In der Pinneberger Politik formiert sich eine Mehrheit für eine Schließung des Hallenbades. Dadurch soll dauerhaft Geld eingespart werden.

Pinneberg. Brigitte Gronske, 65, hat ihrer Enkeltochter Lea Maria, 8, im Pinneberger Hallenbad in der Burmeisterallee das Schwimmen beigebracht. Zwei bis dreimal die Woche zieht sie hier ihre Bahnen. Oft begleiten ihre 86 Jahre alte Mutter und ihr Mann sie zum Schwimmen. Brigitte Gronske, die in Hamburg direkt an der Grenze zu Halstenbek-Krupunder wohnt, kommt gern her: "Hier ist es am Schönsten und am Saubersten." Sie fordert: "Das Pinneberger Schwimmbad muss erhalten werden."

Tatsächlich aber ist das Bad in seiner Existenz bedroht. Nur wenige Tage nach der Grundsatzentscheidung der Pinneberger Ratsversammlung, unter den finanziellen Rettungsschirm des Landes schlüpfen zu wollen, wird nun geprüft, ob sich die Stadt das Hallenbad mit rund einer Million Euro Verlust im Jahr noch leisten kann. "Es gibt keine Tabus mehr", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Lorenz. Irgendwo müssten die 6,8 Millionen Euro, die das Land in Sachen Rettungsschirm zur Bedingung gemacht haben, jedenfalls bis 2022 eingespart werden. Wir müssen uns erst noch beraten. Klar ist aber, dass wir das Schwimmbad in der Form nicht mehr weiterführen können."

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Bei den Pinneberger Schwimmvereinen stößt die Ankündigung auf Entsetzen. Stefan Reher, Vorsitzender der 95 Mitglieder umfassenden Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes in Pinneberg, kann nicht glauben, dass das Schwimmbad vor dem Aus stehen soll: Einige Mitglieder sehen ihre Existenz bedroht."

Empört reagiert auch Karsten Tiedemann, Geschäftsführer des Kreissportverbandes Pinneberg: "Die Stadt hat es versäumt, rechtzeitig Vorsorge zu tragen und die Halle attraktiver zu gestalten. Die Konsequenz: "Der Wettkampfsport und die DLRG liegen am Boden." Leidtragende dieser Entwicklung seien vor allem Kinder, Jugendliche und Senioren.

Um den Leistungssport in Pinneberg bangt Markus Krause, Vorsitzender der Schwimm-Abteilung im VfL Pinneberg. Für deren 480 Mitglieder, davon 189 Aktive, könne die Schließung das Aus bedeuten. "Die Abteilung müsste wohl aufgelöst werden", sagt Krause.

Pinnebergs Politiker üben sich derweil in Gedankenspielen. CDU-Fraktionschef Lorenz hält es für denkbar, das Bad für einen symbolischen Preis zu verkaufen und mit einem anderen Betreiber weiterzuführen. Pinnebergs CDU-Parteivorsitzende Natalina Boenigk, die derzeit darum wirbt, bei der Landtagswahl am 6. Mai von den Bürgern gewählt zu werden, gibt sich in dieser Hinsicht sehr viel vorsichtiger als ihr Fraktionschef. Sie wolle erst einmal die abschließenden Berichte des Aufsichtsrates abwarten, bevor sie sich eine Meinung bilde. "Natürlich würden wir uns alle freuen, wenn wir das Hallenbad erhalten könnten", sagt Boenigk.

Werner Mende, FDP-Fraktionschef, findet deutlichere Worte: "Auch wenn uns gelegentlich soziale Kälte unterstellt wird, aber die Stadt kann sich das Hallenbad nicht leisten." Und das sei nur der Anfang der Fahnenstange. "Wir werden auch über Büchereien oder Museen sprechen müssen. Wo sonst soll das Geld für den Rettungsschirm herkommen? Andere Gemeinden sind bei der Ansiedlung von Gewerbe deutlich erfolgreicher als Pinneberg. Es tut mir leid, dass ich es so deutlich sagen muss, aber die Aussichten sind düster." In Politik und Verwaltung habe es über lange Zeit keine Sensibilität in Geldfragen gegeben. Das Aus des Schwimmbades sei nun die schmerzhafte Konsequenz.

FDP-Ortsvorsitzende Birgit Klampe sagt, sie würde lieber das Geld für den Bahnhofvorplatz streichen, als das Schulschwimmen zu gefährden. "Die Kinder sollen nicht unter dem Sparwillen leiden", sagt sie. "Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen, aber wir brauchen Lehrschwimmbecken." Tatsächlich hat die Stadt Pinneberg diese Becken schon vor einer ganzen Weile ruhiggestellt.

Etwas optimistischer gibt sich Herbert Hoffmann, Ortvorsitzender der SPD: "Auch der Abriss des Bades würde mit zwei Millionen Euro zu Buche schlagen." Die Idee, das Grundstück anschließend für Wohnungsbau zu nutzen, weist Hoffmann zurück. "Das ist baurechtlich gar nicht möglich", sagt er. Anfang Juli wird der Aufsichtsrat der Stadtwerke erneut zusammenkommen. Bis dahin hat Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Fuchs Zeit, sich Alternativen zur Schließung des Schwimmbades zu überlegen.

Für GAL-Fraktionschef Joachim Dreher wäre es denkbar, das Schwimmbad in ein Genossenschaftsbad umzuwandeln, oder an der Burmeisterallee ein Hotel zu errichten, welches das Bad übernimmt. "Auch dass sich die Umlandkommunen, die das Schwimmbad zu 60 Prozent mit nutzen, an der Finanzierung beteiligen, muss geprüft werden", sagt Dreher.

"Wo sollen die Kinder schwimmen lernen?", fragt sich Uwe Lange, Chef der Bürgernahen. Seiner Meinung nach hätte die Notbremse viel früher gezogen werden müssen. "Wir sind über die Absicht des Aufsichtsrates nicht begeistert." Er frage sich, warum über 40 Jahre lang nicht in die Instandhaltung des Schwimmbades investiert wurde. Nun müssten die Bürger darunter leiden.