Sportverein schlägt Pinnebergs Politikern vor, die defizitäre Schwimmhalle zu verkaufen und durch einen “Vorzeigebetrieb der Stadtwerke“ zu ersetzen.

Pinneberg. Die Überlegung, das Pinneberger Hallenbad aus Kostengründen zu schließen, hat eine Protestwelle ausgelöst. Auf deren Spitze surfen die Sportler des VfL Pinneberg. Im Namen des Großvereins hat der Vorsitzende Mathias Zahn, früher selbst aktiver Schwimmer, der Pinneberger Politik am Freitag die Idee unterbreitet, ein neues Schwimmbad auf dem Marktplatz zu bauen. "Wir wollen Anregungen geben für eine große Lösung in einer großen Stadt", so der VfL-Chef.

Dem Beirat des Vereins, dessen 450 Mitglieder der Schwimmabteilung bislang das von der Schließung bedrohte Bad an der Burmeisterallee für Training und Wettkämpfe nutzen, schwebt laut Zahn ein neues innerstädtisches Bad als "bundesweiter Vorzeigebetrieb der Stadtwerke" vor. "Es wäre nicht nur gut für den VfL, sondern für alle Vereine, besonders auch im Hinblick auf die Gruppe der Schwimmanfänger", sagt Zahn.

+++Bürger wollen nicht auf ihr Bad verzichten+++

Der VfL schlägt vor, die Stadt könnte den Stadtwerken den Marktplatz für die neue Nutzung zur Verfügung stellen. Dann könnten junge Ingenieure, über Hochschulen oder die IHK, eingebunden werden, um Pläne für ein besonders ökologisches und energieeffizientes Bad zum Beispiel mit Solar- oder Wärmepumpentechnik zu entwickeln. Der Grundstock der Finanzierung sollte demnach aus dem Verkauf des alten Bades beziehungsweise des Grundstücks kommen.

Auch im bisherigen Wochenmarktbetrieb sieht man beim VfL keine Konkurrenz. Mathias Zahn: "Was spricht dagegen, wenn die Besucher künftig um das Stadtwerkezentrum/Schwimmbad herum auf den Wochenmarkt gehen, während die Kinder schwimmen gehen?"

Der Vorsitzende eines der drei größten Sportklubs aus Schleswig-Holstein erhofft sich eine "parteiübergreifende, zukunftsweisende Planungsarbeit" - und will "generellen Nein-Sagern" vom Start weg die Mitarbeit verwehren. "Beobachten Sie alle in den eigenen Reihen, wer zuerst 'nein" schreit", schreibt Zahn an die Ratsfraktionen.

+++Hallenbad Pinneberg+++

Ein klares Nein kam gleich am Freitag tatsächlich von Joachim Dreher, Fraktionschef von GAL & Unabhängigen - wegen des vom VfL ausgeguckten Standortes Marktplatz. "Über die generelle Idee lässt sich streiten. Aber der Marktplatz ist für uns tabu." Die ehemalige Eggerstedt-Kaserne als Standort für Wellness und Sport könne sich seine Fraktion derweil vorstellen, so Dreher.

"Ich bin skeptisch, ob das funktionieren kann", sagte als erste Reaktion Michael Lorenz, Fraktionsvorsitzender der CDU. Auch ein modernes Bad lasse sich vermutlich nicht ohne ein Defizit betreiben. Und Pinneberg müsse für den Neubau neue Schulden machen. "Tatsächlich brauchen wir dringend eine Lösung für das Schul- und Anfängerschwimmen", so Lorenz. Der VfL habe auf jeden Fall eine "recht kreative Idee" entwickelt.

+++Die Mehrheit spricht sich für Erhalt des Bads aus+++

Angela Traboldt, Fraktionsvorsitzende der SPD, begrüßt, dass der Sportverein eigene Lösungsmöglichkeiten entwerfe. Sie sei aber pessimistisch, was die finanziellen Möglichkeiten angehe, ohne einen Investor ein neues Bad zu bauen. Auch Bürgermeisterin Kristin Alheit glaubt: "Wir müssten einen Dritten reinholen." "Der VfL-Vorschlag muss geprüft werden, aber er kostet uns erstmal richtig viel Geld", so Kristin Alheit.

Und Geld hat das hoch verschuldete Pinneberg, das die Absicht hat, unter den Rettungsschirm des Landes zu schlüpfen (siehe nebenstehenden Text), eben nicht. Deshalb hat der Aufsichtsrat dem Chef der Stadtwerke, die das Hallenbad betreiben, jüngst den Auftrag erteilt, "Problemlösungen" zu ermitteln. Nach Abendblatt-Informationen stehen außer einer Schließung des Bades, das ein jährliches Minus von mehr als einer Millionen Euro macht, zwei Varianten zur Option: Eine grundlegende Sanierung, für die voraussichtlich mehr als sechs Millionen nötig wären, und ein Neubau, der vermutlich bis zu acht Millionen Euro kostete. Schließt Pinneberg das annähernd 40 Jahre alte Schwimmbad tatsächlich, müsste ein Sozialplan für die bis dato 16 Mitarbeiter her. Die geschätzten Abrisskosten sollen mehr als eine Millionen Euro betragen. Vorgeschlagen worden war ebenfalls, das Bad an einen neuen Betreiber zu übergeben und sich Nutzungszeiten für die Schul- und Sportschwimmer zu sichern.