Norderstedt. 1675 Zuschauer strömen ins Edmund-Plambeck-Stadion. Ein Ex-Spieler von Eintracht Norderstedt schießt den VfB zur Meisterschaft.

Es war ein Saisonabschluss nach Maß: Die Sonne lachte vom strahlend blauen Himmel. Das Publikum im Edmund-Plambeck-Stadion schraubte am 36. und damit letzten Spieltag der Punktrunde 2022/2023 die aus dem Jahr 2019 stammende Zuschauer-Bestmarke für Heimpartien von Eintracht Norderstedt in der Fußball-Regionalliga Nord von 1550 auf 1675.

Das Team von Trainer Olufemi Smith und der bereits als Drittliga-Aufsteiger feststehende VfB Lübeck lieferten sich vor allem in der zweiten Halbzeit ein hochklassiges Match mit zahlreichen Torchancen, packenden Strafraumszenen und Aluminiumtreffern auf beiden Seiten.

Eintracht Norderstedt: 1675 Fans sorgen für Zuschauerrekord

Nur eine einzige Facette passte aus Sicht der der Garstedter nicht ins schöne Bild: Durch einen Treffer in der 94. Minute mussten sie sich den Hansestädtern unglücklich mit 0:1 (0:0) geschlagen geben.

1675 Zuschauer gab es noch nie bei einem Regionalliga-Punktspiel von Eintracht Norderstedt im Edmund-Plambeck-Stadion. Der VfB Lübeck brachte 850 Fans mit.
1675 Zuschauer gab es noch nie bei einem Regionalliga-Punktspiel von Eintracht Norderstedt im Edmund-Plambeck-Stadion. Der VfB Lübeck brachte 850 Fans mit. © Frank Best

Torschütze war dabei ausgerechnet ein Ex-Norderstedter: Felix Drinkuth, Cousin von Eintracht-Spieler Philipp Koch, überwand den im Verlauf der Begegnung mehrfach überragend reagierenden Keeper Lars Huxsohl. Und machte den VfB in letzter Sekunde zum Regionalliga-Meister, da der bisherige Tabellenführer Hamburger SV II zu Hause gegen den SC Weiche Flensburg 08 mit 0:2 den Kürzeren zog.

Improvisierte Meisterehrung im Edmund-Plambeck-Stadion

Die Verantwortlichen des Norddeutschen Fußball-Verbandes, die in Erwartung eines anderen Szenarios das Match des HSV II auf der Wolfgang-Meyer-Sportanlage an der Hagenbeckstraße verfolgt und die Meisterschale im Gepäck hatten, bewiesen Spontaneität, machten sich umgehend auf den Weg von Eimsbüttel nach Norderstedt und trafen dort eine halbe Stunde nach Spielschluss ein.

Christian Okun, Vizepräsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes, überreicht Tommy Grupe die Schale für die Meisterschaft in der Regionalliga Nord.
Christian Okun, Vizepräsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes, überreicht Tommy Grupe die Schale für die Meisterschaft in der Regionalliga Nord. © Frank Best

Dort überreichte NFV-Vizepräsident Christian Okun dem Lübecker Kapitän Tommy Grupe die begehrte Trophäe; Grupe, seine Teamkollegen und 850 mitgereiste Fans ließen ihrer Begeisterung anschließend freien Lauf.

Norderstedt verpasst in der Schlussphase zweimal das Führungstor

Eintracht-Trainer Smith hatte vor der Partie Selbstvertrauen demonstriert und angekündigt, dem Favoriten einen heißen Kampf zu liefern. Und im Idealfall wie schon beim 1:0 am 19. November 2022 erneut zu düpieren. „Wir wollen es als einzige Mannschaft schaffen, zweimal gegen Lübeck zu gewinnen“, lautete seine Marschroute.

Aufmerksame Beobachter: Der verletzte Eintracht-Innenverteidiger Yannik Nuxoll (l.) und Ex-Stürmer Elias Saad, der im November 2022 zu den Zweitliga-Profis des FC St. Pauli gewechselt ist.
Aufmerksame Beobachter: Der verletzte Eintracht-Innenverteidiger Yannik Nuxoll (l.) und Ex-Stürmer Elias Saad, der im November 2022 zu den Zweitliga-Profis des FC St. Pauli gewechselt ist. © Frank Best

Und fast wäre es seiner Crew auch gelungen, das ehrgeizige Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ein Schuss von Dylan Williams traf die Latte des von Florian Kirschke gehüteten VfB-Gehäuses, den Abpraller konnte Cemal Sezer nicht unter Kontrolle bringen. Sieben Minuten später dann die nächste große Gelegenheit für Sezer; sein Kopfball nach einer Flanke von Nils Brüning rauschte jedoch um Zentimer am Pfosten vorbei.

Die Autogramme von Jan Lüneburg sind heiß begehrt

Jan Lüneburg, mit 121 Treffern in 287 Pflichtspielen der Rekordtorschütze von Eintracht Norderstedt, schrieb nach der Partie unermüdlich Autogramme. Er und zwölf weitere Akteure werden dem Club von der Ochsenzoller Straße künftig nicht mehr zur Verfügung stehen.

Eintracht-Vizepräsidentin Julia Karsten-Plambeck und Geschäftsführer Finn Spitzer verabschiedeten vor dem Anpfiff den Norderstedter Rekordtorschützen Jan Lüneburg.
Eintracht-Vizepräsidentin Julia Karsten-Plambeck und Geschäftsführer Finn Spitzer verabschiedeten vor dem Anpfiff den Norderstedter Rekordtorschützen Jan Lüneburg. © Frank Best

Die Truppe bekommt künftig ein zwar nicht total verändertes, aber doch runderneuertes Gesicht – ein ähnlich radikaler Umbruch wie nach dem gerade noch realisierten Klassenerhalt in der Saison 2018/2019.
Viel Arbeit für Vereinspräsident Reenald Koch, der in Personalunion den Job des Managers ausübt und für die Zusammenstellung des Kaders für die Serie 2023/2024 verantwortlich ist.

Trainingsstart für den neuen Mannschaftskader ist am 26. Juni

Die jüngsten Personalien: Torhüter Dave Ceesay (19) wird aus der eigenen U-23-Mannschaft hochgezogen. Und mit Michael Gries (21) kommt ein junger und entwicklungsfähiger Angreifer von Altona 93. Seine Empfehlung: 17 Saisontore in der Oberliga Hamburg. Coach Olufemi Smith, der „sehr stolz auf die Leistung“ gegen den VfB Lübeck war, und sein Trainerteam stehen vom 26. Juni an vor der anspruchsvollen Aufgabe, das neue Ensemble zu einer verschworenen Einheit zusammenzuschweißen.

Die Spieler von Eintracht Norderstedt bildeten ein Spalier für Jan Lüneburg (Nummer 9), als dieser in seinem letzten Regionalliga-Spiel in der 72. Minute für Cemal Sezer vom Rasen ging.
Die Spieler von Eintracht Norderstedt bildeten ein Spalier für Jan Lüneburg (Nummer 9), als dieser in seinem letzten Regionalliga-Spiel in der 72. Minute für Cemal Sezer vom Rasen ging. © Frank Best

Zunächst einmal haben die Eintracht-Spieler allerdings fußballfrei; die Mannschafts-Abschlussfahrt führt sie – wie sollte es bei Fußballern auch anders sein – auf die Mittelmeerinsel Mallorca.

Eintracht Norderstedt: Rewe steigt zur Saison 2023/2024 als Trikotsponsor ein

Ihre neuen Punktspieltrikots trugen die Norderstedter übrigens schon gegen den VfB Lübeck. Die Zusammenarbeit zwischen dem 2003 gegründeten Verein und Rewe Nord wird auf eine neue Ebene gehoben, Rewe wird zusätzlich zum bisherigen Paket in den kommenden drei Jahren als Trikotsponsor die Brust der ersten Herrenmannschaft zieren.

Eintracht Norderstedt – VfB Lübeck 0:1 (0:0). – Schiedsrichter: Hendrik Duschner (Bremen). – Zuschauer: 1675. – Tor: 0:1 Felix Drinkuth (90.+4). – Eintracht: Huxsohl – Marxen, Bojadgian (68. Hildebrandt), Grau, Kummerfeld (62. Bork) – Koch (62. Hoppe) – Choi (76. Williams), Bölter, Behounek, Brüning – Lüneburg (72. Sezer).