Weitere Million Euro wäre fällig, um geschlossene Lehrschwimmbecken wieder zu öffnen. Gegen den Abriss ist ein Proteststurm entbrannt.

Pinneberg. "Besuchen Sie Europa, solange es noch steht." So hatte es einst die Band Geier Sturzflug besungen. Auf Pinneberg bezogen, muss es lauten: Besuchen Sie das Schwimmbad, solange es noch geht. "Geselliger Familienbadespaß ist derzeit genauso möglich wie sportliches Schwimmen." Mit diesen Worten werben die Stadtwerke Pinneberg für den Besuch des Hallenbades an den Ostertagen. Mit Badespaß und Sportschwimmen könnte es schon bald zu Ende sein, denn das hoch verschuldete Pinneberg weiß nicht, ob es sich die Einrichtung noch leisten kann.

Gegen den Plan, das Hallenbad aus Kostengründen zu schließen und damit auch den Sparvorgaben des Landes im Zusammenhang mit dem sogenannten Rettungsschirm zu entsprechen, ist allerdings ein Proteststurm entbrannt. Auch zahlreiche Abendblatt-Leser machen in Zuschriften ihrem Unmut Luft .

Von den fünf Pinneberger Ratsfraktionen haben sich bislang zwei, die beiden kleinsten, klar positioniert. "Die Stadt kann sich das Hallenbad nicht leisten", hatte Werner Mende, Fraktionsvorsitzender der FDP, dem Abendblatt gesagt. Ebenso unmissverständlich ist die Haltung der Fraktion der Bürgernahen, das Bad zu erhalten.

+++ Pinneberger Bürger kämpfen um ihr Bad +++

"Ob Hallenbad, Bücherei oder Musikschule - das sind Dinge, auf die die Bürger einen Anspruch haben, weil sie sie bezahlen", sagt Karl-Heinz Reinhardt, der für die Bürgernahen im Aufsichtsrat der Kommunalwirtschaft Pinneberg GmbH sitzt. Dieses Gremium hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Fuchs den Auftrag erteilt, bis Juni "Problemlösungen" aufzuzeigen. Das Problem ist, dass das Hallenbad der Stadt ein jährliches Defizit - über eine verringerte Zuführung von Stadtwerkegewinnen - beschert. Eine Option ist die Schließung des Bades.

Es sei noch nichts entschieden, sagt der Pinneberger SPD-Vorsitzende Herbert Hoffmann. Der Auftrag, alle Möglichkeiten zu prüfen, beinhalte auch die Variante, das Bad weiter zu betreiben. "Man kann aber nicht von der Politik fordern, vernünftig zu sparen, um dann verwundert zu sein, wenn wir es auch tun." Das Thema Hallenbad-Defizit sei seit Jahren in der Stadt bekannt. Auch die Fraktion GAL & Unabhängige, die ebenso wie SPD, CDU und FDP für den Grundsatzbeschluss votiert hatte, unter den Rettungsschirm des Landes zu schlüpfen, beruft sich auf die Langzeit-Problematik. Wenn jetzt nur in Sachen Rettungsschirm argumentiert werde, "dann verkennt das die Tatsache, dass aufgrund des Alters, der katastrophalen Energiebilanz und des hohen Defizits auch ohne Druck aus Kiel über das Schwimmbad gesprochen werden muss", schreibt Manfred Stache im Namen von GAL & Unabhängigen. Es sei richtig, die Optionen Sanierung, Neubau oder Abriss auszuloten. Dann gelte es, "alles zu tun, damit unsere Schulkinder in Pinneberg weiterhin Schwimmen lernen können, damit Schwimmsport im Verein möglich bleibt und Rettungsschwimmer ausgebildet werden können".

+++ Leserbriefe an die Redaktion +++

Die CDU will laut ihrem Fraktionschef Michael Lorenz die Beratungen des Aufsichtsrats als "eine Art Fachausschuss" abwarten. "Aber eines ist klar, in der jetzigen Form werden wir das Bad so nicht weiterführen", sagt Lorenz. Vor allem das Schulschwimmen sehe die CDU als wichtige Angelegenheit an, "die gelöst werden muss."

Private Schwimmbadbesucher, in den Vereinen organisierte Sportschwimmer wie auch die DLRG waren in den vergangenen Tagen wegen der möglichen Schwimmbadschließung Sturm gelaufen.

Auch, wenn die Entscheidung zur Schließung des Bades fällt, könnte es Jahre dauern, bis sich dies finanziell positiv auswirkt. Nach Abendblatt-Informationen würde es mehr als zwei Millionen Euro kosten, das Bad abzureißen und die 16 Mitarbeiter über einen Sozialplan aufzufangen. Hinzu kämen jeweils mehr als eine Millionen Euro, um die beiden Lehrschwimmbecken wieder in Betrieb zu nehmen, die die Stadt zu Gunsten des Hallenbads geschlossen hatte.

Übrigens: Wer dem Bad zu Ostern einen, vielleicht letzten, Besuch abstatten möchte, kann dies Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag von 8 bis 14 Uhr tun. Am Sonnabend ist das Bad an der Burmeisterallee von 7.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.