Die Vereine und die Badegäste wollen die Schließung nicht hinnehmen. VfL-Geschäftsführer Hansen fordert einen runden Tisch.

Pinneberg. Die drohende Schließung des Pinneberger Hallenbades mit all ihren Konsequenzen für Freizeitgestaltung und Wassersport in der Kreisstadt sorgt dafür, dass Markus Krause zurzeit vor Mitternacht kaum ein Auge zubekommt. "Fünf vor zwölf" ist es nach Auffassung des Vorsitzenden der 450 Mitglieder starken Schwimm-Abteilung im VfL Pinneberg, soll das Aus für das Bad an der Burmeisterallee - und damit für das leistungsorientierte Schwimmen in der Kreisstadt - noch abgewendet werden. "Ohne Wasser keine Abteilung. Wir müssten dicht machen, acht Schwimmtrainer wären auf einen Schlag arbeitslos", sagt er.

Resignieren wollen die VfL-Schwimmer nicht. Sie kämpfen nach der Stilllegung der Lehrschwimmbecken in der Jahnhalle und an der Hans-Claussen-Schule vehement um den Fortbestand des Hallenbades. Mitstreiter finden sie im 650 Mitglieder zählenden Pinneberger Schwimm-Club (PSC). "Die Vorstellung, dass in Pinneberg Hunderte Kinder aufwachsen, die noch nie einen Badeanzug oder eine Badehose getragen haben, ist unerträglich", sagt die Klub-Vorsitzende Elke Matthiessen.

Mit im sinkenden Boot sitzen 1250 Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Ortsverbandes Pinneberg. "Wir gewährleisten die Sicherheit in und an den Gewässern", sagt dessen technischer Leiter Jan Otte und verweist auf bundesweit 411 Todesfälle durch Ertrinken im Jahr 2011. In der drohenden Schließung des Bades sieht er ein grundsätzliches Problem: "Schließlich ist Schwimmunterricht im Landesschulgesetz festgeschrieben."

+++ Was Leser sagen +++

Sönke P. Hansen, Geschäftsführer des VfL Pinneberg, will alle Vereine, die das Hallenbad nutzen, an einen Tisch holen. Schon als die Lehrschwimmbecken geschlossen wurden, hatten sich Vertreter von Wasserwacht, DLRG, der Pinneberger Schwimmclub, der Sportverein für Rehabilitation und Gesundheitsförderung (SRG) und der TSC Tümmler, SuS Waldenau zusammen, um nach Lösungen zu suchen. "Es geht um unsere Existenz", sagt Hansen. Seit die Lehrschwimmbecken geschlossen sind, hat sich die Mitgliederzahl um die Hälfte auf 450 reduziert. Hansen fragt sich, wie eine Stadt im Speckgürtel so pleite sein kann. "Das Schwimmbad ist ein Stück Lebensqualität".

Sollten die großen Vereine eine Initiative starten, werden kleinere wie der SRG Pinneberg mitziehen. Doch noch will Vorsitzender Peter Lohse nicht glauben, dass das Schwimmbad vor dem Aus steht. Drei Mal die Woche treffen sich die Mitglieder, darunter Reha-Patienten, zu Wassergymnastik und Aqua-Jogging. "Auf ein anderes Bad werden wir nicht ausweichen können", sagt Lohse. Diese Option habe er während der Sanierung vor drei Jahren schon geprüft. Auch Klaus Feldt vom Tauchverein TSC Tümmler will seine Fühler nach Ausweichmöglichkeiten ausstrecken. Doch noch glaubt er nicht an das Aus. "Es hängt zuviel dran, allein die ganzen Vereine und Schulen", sagt er. Feldt hofft, dass die Politiker die Vereine demnächst zu einem Gespräch einladen. "Aber vor den Wahlen, wird man wohl nichts erfahren", sagt Feldt.

"Vor ein paar Jahren wurde das beliebte Freibadbecken zugeschüttet, danach wurden die zwei maroden Lehrschwimmbecken geschlossen", sagt Sigrid Rogge, die seit Jahren täglich ihre Bahnen im Hallenbad zieht. "Kaum haben wir das allgemein unbeliebte und unrentable Frauenbaden ausgestanden, kommt die nächste Hiobsbotschaft." Dass sich Sigrid Rogge nichts bieten lässt, wenn es um ihr Schwimmbad geht, hat die Pinnebergerin schon im Sommer 2011 bewiesen. Sie hatte dagegen protestiert, dass Männer am Sonntag der Eintritt verwehrt wurde. Nach sechs Monaten stellten die Stadtwerke das Frauenbaden ein. Im Schwimmbad sei nun das drohende Aus Thema Nummer Eins. "Wir werden eine Schließung nicht hinnehmen", sagt Sigrid Rogge. Mit Erlaubnis des Betriebsleiters will sie am Eingang Unterschriftenlisten auslegen. Auch ein Infostand in der Innenstadt ist angedacht. Unterstützung käme dann auch von Niels Jonas, Sprecher der Initiative "Pinneberg mit Zukunft". Er und seine Mitstreiter versuchen, das Image Pinnebergs aufzupolieren. Eine schwierige Aufgabe in einer Stadt ohne Schwimmbad. "Was bleibt übrig, wenn alle Errungenschaften zugrunde gerichtet werden", fragt Jonas.