Die drohende Schließung des Pinneberger Hallenbades bewegt die Leser wie kaum ein anderes Thema. Täglich erreichen uns neue Zuschriften.

Pinneberg. Rote Zahlen schreiben sie alle, die Hallenbäder im Kreis Pinneberg (siehe Übersicht). In der Kreisstadt Pinneberg, die unter den sogenannten Rettungsschirm des Landes schlüpfen will, hat der Aufsichtsrat dem Geschäftsführer der Stadtwerke, die das defizitäre Hallenbad betreiben, beauftragt, bis zum Sommer "Möglichkeiten zur Problemlösung" aufzuzeigen. Kurzum: Es wird konkret über eine Schließung des Bades beraten. Das hat zahlreiche Hallenbadbenutzer auf den Plan gerufen. Auch viele Abendblatt-Leser beteiligen sich mit Leserbriefen an der öffentlichen Diskussion, was die hoch verschuldete Stadt sich noch leisten kann beziehungsweise soll.

Bürgervorsteherin Natalina Boenigk sagt, dass noch keine Entscheidung zur Schließung des Bades gefallen sei. "Das Thema bewegt die Menschen, das ist verständlich. Aber es ist doch noch nichts beschlossen", sagt die Bürgervorsteherin. "Es kann sich niemand mehr wegducken", sagt Bürgermeisterin Kristin Alheit über Verwaltung und Politik der Kreisstadt. Niemand sei für die Schließung des Hallenbads, es könne sich aber auch niemand mehr leisten, leichtfertig auf 3,5 Millionen Euro pro Jahr zu verzichten, die das Land in Aussicht gestellt hat. Im Gegenzug fordert Kiel von den verschuldeten Kommunen, darunter auch Uetersen und Elmshorn, ihr strukturelles Defizit erheblich zu reduzieren. Das Pinneberger Bad verursacht der Stadt - über eine geringere Gewinnabführung des Betreibers Stadtwerke - ein Defizit von gut einer Millionen Euro pro Jahr.

+++ Hallenbad Pinneberg +++

+++ Badepark Elmshorn +++

+++ Badebucht Wedel +++

+++ Hallenbad Uetersen +++

+++ Badewonne Barmstedt +++

Die Bürgermeisterin will über das Thema Schwimmbad auch mit ihren Kollegen aus den Nachbarkommunen sprechen. Eine Umfrage unter den Gästen des Pinneberger Bades hatte ergeben, dass 42 Prozent der Besucher aus Pinneberg selbst kommen. Jeweils 9,0 beziehungsweise 9,1 Prozent der Besucher kommen unter anderem aus Rellingen und Halstenbek, die beide kein Schwimmbad betreiben. "Es wäre schön, alle an den Kosten zu beteiligen, die vom Bad partizipieren. Aber da können wie nur bitten." Und das meinen einige Abendblatt-Leser:

Geduld hat ihre Grenzen

Nach jahrelanger Misswirtschaft, in der die Finanzen der Stadt Pinneberg gegen die Wand gefahren wurden, reicht die Fantasie der Ratsversammlung wieder einmal nur für eine Option: erst verkommen, dann platt machen lassen, koste es, was es wolle.

Der Einfachheit halber nimmt man sich den größten Posten vor, das Schwimmbad. Wenn das nicht reicht, um unter den Rettungsschirm zu schlüpfen, schließt man eben noch die Bücherei, das Museum und lässt die VHS und die Jugendmusikschule im Regen stehen. Und wenn dann die Abrissbagger abgerückt sind, dann baut man Seniorenresidenzen (geringer Parkplatzbedarf) und Wohnungen, denn unseren Ratsmitgliedern fällt nichts anderes ein, wobei man die damit verbundenen Kosten für die nötige Infrastruktur gern außer Acht lässt.

Wer will denn noch in einer Stadt wohnen, die nur negative Schlagzeilen produziert und in der der größte Vorteil bald die S-Bahn nach Hamburg ist. Schon jetzt möchte ja nicht einmal unsere Bürgermeisterin hier wohnen, obwohl sie vor ihrer Wahl den Umzug nach Pinneberg angekündigt hat. Sie wird wissen, warum.

Es ist nicht die Aufgabe der Bürger, Pläne für die Sanierung des Haushalts der Stadt zu entwerfen, dafür ist die Verwaltung zuständig, dafür wird Frau Alheit gut bezahlt. Sie sollte endlich ihre Hausaufgaben machen, statt sich mit kostspieligen Planspielen für großspurige Projekte zu befassen.

Pinneberg leistet sich nur noch ein reines Sportbad für Schulen, Vereine und eine große Anzahl von Stammkunden, zu denen ich seit Jahrzehnten gehöre. Man sollte uns nicht hier auch noch das Wasser abgraben, nachdem schon die Lehrschwimmbecken geschlossen wurden. Die Geduld der Bürger mit der Misswirtschaft Ihrer Stadtvertreter hat ihre Grenzen. Vor allen Dingen erwarten wir vor den Wahlen Auskunft darüber, welche Maßnahmen zur Rettung der Finanzen getroffen werden.

Elke Faßhauer

Sozialer Brennpunkt

Die beabsichtigte Schließung des Pinneberger Hallenbades ist unverantwortlich. Der Schwimmsport im Großraum Pinneberg ist unverzichtbar für Kinder, Schulen, Vereine und Freizeitsportler. Kulturell wäre es ein Offenbarungseid, sodass sich Pinneberg in nächster Zukunft zum sozialen Brennpunkt entwickeln würde.

Mike Wiebusch

Fehlende Entscheidungen

Wenn man wie wir erst ein paar Jahre in Pinneberg lebt und sich die aktuellen städtischen Entwicklungen ansieht, fragt man sich, was hier vorher all die Jahre falsch gelaufen ist. Wie viele Entscheidungen wurden nach dem Motto "Jetzt (!) entscheiden wir" in Angriff genommen und dann im Endeffekt doch wieder auf später verschoben: die Eggerstedt-Kaserne, die Westumgehung, das Ehmschenfeld, die Neufindung des Stadtkerns, die Bahnhofsneugestaltung usw. Wie viel Geld wurde dafür immer und immer wieder für Vorab-Planungen, Gutachten, als auch letztlich an Zeit der Beteiligten und Betroffenen regelrecht verbrannt? Und das immer vor dem Hintergrund: Pinneberg ist pleite - was können wir dagegen tun?

Da wurde 2010 Magnus Staehler aus Baden-Württemberg als Heiland der Pleitemisere eingeladen (was auch Geld kostete) und ganz eindeutig entschieden: Nun wird gespart. Leider ist wieder nichts passiert. Anstatt steuereinbringendes Gewerbe nach Pinneberg zu locken, wird immer weiter Planungsgeld verbrannt. Es wird überlegt, wie man gewerbesteuerneutralen Wohnungsbau (Kaserne/Ehmschenfeld) und leerstehende Geschäftsflächen (Stadtkern) finanzieren könnte.

Wedel, Prisdorf, Rellingen und Halstenbek ziehen währenddessen neues Gewerbe an oder sichern existierendes. Pinneberg schließt da dann doch lieber ein Hallenbad, welches sich liquide Orte als Anreiz der Lebensqualität halten können. Kaum ein anderer Ort hat wie Pinneberg die allerbeste Infrastruktur: direkter Autobahnanschluss, S- und Regionalbahnanschluss, Busliniennetz, gewerbliche Freiflächen, als auch die Nähe zu Hamburg.

Aber keine Partei, keine Entscheider, die zeigen wie es jetzt wirklich aufwärts gehen soll. Da spart man doch lieber an Entscheidungen, das kostet wenigstens nichts. Und das kann man hier in Pinneberg ja am Besten.

Oliver Peters

Kostendeckende Preise

Carsten Gloor schlug vor: kostendeckende Preise. Diesem Vorschlag schließe ich mich an.

Roselore Strenge

Wertvolle Bereicherung

Seit vielen Jahren schwimmen wir und machen Aqua-Jogging im Pinneberger Schwimmbad, um gesund und fit zu bleiben. Es wäre eine einzige Katastrophe, dieses Bad zu schließen. Wo sollen auch die Schulkinder und Rentner abbleiben? Man sollte die Unterhaltung des Bades effizienter gestalten, d. h. es muss nicht 29 Grad Wassertemperatur sein, evl. können sich die Krankenkassen auch beteiligen und die Verwaltung muss auch genau durchdacht sein. Ich kann nur sagen, Pinneberg sei wachsam, denn ein Schwimmbad am Ort ist eine wichtige und wertvolle Bereicherung der Wohnqualität.

Iris Freisdorff

Voll zufrieden

Seit den 70er-Jahren besucht unsere Familie regelmäßig das Pinneberger Bad. Wenn auch ohne nennenswerte Aktionen, so ist doch zum Beispiel der neue Außenbereich ein attraktives Angebot. Wir sind alle voll zufrieden, und es gefällt uns dort sehr gut.

Gestern war ich alternativ mit meinem Enkelkind im Arriba Spaßbad in Norderstedt. Ich war das erste und das letzte Mal dort. So schrecklich! Zwei Stunden bin ich mit meiner Badetasche rumgelaufen, ohne einen Platz für mich zu finden. Alle Sitzmöglichkeiten waren entweder mit Gästen, zum größten Teil aber nur mit Handtüchern belegt. Ich habe weder vor noch nach dem Baden wegen Überfüllung den Duschraum benutzen können. Von den Toiletten ganz zu schweigen. Nach meiner Schätzung war die Kapazität weit überschritten.

Was nützt mir all der angebotene Spaß, wenn ich mich unwohl fühle? Wohin gehen wir schwimmen und baden, wenn Pinneberg geschlossen wird? Das darf nicht passieren!

Margret Kühl

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