Menschen muslimischen Glaubens erhalten eigenen Gebetsraum. Bisher gibt es dieses Angebot landesweit nur noch einmal in Neumünster.

Elmshorn. Die Klänge, die aus dem kleinen Raum im vierten Stock des Klinikums Elmshorn kommen, klingen so gar nicht nach dem üblichen Krankenhausbetrieb. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um das traditionelle muslimische Mittagsgebet, das zur offiziellen Einweihung der neuen Krankenhaus-Moschee zu hören ist.

Die Regio-Kliniken erfüllen mit diesem Angebot "einen Wunsch der Türkischen Gemeinde Elmshorn", wie der kaufmännische Leiter für Elmshorn, Lars Timm, berichtet. Es handelt sich um den zweiten eigenen Gebetsraum, der für Menschen muslimischen Glaubens an einem Krankenhaus in Schleswig-Holstein geschaffen wird. Vorreiter war das Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster.

Die Idee für die Moschee im Klinikum Elmshorn hatte Ali Evcil, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde. "Ich war selbst als Patient hier und habe zur Gebetszeit keinen geeigneten Raum gefunden", sagt er. Das Krankenhaus verfüge zwar im Eingangsbereich über eine kleine Kapelle, die allen Konfessionen zur Verfügung stehen soll. Sie eignet sich laut Evcil jedoch nicht für Muslime. Das Problem sei nicht etwa die vorhandene christliche Symbolik, sondern vielmehr die Tatsache, das Menschen anderer Glaubensrichtungen den Raum mit Schuhen betreten.

"Wer im Krankenhaus behandelt wird, kann nicht einfach zum Mittagsgebet nach Hause oder in die Moschee fahren", sagt der Chef der Türkischen Gemeinde Elmshorn. Er nahm daraufhin Kontakt zum Krankenhauschef Timm auf, schilderte sein Problem und schlug die Einrichtung einer islamischen Gebetsraums vor.

Damit stieß Evcil bei Lars Timm auf offene Ohren. "Nicht wenige unserer Patienten, aber auch unserer Mitarbeiter sind Muslime", sagt er. Jährlich würden durchschnittlich 300 Patienten muslimischen Glaubens im Krankenhaus behandelt. Diese Zahl und nicht zu vergessen die vielen Angehörigen, die zu den Besuchszeiten in die Einrichtung kommen, würden das Bereitstellen eines eigenen Gebetraums rechtfertigen, sagt Timm.

Mit der kleinen Moschee solle den Menschen dieser Glaubensrichtung die Möglichkeit zum Gebet und zur inneren Einkehr gegeben werden, sagt Timm. Und er ergänzt: "Gerade Menschen im Krankenhaus suchen Kraft im Glauben, deswegen ist ein Raum für Gebete wichtig." Der Raum im vierten Stock habe zuletzt leer gestanden und werde nun der Türkischen Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt. Er sei über das Treppenhaus oder aber für gehbehinderte oder bettlägerige Patienten barrierefrei über einen Fahrstuhl erreichbar.

Um die Innenausstattung kümmerte sich die Gemeinde. Inzwischen ist alles vorhanden, was zu einer Moschee gehört. Der Raum ist mit einem Teppich und den notwendigen Hinweisen auf die Himmelsrichtung nach Mekka ausgestattet. Gläubige finden dort Gebetsteppiche sowie einen Koran in arabischer und türkischer Sprache vor.

Zur offiziellen Eröffnung hatte der Vorbeter der türkischen Gemeinde, Sabri Demirden, zum Mittagsgebet eingeladen.

Mehr als 20 Muslime, unter ihnen auch Vorbeter aus anderen Gemeinden wie Glückstadt sowie Sinan Polat, der stellvertretende Attaché für religiöse Angelegenheiten aus Hamburg, nahmen an der Zeremonie teil.

In Elmshorn leben 5100 Menschen muslimischen Glaubens. Bis zu 800 von ihnen kommen jeden Freitag zum traditionellen Gebet. Die Türkische Gemeinde selbst umfasst 300 Mitglieder, sie wurde 1986 gegründet.

In den anderen Regio-Kliniken in Pinneberg und Wedel sind eigene Moscheen nicht geplant. Dort gibt es jeweils einen Raum der Stille, der Gläubigen aller Konfessionen für Gebete zur Verfügung stehen soll. Bei der Gestaltung dieser Räume haben die Regio-Kliniken bewusst auf religiöse Symbole verzichtet, um Muslime nicht abzuschrecken. Dort stehen Bibeln sowie Koranausgaben in mehreren Sprachen zur Verfügung.