Norderstedt. Das frühere Top-Talent des SV Friedrichsgabe schlägt beim stark besetzten Turnier auf. Sie ist nicht die Einzige mit Lokal-Bezug.
Anna Schüler lässt den Blick durch die Sporthalle des Schulzentrums Süd in Norderstedt schweifen. „Das ist meine Schule. In dieser Halle habe ich jahrelang Sport gemacht“, sinniert die 18 Jahre alte Abiturientin. Nun ist sie zurück gekehrt, um beim Nordmasters zu spielen, dem Tischtennisturnier für die zweite Garde hinter den Bundesliga-Topteams. „Wir hatten auch schon mal die eine oder andere Erst- und Zweitligaspielerin am Start. Aber so wie in diesem Jahr ist das Starterfeld viel harmonischer“, sagt Organisator Stefan Meder. Die Hälfte der 24 Spielerinnen schlägt in der 3. Bundesliga auf, der Rest kam aus der Regionalliga, Hamburg-Liga und aus Dänemark.
In diesem Starterfeld hätte Anna Schüler eigentlich ein gewichtiges Wörtchen mitreden können, doch der Blondschopf wiegelte ab. „Ich war sechs Wochen in Vancouver, danach zwei Wochen in Seattle und San Francisco und hab die ganze Zeit keinen Schläger angefasst“, so erklärt die ehemalige U18-Nationalkaderspielerin ihre überschaubaren Turnier-Ambitionen. Eine Woche sei sie zurück und habe erst dreimal trainiert. Mehr als Matchpraxis sammeln sei heute wohl nicht drin.
Tischtennis-Nordmasters: Anna Schülers Rückkehr nach Norderstedt
So wie Anna Schüler ging es auch den anderen Starterinnen aus dem Kreis Segeberg. Carina Ludwig und Luna Bousselmame spielen für den Regionalligisten SV Friedrichsgabe und gehörten damit zur schwächeren Hälfte des Turniers. Chiara Steenbuck aus Sievershütten spielt zwar beim SC Poppenbüttel in der 3. Liga, machte sich aber wegen des knallharten Modus’ wenig Hoffnungen auf ein Erreichen der K. o.-Spiele. „Ich bin auf Position drei in meiner Gruppe gesetzt, aber nur die ersten beiden kommen ins Viertelfinale. Es muss alles optimal laufen, damit ich weiter komme“, sagte die ehemalige KT-Jugendspielerin.
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Die 24 startenden Spielerinnen traten in vier Sechsergruppen an. Die jeweils besten beiden jeder Gruppe qualifizierten sich fürs Viertelfinale. Anschließend wurde im K. o.-System die Siegerin ermittelt. Die vier Spielerinnen aus dem Kreis Segeberg scheiterten alle in der Vorrunde. Immerhin konnten aber alle Spiele gewinnen. Anna Schüler und Luna Bousselmame hatten in ihrer Vorrundengruppe die spätere Siegerin Veronika Hud. Im Turnierverlauf gab die Ukrainerin nur einen Satz ab, schlug im Finale die für den VfL Kellinghusen spielende Titelverteidigerin Katsiaryna Baravok glatt mit 3:0 Sätzen.
Alle lokalen Spielerinnen gewinnen Matches
Anna Schüler gewann zwei ihrer fünf Spiele, Luna Bousselmame eines. Das Duell der beiden endete 3:0 für Anna Schüler. „Auch wenn ich lange Jahre in Friedrichsgabe gespielt habe, war ich doch nie mit Luna in einer Mannschaft“, sagte Anna Schüler zum verpassten Vereinsduell. Schüler war vor der abgelaufenen Saison zum VfL Kellinghusen gewechselt. Just in dem Jahr, in dem Bousselmame in die 1. Damen des SV Friedrichsgabe aufrückte.
Carina Ludwig wurde mit 2:3 Siegen in ihrer Gruppe Fünfte, Chiara Steenbuck mit dem gleichen Sieg-Niederlagenverhältnis in ihrer Gruppe Vierte. Bei jeder ihrer Niederlagen holte Steenbuck aber einen Satz. Viel fehlte also nicht zum Weiterkommen. So machten die Preisgelder die von den auswärtigen Vereinen angereisten Spielerinnen untereinander aus. Die für den MTV Engelbostel-Schulenburg in der 3. Liga spielende Veronika Hud kassierte als Siegerin mit 250 Euro den größten Anteil des Preisgelds.
Eine Ukrainerin setzt sich im Finale durch
Titelverteidigerin Katsiaryna Baravok wurde als Finalistin immerhin noch mit 100 Euro bedacht. Als Dritte durfte sich Alina Novosad, die auch für Kellinghusen spielt, über 75 Euro freuen. Altmeisterin Funke Oshonaike, siebenfache Olympiateilnehmerin vom SC Poppenbüttel, bekam nach ihren 0:3 im kleinen Finale noch 40 Euro.
„Norderstedt ist eine schöne Location, das Organisationsteam des SV Friedrichsgabe hat hervorragend gearbeitet. Ich würde gerne nächstes Jahr hier die vierte Auflage ausrichten“, sagte Stefan Meder. Dann vielleicht mit einer Neuerung. Schon dieses Jahr wurden an zwei Tischen die Spiele per Live-Stream weltweit übertragen. Meders Team arbeitet an einer Software, die aus den übertragenen Bildern automatisch die Punktestände auswertet. Das würde die Organisatoren massiv entlasten, die diesmal noch jeden Punkt händisch in die Computer eingaben.