Teil 1: Heute spricht Lukas Gilliard (20), Kreisvorsitzender der Jungen Union, über Politik für Schule, Energie und mehr.

Politikverdrossenheit: Immer wieder kommt das Schlagwort, das Jugendliche beschreibt, die sich nicht für politische Vorgänge interessieren und nur schwer zu motivieren sind, wählen zu gehen. Doch es gibt positive Beispiele, die das Engagement jungen Leute belegen: Die Pinneberger Zeitung hat dazu die Kreisvorsitzenden der Jugendorganisationen der großen Parteien interviewt.

Die JU ist seit 1947 die gemeinsame Jugendorganisation von CDU und CSU. Die JU definiert sich als konservativ und liberal und bekennt sich zum christlichen Menschenbild. Auch Lukas Gilliard (20) tut das. Die Junge Union setzt sich für ein demografiefestes Kapitaldeckungsverfahren für Renten- und Pflegeversicherungen ein und will durch Reformierungen im Tarif- und Arbeitsrecht mehr Arbeitsplätze schaffen. Ebenso befürworten die Nachwuchspolitiker Studiengebühren und Kernenergie.

Pinneberger Zeitung:

Wie gestaltete sich Ihr Weg in die Partei?

Lukas Gilliard:

Alles begann, als ich mit 14 Jahren ein Praktikum in der Anwaltskanzlei von Dr. von Boetticher absolvierte, der heute Fraktionsvorsitzender im Landtag ist. Er nahm mich mit zur JU. Seit 2005 bin ich in der Partei.

PZ:

Warum war es die CDU?

Gilliard:

Am Anfang hat mich die Europapolitik der CDU fasziniert. Zum ersten Mal in unserer Geschichte gab es einen friedlichen Zusammenhalt mit anderen Staaten. Außerdem sind mir christliche Werte sehr wichtig.

PZ:

Sie haben als JU-Kreisvorsitzender viel mit Jugendlichen zu tun. Erleben Sie junge Menschen als politisch?

Gilliard:

Junge Menschen haben Interesse an politischen Themen, aber nur wenige haben Lust, sich intensiv mit politischen Vorgängen zu beschäftigen.

PZ:

Ab welchem Zeitpunkt ist ein Jugendlicher politisch?

Gilliard:

Es gibt natürlich Jugendliche, die keine Nachrichten gucken, keine Zeitung lesen und nicht wählen gehen. Aber befragte man diese Jugendlichen zu bestimmten Themen, hätten auch sie eine Meinung. Wir haben sehr komplizierte politische Verfahren, und das schreckt häufig ab.

PZ:

Gibt es das Phänomen der Politikverdrossenheit?

Gilliard:

Das ist kein spezielles Problem unter Jugendlichen. Zwar sieht man in Deutschland die sinkende Wahlbeteiligung, aber die ist in den USA noch viel geringer. Früher konnte man sich stark an inhaltliche Grundsatzfragen binden. Heute geht es meist um Details innerhalb eines Grundkonsenses der Parteien. Das macht es schwer, einzusteigen.

PZ:

Wie kann man gegensteuern?

Gilliard:

Die Politik muss transparenter und ehrlicher werden. Auch wichtige Berufspolitiker machen Fehler und müssten diese zugeben. Es ist nicht nur so, dass man halten muss, was man verspricht. Genauso ist es wichtig, dass nur Dinge versprochen werden, bei denen es überhaupt möglich ist, sie in die Tat umzusetzen. Ich rede häufig mit Freunden und nehme sie dann mit zur JU.

PZ:

Wie beurteilen Sie die ersten 100 Tage der neuen Regierung?

Gilliard:

Es ist keinesfalls ein Fehlstart. Die Koalition steckt in einer sehr schwierigen Zeit. Wir werden in Zukunft ein noch größeres Arbeitsmarktproblem haben, da momentan noch viele in Kurzarbeit sind. Das ist aber irgendwann auch vorbei. Unsere Sozialsysteme können wir in Zukunft nicht halten.

PZ:

Was ist Ihre Meinung zur Schulpolitik?

Gilliard:

Wir bei der JU wollen ein dreigliedriges Schulsystem mit differenziertem Lernen und einem Anspruch, der an die Schüler gestellt wird. Es kann nicht jeder auf ein Gymnasium gehen und Abitur machen, weil nicht jeder zur geistigen Elite gehören kann. Nicht jeder kann Manager oder Physiker werden. Manche wollen so etwas auch gar nicht und haben kein Interesse an Kernphysik. Die arbeiten dann beispielsweise in der Bank Es kann nicht jeder sein Abitur schaffen. Außerdem kann man die Schullaufbahn nicht immer auf die Schulformen schieben. Jeder Schüler ist verantwortlich für seine Ausbildung, und jeder, der geboren wird, hat die Chance auf ein Hochschulstudium.

PZ:

Stichwort Atomenergie!

Gilliard:

Wir wollen alle irgendwann auf erneuerbare Energien umsteigen. Wir können den Energiebedarf allerdings nicht ohne Kernenergie decken. Sonst kommt unser Strom aus anderen Ländern, und wir machen uns abhängig. Wir müssen erneuerbare Energien erforschen und nicht jetzt fördern. Atomenergie ist bei aller Gefahr, die sauberste und einfachste, die wir bekommen können. Um eine Laufzeitenverlängerung kommen wir nicht drum herum. Allerdings sollte man sich auf einen Ausstiegstermin einigen. Vielleicht in den nächsten 30 bis 40 Jahren. Wir müssen dort natürlich so schnell wie möglich raus, weil die Endlagerung ein Problem darstellt.

PZ:

Was ist Ihre Botschaft an die Jugendlichen?

Gilliard:

Ich freue mich über jeden politisch Engagierten, egal in welcher Partei das passiert. Aber ich glaube in der Jungen Union sind genau die Jugendlichen gut aufgehoben, die sich verpflichtet fühlen, sich für Freiheit und ein christliches Menschenbild einzusetzen. Jene, die wissen, dass man für Geld arbeiten muss.

Morgen lesen Sie das Interview mit Cornelius Samtleben von den Jungsozialisten (Jusos)