Doch die Verlegung der Bundesstraße 431 bleibt Zankapfel. Die Finanzierung des 18,5 Millionen Euro teuren Projektes ist unklar. Planungswerkstatt der Bürger lehnt die neue Straße ab. Politiker sind mehrheitlich dafür.

Ein Meilenstein ist erreicht. Die Landesplanung hat jetzt den neuen Flächennutzungsplan der Stadt Wedel genehmigt - und damit auch die Basis für die "Nordtangente" geschaffen, die von der Mehrheit des Wedeler Rates beschlossene nördliche Umfahrung der Altstadt inklusive Verlegung der Bundesstraße 431. Doch wann das erste Auto über diese neue Straße rollen wird, steht in den Sternen. "Es sind noch viele Fragen zu beantworten", sagt Klaus Lieberknecht, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt in der Stadtverwaltung. Fragen der Finanzierung gehören dazu ebenso wie Fragen, ob die Politiker von CDU, FDP und Grünen, die diese Variante favorisieren, sie letztlich auch durchhalten.

Es liegt zur Straße zwar bislang nur eine Vorplanung auf dem Tisch, aber die ist schon relativ konkret. Damit der Straßenzug Mühlenstraße, Marktplatz, Rolandstraße - das Herz von Alt-Wedel - von Fahrzeugen entlastet werden kann, ist eine etwa 3,5 Kilometer lange Alternativstrecke ausgetüftelt worden. Sie zweigt von der Rissener Straße in Höhe Rudolf-Breitscheid-Straße ins Autal ab. Nach einer Unterführung der S-Bahn-Strecke stößt sie in einer neuen S-Kurve auf den Breiten Weg, folgt dem nördlichen Verlauf der Pinneberger Straße, knickt in Höhe Voßhörntwiete in die Feldmark ab und zieht sich parallel entlang von Voßhörntwiete und Mittelweg in einem leichten Bogen zwischen dem Reiterhof Höpermann und den Carstenfelder Baumschulen bis zur Holmer Straße. Platzbedarf: mindestens sieben Meter Fahrbahn plus je 20 Meter Abstandsfläche rechts und links davon. Der Clou: Die Straße könnte in einer zweiten Funktion auch nördliche Baugebiete an Bündtwiete und Voßhörntwiete erschließen.

"Von einer noch weiter gezogenen Trasse, die erst am Krankenhaus endet, haben wir Abstand genommen", sagte Stadtplanungschef Joachim Busch, der gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Joachim Kern das Projekt federführend bearbeitet. Zudem sei die Akzeptanz einer Straße geringer, je ferner sie am Zentrum vorbeiführe. Zum anderen hätte man ansonsten durch ein Kiesgrubengebiet mit vielen verfüllten Hausmüllgruben bauen müssen und liefe Gefahr, alte Deponien großräumig und kostenträchtig sanieren zu müssen.

Apropos Kosten: Hier liegt eine der großen Unbekannten dieses Projekts. Insgesamt wird mit rund 18,5 Millionen Euro gerechnet. Wer zahlt? Wird die Tangente von vorneherein als Bundesstraße ausgewiesen, ist die Bundesrepublik Deutschland am Zug. Jedoch hat der Bund nur zugestimmt, höchstens so viel Geld auszugeben, wie die über 40 Jahre lang favorisierte "Südumgehung" gekostet hätte. Die zuletzt genannte Summe lag bei 7,5 Millionen Euro. "Das ist aber schon eine Weile her. Derzeit sind etwa elf Millionen Euro realistisch. Über das Plus müsste man mit dem Bund verhandeln", so Lieberknecht. Bis auf einen vergleichsweise kleinen Rest, den die Deutsche Bahn für den Schienen- und Brückenteil der Unterführung der Gleise ausgeben würde, bliebe wohl noch ein Anteil von mehreren Millionen zu Lasten der Stadtkasse. Würde die Stadt die Nordumfahrung nicht als Bundesstraße deklarieren, fielen die Ausbaukriterien günstiger aus, aber es wären nur Landeszuschüsse in Höhe von rund 30 Prozent zu erwarten - und Mühlenstraße/Rolandstraße wären weiterhin als B 431 gewidmet. Eine spätere Umwidmung der neuen Strecke wäre zwar möglich, würde aber vom Bund überhaupt nicht mehr bezuschusst.

Diese Argumente müssen die Kommunalpolitiker bedenken ebenso wie jene, die eine von der Stadt initiierte "Planungswerkstatt" engagierter Bürger in einen Empfehlungskatalog geschrieben hat. Wie berichtet, hatten sich Bürger über mehrere Monate in verschiedenen Arbeitsgruppen getroffen, um die Nordumfahrung auf städtebauliche und verkehrliche Aspekte zu prüfen, um Lärmschutz-Aspekte zu berücksichtigen und Sicherheitsfragen zu klären sowie Ideen zur Verkehrsvermeidung einzubringen.

Auf 32 Seiten haben Bürgerinnen und Bürger ihre Meinungen zu Flüsterasphalt und Kreuzungsausbau, zur Qualität von Verkehrszahlen, ÖPNV und Jogger-Routen, zum Ausbau des Radwegenetzes und vielen, vielen anderen Facetten niedergelegt. Ihre Schlussfolgerung: Die Nordumfahrung wird abgelehnt.

Bevor jetzt das förmliche Planfeststellungsverfahren beginnt, werden sich die Politiker mit den Ergebnissen der Planungswerkstatt auseinandersetzen - gebunden sind sie an die Empfehlungen allerdings nicht.