Elbeeinzugsgebiet werden sich die Niederschläge in den Wintermonaten bis 2050 demnach um fünf bis zehn Prozent verstärken. Eine Abnahme der Sommerniederschläge, wie frühere Studien prognostiziert haben, haben die jetzt erhobenen Daten jedoch nicht ergeben. Die Kleinstadt Tangermünde nördlich von Marburg müsse nicht in "Tangerfurt umbenannt werden", sagte Scheuerle. Dass sich die Durchschnittstemperatur in Norddeutschland bis 2050 um zwischen 0,5 und zwei Grad pro Jahr erwärmt, hat zunächst nur geringe Auswirkungen.

Gravierender wird es ab 2071: Hier gehen die Forscher von einem Temperaturanstieg von 1,5 bis 3,5 Grad im Norden aus. Auch die Zahl der heißen Tage mit mehr als 30 Grad werde zunehmen. Dadurch wird auch das Wasser in der Elbe wärmer und es werden sich dort mehr Algen entwickeln. Welche Auswirkungen das dann für die Schifffahrt hat, werden die Forscher noch bis 2013 untersuchen. Die gestern präsentierten Daten sind ein erstes Zwischenergebnis des Programms, das mit 20 Milliarden Euro dotiert ist. Die Ergebnisse werden dann in die Politik einfließen. "Die Informationen sind sowohl bei langfristigen Investitionsentscheidungen als auch für die laufende Aufgabenentwicklung an den Gewässern von großer Bedeutung", so Scheuerle. Wenn der Wasserpegel steigt, hat das etwa auch Auswirkungen auf die Höhe der Deiche oder den Küstenschutz. Verlängerte Niedrigwasserphasen könnten dagegen für große Schiffe zum Problem werden. "Das Klima kann die Verkehrssicherheit der Wasserstraßen und Meere beeinflussen."

Für Nord- und Ostsee sehen die Kliwas-Experten noch besonderen Forschungsbedarf. Bislang zeichne sich jedoch ab, dass sich der Anstieg des Meeresspiegels von ein bis drei Millimeter pro Jahr vorerst nicht beschleunigt. Dass der Meeresspiegel aber nach 2050 schneller steigt als jetzt, darauf wiesen einige Simulationen hin. Ob Sturmfluten oder Hochwasser vermehrt auftreten, lasse sich jetzt noch nicht seriös vorhersagen, so die Forscher.