Viele Pinneberger wünschen sich einen bürgernahen Nachfolger für Kristin Alheit. In spätestens sechs Monaten soll das Amt neu vergeben worden sein.

Pinneberg. Die Tage von Kristin Alheit in Pinneberg sind gezählt. Am Mittwoch wurde die Pinneberger Bürgermeisterin in Kiel offiziell als künftige Sozialministerin Schleswig-Holsteins vorgestellt. Abends traf sich die 44-Jährige dann im Rathaus erstmals mit ihrem kommissarischen Nachfolger Klaus Seyfert, 73, um die Übergabe der Amtsgeschäfte vorzubereiten: Der Anfang vom Ende ihrer vier Jahre währenden Zeit als Bürgermeisterin. "Ich nehme die Arbeit hier noch ernst, versuche zu regeln, was noch zu regeln ist", sagt Kristin Alheit. Voraussichtlich ist Montag ihr letzter Arbeitstag, bevor sie ihren neuen Job in Kiel antritt.

Derweil hat in Pinneberg die schwierige Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger begonnen, der die Verwaltungschefin in spätestens sechs Monaten beerben soll. Die Politiker hatten ihre Vorstellungen vom idealen Bewerber bereits grob umrissen. So wünscht sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Lorenz einen parteilosen Bürgermeister, der nicht durch Parteiengezänk aufgerieben wird. Die Kandidaten sollten nach Meinung von Lorenz über Verwaltungserfahrung verfügen. In den Kreisen der Pinneberger CDU gibt es Mahner, die an den Wahlkampf vor fünf Jahren erinnern. Damals hatten die Christdemokraten die Messlatte offenbar zu hoch angelegt - und standen am Ende ohne eigenen Kandidaten da.

Für FDP-Fraktionschef Wolfgang Mende kommt angesichts der dramatisch schlechten Haushaltssituation nur jemand in Frage, der Finanzexperte ist und über Managerqualitäten verfügt.

Aus Sicht von Angela Traboldt, Fraktionsvorsitzende der SPD, steht die Bürgerfreundlichkeit eines Bürgermeisters ganz weit oben auf der Prioritätenliste. "Und natürlich muss er Führungs- und Verwaltungskompetenz mitbringen." Detailliert werde sich demnächst der Hauptausschuss mit der Stellenausschreibung befassen.

Für die beiden Fraktionsvorsitzenden Uwe Lange (Bürgernahe) und Joachim Dreher (Gal & Unabhängige) ist vor allem wichtig, dass der künftige Bürgermeister durchsetzungsfähig ist. "Er muss sich im Haifischbecken der Politik durchsetzen", sagt Lange.

In die gleiche Kerbe zielt Holger Gieseler, Vorsitzender der Wirtschaftsgemeinschaft Pinneberg. "Der neue Bürgermeister muss sich auch einmal trauen, anzuecken und notfalls die Ellenbogen auszufahren", sagt Gieseler. "Er oder sie muss unbedingt eine starke Persönlichkeit sein." Der bisherigen Bürgermeisterin habe es an Statur und Profil gefehlt, so der führende Vertreter von Handel, Handwerk und Gewerbe in Pinneberg. In Zukunft sei es wichtig, dass sich der Bürgermeister unabhängig von den Parteien mache. "Wir brauchen einen Bürgermeister, der sich mit der Region verbunden fühlt und dauerhaft wohl fühlt", so Gieseler. In Anspielung auf die Herkunft von Kristin Alheit und des städtischen Wirtschaftsförderers Stefan Krappa sagt der Vorsitzende der Gemeinschaft: "Auf jeden Fall niemanden aus der SPD Altona . . ."

Günter Kleinschmidt, Hauptorganisator des Pinneberger Großevents Summer Jazz, sagt: "Ich habe die Arbeit von drei Bürgermeistern erlebt. Dabei ist die Zusammenarbeit laufend besser geworden. Aus Sicht der Kultur ist die Skala nach oben offen." Er habe es bislang immer als spießig gefunden, zu verlangen, der Bürgermeister müsse vor Ort wohnen. "Inzwischen muss ich aber sagen, dass es schon schön wäre, einen Bürgermeister zu haben, der hier lebt und der länger als eine Legislaturperiode durchhält", sagt Kleinschmidt.

"Der ideale Bürgermeister ist eine Person, die es schafft, Brücken zwischen den politischen Lagern zu schlagen", sagt Mathias Zahn. Für den Vorsitzenden des VfL Pinneberg muss der Bürgermeister jegliche Eitelkeiten zum Wohle der Stadt hintenanstellen. "Es darf niemand sein, dem wir erst erklären müssen, was Pinneberg bedeutet."

Ginge es nach Geschäftsmann Siegmar Karkowski, sollte der neue Bürgermeister vor allem auf die Wünsche der Bürger eingehen. "Er oder sie sollte mit dem Verwaltungsapparat zurecht kommen, das ist wichtig", sagt der 71-jährige Pinneberger.

Worauf der neue Bürgermeister achten soll, weiß Renate Herbst genau. "Es stehen zu viele Geschäfte in der Innenstadt leer", sagt die 73-Jährige. "Und der Bahnhof sollte schöner werden." Gisela Hohreis, 70, erwartet vom neuen Bürgermeister viel Durchsetzungskraft, auch gegenüber den Mitarbeitern der Verwaltung. "Außerdem sollte er oder sie sich mit Pinneberg auskennen. Es muss vorangehen", sagt sie. Als Kandidat falle ihr Klaus Seyfert ein. "Aber der ist ja leider zu alt."