Lee-Ann Fehse (18), Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen, spricht über Schule, Atomenergie, Freiheit und Sicherheit.

Kreis Pinneberg. Politikverdrossenheit: Immer wieder fällt das Schlagwort, das Jugendliche beschreibt, die sich nicht für politische Vorgänge interessieren und nur schwer zu motivieren sind, wählen zu gehen. Doch es gibt positive Beispiele, die das Engagement junger Leute belegen: die Nachwuchsorganisationen der großen Parteien. Die Pinneberger Zeitung hat deren führende Köpfe interviewt. Heute: Lee-Ann Fehse, Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen.

Seit 1979 sind die Jungen Liberalen die Jugendorganisation der FDP. Die Julis setzen sich hauptsächlich für die Wahrung der Bürgerrechte und eine soziale Marktwirtschaft ein. Lee-Ann Fehse (18) ist die Kreisvorsitzende für Pinneberg, wo die Julis ungefähr 50 Mitglieder haben. Mit 14 Jahren begann sie, sich bei den Jungen Liberalen zu engagieren. Jetzt ist sie auch FDP-Mitglied.

Pinneberger Zeitung:

Wieso sind Sie den Weg in eine Partei gegangen?

Lee-Ann Fehse:

Schon in der Schule, als es um antike Politiker ging, war ich an derartigen Themen sehr interessiert. Als unsere damalige Lehrerin nachfragte, wer sich vorstellen könnte, politisch aktiv zu werden, bin ich im Internet auf die Julis gestoßen.

PZ:

Wieso waren es gerade die Julis, die dafür in Frage kamen?

Fehse:

Ich befürworte die Grundsätze, die bei den Jungen Liberalen eine Rolle spielen: Freiheit, Toleranz und die Möglichkeit, dafür einzustehen, was man selber möchte.

PZ:

Was haben Sie als Kreisvorsitzende für politische Inhalte?

Fehse:

Ich habe zwei Schwerpunkte, die mir besonders am Herzen liegen. Zum einen ist es die Bildungspolitik, wo ich mich für ein dreigliedriges Schulsystem mit kleineren Klassen einsetze. Hier muss mehr Geld investiert werden, denn Bildung ist das höchste Gut in der Gesellschaft. Mein zweiter Schwerpunkt sind die Bürgerrechte. Wenn an öffentlichen Plätzen alles aufgezeichnet wird, wiegt für mich die Freiheit mehr als die Sicherheit. Deutschland darf nicht zu einem Überwachungsstaat werden.

Pinneberger Zeitung:

Sie sind 18 Jahre alt und in einer Partei. Ist das ein Einzelfall? Sind Jugendliche politisch?

Fehse:

Ich denke, dass Jugendlichen nicht egal ist, was um sie herum passiert. Häufig denken junge Menschen aber, dass sie sowieso nichts verändern können. Das ist für viele auch ein Grund, nicht in eine Partei zu gehen.

PZ:

Ab welchem Zeitpunkt ist denn ein Jugendlicher politisch?

Fehse:

Die Anfänge sind dort, wo junge Menschen sich organisieren und beispielsweise in einer Schülervertretung mitarbeiten. Nicht nur Mitglieder in Jugendorganisationen von Parteien sind politisch, aber die wirkliche Politik fängt hier erst an.

PZ:

Spielt Politikverdrossenheit eine Rolle?

Fehse:

Teilweise ist diese fehlende Bereitschaft schon zu spüren. Für viele ist das Themenfeld einfach zu groß, da man sich nicht nur mit Schulpolitik befassen kann, sondern alle anderen Themenfelder auch behandelt werden müssen.

PZ:

Wie stehen Sie zu dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Hotels?

Fehse:

Hotels spielen in der Tourismusbranche eine wichtige Rolle. Die Hoteliers, die hier weniger Abgaben leisten müssen, haben dann mehr Geld, um es anderswo zu investieren. Trotzdem sollte man gut überlegen, wo man investiert. Und man sollte die Bildung nicht außen vor lassen.

PZ:

Haben Sie denn Positionen, die komplett von der Haltung der FDP abweichen?

Fehse:

Eigentlich gibt es dort keine wirklichen Unterschiede. Trotzdem gibt es Fälle, wo die eigene Meinung abweicht oder ein Gesetz einfach besser sein könnte. Zum Beispiel bei der Steuersenkung für Hotelübernachtungen. Obwohl ich den Ansatz, Menschen zu entlasten, richtig finde, könnte man hier noch Dinge überdenken.

PZ:

Wie ist Ihre Meinung zur Atomenergie?

Fehse:

Da unsere Ressourcen begrenzt sind, ist sie ein guter Weg, den Energiebedarf zu decken. Lediglich die Endlagerung müsste besser organisiert werden.

PZ:

Politik hat immer viel mit Personen zu tun. Wie ist denn Ihre Meinung zu Guido Westerwelle. Ist er ein politisches Vorbild?

Fehse:

Er ist ein brillanter Redner. Das, was er sagt, bringt er sehr gut rüber. Häufig habe ich ihn schon live gesehen. Sein gesamtes Auftreten ist toll. Er sagt, was er meint und verbiegt sich nicht. Guido Westerwelle ist einfach authentisch und ein guter Außenminister, gerade, weil er als Homosexueller die Toleranz in Deutschland widerspiegelt. Und er kann Englisch sprechen.

PZ:

Wie beurteilen Sie die Arbeit, die die Schwarz-Gelbe Koalition bisher geleistet hat?

Fehse:

Ich finde es unfair, wenn viele sagen, dass in den ersten 100 Tagen nichts passiert ist. Man muss der FDP Zeit geben, um ihre Ziele umzusetzen.

PZ:

Was ist Ihre Botschaft an die Jugendlichen?

Fehse:

Egal bei welcher Partei - man sollte sich engagieren, sich nicht alles vorschreiben lassen. Wenn junge Menschen die Hände in den Schoß legen, kann sich nichts verändern. Die Politik ist nicht langweilig. Sie macht Spaß.

Morgen lesen Sie das Interview mit Thilo Blißmer von der Grünen Jugend.