An der Strecke zwischen Elmshorn und Halstenbek will die Deutsche Bahn für besseren Lärmschutz sorgen. Leisere Gleise und Züge sollen helfen.

Kreis Pinneberg. Die kühleren Temperaturen sind für Marco Panck ein Segen. Der Elmshorner hat sein Schlafzimmer direkt unter dem Dach - und lässt nachts alle Fenster zu. "Dank des Bahnlärms kann ich nicht bei offenen Fenstern schlafen", sagt er. Die Bahnstrecke Hamburg - Kiel ist nicht einmal 20 Meter Luftlinie von der Wohnung des Elmshorners entfernt.

"Gerade nachts fahren da unheimlich viele Züge", sagt Panck weiter. Er erträgt lieber Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke anstelle des nervigen Geräuschpegels.

Der Elmshorner ist kein Einzelfall. Zwischen Halstenbek und Elmshorn stehen viele Häuser in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen. Und im Gegensatz etwa zur A 23, wo kreisweit Lärmschutzmaßnahmen realisiert worden sind, kann sich der Krach von den Zügen ungehindert verbreiten. Das soll sich jedoch langfristig ändern. "Wir arbeiten daran, auf dem Abschnitt zwischen Halstenbek und Elmshorn Lärmschutzeinrichtungen zu installieren", bestätigt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis auf Abendblatt-Anfrage.

Bis dies soweit ist, dürften jedoch noch einige Jahre vergehen. Bedauerlich - findet Marco Panck. "Als ich 2005 hier hingezogen bin, ist mir gesagt worden, dass man die Bahn gar nicht hört", erinnert er sich. Der Neu-Elmshorner wurde jedoch schnell eines besseren belehrt. Er berichtet, dass sogar die Gläser im Schrank vibrieren, wenn wenige Meter entfernt ein Zug vorbeidonnert. Die Bahn selbst hat sich vorgenommen, den bundesweiten Schienenverkehrslärm bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Ausgangspunkt sind die Werte des Jahres 2000. Wichtiger Bestandteil ist ein 1999 von der Bundesregierung gestartetes Programm, das Lärmsanierungen an bestehenden Schienenwegen ermöglicht. Bisher war Schallschutz nur bei neuen Strecken oder Ausbaumaßnahmen vorgeschrieben. Seit 2006 stehen jährlich 100 Millionen Euro für Lärmsanierungen zur Verfügung. In den Jahren zwischen 1999 und 2011 errichtete die Deutsche Bahn AG bereits rund 387 Kilometer Schallschutzwände und baute in über 46 400 Wohnungen Schallschutzfenster ein.

Die Strecke von Hamburg nach Kiel ist die meistbefahrene in Schleswig-Holsein. Die Zugfrequenz wird sich ab Dezember 2014 noch einmal deutlich steigern, wenn die Regionalexpresszüge zwischen der Elbmetropole und der Landeshauptstadt an der Förde alle 30 Minuten verkehren. Gut für die Pendler - schlecht für die Anlieger entlang der Strecke.

Für den Abschnitt zwischen Halstenbek und Elmshorn hatte in einem ersten Schritt ein Ingenieurbüro eine Bilddokumentation des Bahnkorridors und der darin gelegenen Gebäude anlegt. Diese Daten flossen in das schalltechnische Gutachten ein. Dafür wurde übrigens nicht etwa vor Ort gemessen. "Es wird mit anerkannten Simulationsprogrammen gearbeitet", sagt Meyer-Lovis.

Das schalltechnische Gutachten bildet die Grundlage für die späteren Lärmschutzmaßnahmen. Die Expertise, die die besonders betroffenen Bereiche benennt, soll noch vor den Sommerferien vorliegen. "Der nächste Schritt ist dann die Bauentwurfsplanung", sagt der Bahnsprecher weiter. Sie legt fest, wo eventuelle Schutzmaßnahmen platziert werden.

Möglich sind sowohl aktive Schutzmaßnahmen - die Errichtung von Lärmschutzwänden - als auch passive Maßnahmen wie etwa der Einbau von Lärmschutzfenstern oder Lüftern in den Gebäuden. Eine Umsetzung der Vorschläge soll sukzessive über mehrere Jahre erfolgen. Sofern der Bau von Lärmschutzwänden favorisiert wird, soll größtenteils vom Bahnkörper aus gearbeitet werden. Mit der Umsetzung erster Maßnahmen rechnet Meyer-Lovis frühestens 2014, eher jedoch 2015.

Auf dem beschwerlichen Weg hin zur Lärmminderung hat die Bahn noch weitere Maßnahmen im Fokus. So werden nach und nach leisere Gleise verlegt. Auch bei der Modernisierung des Fuhrparks wird auf den Lärmaspekt geachtet. In der Regel sind moderne Fahrzeuge deutlich leiser als ihre Vorgänger.

Ein Problem ist dabei der Güterverkehr. In dieser Sparte werden die Fahrzeuge nicht so oft ausgetauscht wie im Personenverkehr. Ziel der Deutschen Bahn ist daher, die alten Wagen mit lärmarmen Verbundstoffbremsen umzurüsten. Diese "Flüsterbremse" verhindert ein Aufrauen der Räder und halbiert das Rollgeräusch der Güterzüge. Alle neuen Güterwagen, sind bereits mit dieser leisen Bremse ausgestattet.