Im Interview spricht die künftige Sozialministerin und Noch-Bürgermeisterin von Pinneberg auch über Vorwürfe, sie würde “flüchten“.

Ihr Abschied aus Pinneberg kam für viele überraschend - und wurde von einer Vielzahl kritischer Stimmen begleitet. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt in Pinneberg spricht Kristin Alheit, Noch-Bürgermeisterin der Kreisstadt, auch über Vorwürfe hiesiger Politiker, sie würde "flüchten".

Hamburger Abendblatt : Frau Alheit, seit wenigen Tagen ist bekannt, dass sie schleswig-holsteinische Sozialministerin werden sollen. Seitdem pendeln Sie zwischen Pinneberg und Kiel. Wie geht es Ihnen momentan?

Kristin Alheit : Es war auch für mich alles sehr aufregend - und das bleibt es auch. Aber ich bin noch Bürgermeisterin, nehme meine Arbeit in Pinneberg noch ernst. Ich versuche zu regeln, was in der Kürze der Zeit noch zu regeln ist.

Es wurde teils sehr kritisch auf ihren bevorstehenden Weggang reagiert. Vor allem von der Politik. Was sagen Sie dazu?

Alheit: Es enttäuscht mich persönlich, aber vor allem wird Pinneberg unnötig in ein schlechtes Licht gerückt. Selbst, wenn man nicht allen von mir angeschobenen Dingen einverstanden sein sollte, ist es doch eine gute Nachricht für die Stadt, wenn die Bürgermeisterin in ein solches Amt berufen wird. Außerdem kann Pinneberg über mich einen direkten und kurzen Draht zur Landesregierung bekommen. Über diese Vorteile sollten die Kritiker auch einmal nachdenken und nicht nur in zu engen Parteigrenzen denken.

Hat es Sie auch geschmerzt, dass auf Landesebene kolportiert wurde, sie seien innerhalb der SPD als Sozialministerin nicht die erste Wahl gewesen?

Alheit: Ich weiß nicht, wem der Ministerposten alles angeboten worden sein soll. Mit Aydan Özoguz, die wohl abgelehnt hat, auf einer Stufe zu stehen, empfinde ich als Auszeichnung. Dass eine überraschende Nominierung auch kritisch gesehen wird, ist normal: Aber wer das nicht aushält, sollte sich nicht in diesen Bereichen bewegen.

Was reizt Sie an ihrer künftigen Aufgaben?

Alheit: Ich habe mich in Pinneberg sehr für den Ausbau der Kindergärten eingesetzt. Wir werden eine der Städte sein, die bei den Krippenplätzen die 35-Prozent-Quote erfüllt. Es ist eine reizvolle Aufgabe und tolle Chance, diese Themen jetzt auf Landesebene voranbringen zu können. Ich sehe für mich die Möglichkeit, mich als Ministerin für Dinge einsetzen zu können, die mir wichtig sind.

Es steht der Vorwurf im Raum, Pinneberg sei nur ein Karrieresprungbrett für Sie gewesen.

Alheit: Ich bin nicht nach Pinneberg gekommen, um bald wieder zu gehen. Es ist eine völlig irrige Vorstellung, man könne es strategisch planen, Ministerin zu werden. Ich bin immer gerne Bürgermeisterin gewesen und hatte mir schon intensiv Gedanken über eine zweite Amtszeit gemacht.

Sie flüchten also nicht aus Pinneberg?

Alheit: Wer sagt, ich flüchte, der berücksichtigt nicht, was wir hier zuletzt in Pinneberg angeschoben haben. Es war eher so, dass ich in jüngster Zeit gemerkt habe, dass wichtige Dinge auf den Weg gebracht worden sind. Der Weg für den Bau der Westumgehung ist frei, es tut sich endlich etwas mit der Eggerstedt-Kaserne, der neue Edeka-Markt in der Innenstadt wird gebaut. Andere werden jetzt die Früchte dieser Großprojekte ernten. Aber ich kann gönnen.

Ein anderer Vorwurf der Politik lautet, Sie hätten die Pinneberger Verwaltung nicht im Griff gehabt.

Alheit: Mich erstaunt immer wieder die Vorstellung mancher Kritiker, dass sich Probleme dadurch lösen lassen, dass man auf den Tisch haut. Mir ging die Aufarbeitung in Sachen Forderungen nicht schnell genug, aber die Probleme waren sehr umfassend und lassen sich nicht im Handumdrehen lösen. Wir haben aber auch in der Verwaltung Neues angeschoben, haben Dinge bewegt. Ich würde auch weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit mit der Selbstverwaltung setzen; versuchen, gemeinschaftlich im Sinne der Stadt zu agieren.

Sie leben mit ihrer Familie in Hamburg. Nicht umgezogen zu sein, wirft man Ihnen in Pinneberg auch vor. Ziehen Sie jetzt um nach Kiel?

Alheit: Nein, meine Familie bleibt in Hamburg. Das ist für mich Teil der Herausforderung. Ich werde zwischen Hamburg und Kiel pendeln.

Gehen Sie ohne Bitterkeit ?

Alheit: Ich werde Pinneberg nicht nur als Ministerin eng verbunden bleiben. Ich verstehe mich als Vertreterin der Metropolregion im neuen Kabinett. Und es gibt viele Menschen in Pinneberg, mit denen ich besonders gut zusammengearbeitet habe und mich eng verbunden fühle.