Norderstedt. Das 4:1 gegen den Bremer SV war kein Selbstgänger. Die Eintracht konnte sich aber auf einen Freistoßspezialisten verlassen.

Kurz vor dem Spiel von Eintracht Norderstedt gegen den Aufsteiger Bremer SV suchte Rico Bork den Kontakt zu seinem Linksverteidigerkonkurrenten- und kollegen Dane Kummerfeld. „Bruder“, sagte der rotgesperrte Bork zum für die Startelf nominierten Kummerfeld, „mach’ doch heute einfach mal ein Freistoßtor.“ Kummerfeld erzählte die Anekdote nach dem 4:1 (2:0)-Erfolg am 6. Spieltag der Regionalliga Nord und fügte lächelnd an: „Keins gemacht, aber zwei vorbereitet – ich hoffe, ich bin Ricos Erwartungen gerecht geworden.“

Zweimal serviert Dane Kummerfeld von der fast gleichen Position perfekt

Das war sicher der Fall. Mehr noch: Kummerfelds Freistoßkünste übertünchten eine fußballerisch maue Vorstellung der Eintracht mit wenigen Torchancen in der ersten Halbzeit. Dafür konnten sich die Treffer sehen lassen. Kummerfeld, der schon beim 3:0 in Emden in der Vorwoche zwei Tore per Eckball vorbereitet hatte, gelang fast eine Dublette. In der 14. und 29. Minute legte er sich den Ball circa 30 Meter vom Tor entfernt nahe der linken Außenlinie zum Freistoß hin und zirkelte das Spielgerät mit seinem feinen linken Fuß als Bananenflanke in die Mitte.

Beim 1:0 bedankte sich Jan Lüneburg aus sieben Metern per Kopfballaufsetzer in die rechte Ecke, beim 2:0 Jan-Pelle-Hoppe, der den Ball aus fünf Metern in den rechten Winkel schädelte. „Unsere Standards sind eingespielt. Es war gut Zug und viel Tempo in den Flanken drin“, freute sich Kummerfeld. „Dane hat die Treffer perfekt auf den Punkt serviert“, lobte Trainer Olufemi Smith. Die Bremer vergaben ihre Großchancen hingegen durch Lamine Diop (32.) und Kevin Kling (37.). Eine Minute vor der Pause musste Jan Lüneburg mit Problemen im rechten Oberschenkel runter. „Eine Vorsichtsmaßnahme, wir spielen ja Mittwoch wieder bei Hannover 96 II“, sagte der Routinier.

Elias Saad: Erst unsichtbar, dann doppelt erfolgreich

Die zweite Hälfte begann zunächst, wie die erste aufgehört hatte. Kling zwang Lars Huxsohl zu einer Glanztat (50.). Die Eintracht reagierte wie in Hälfte eins: mit einem Tor. Bremens Justin Sauermilch ließ den als offensiven Achter erneut sehr starken Hoppe plump im Strafraum über die Klinge springen, den fälligen Elfmeter verwandelte der bis dahin fast unsichtbare Elias Saad sicher in die Mitte zum 3:0 (55.). Damit war die Begegnung entschieden.

Jetzt begann die Eintracht, ihr ganzes Repertoire so richtig auszupacken. Spielerisch steigerte sich das Team enorm. Vor allem Saad wirbelte nun, wie er wollte. Zweimal (65., 77.) suchte er den Haken nach innen, zielte hauchdünn daneben, der dritte Versuch saß. Sein bereits fünfter Saisontreffer war das 4:1 (80.). Zuvor hatten die Gäste einen von Manuel Brendel verursachten Handelfmeter durch Sebastian Kurkiewicz verwandelt (73.).

„Das Spiel mit Standards auf unsere Seite gezogen“

Die Eintracht war allerdings einem Kantersieg näher. Nils Brüning vergab bei seinem Comeback drei Meter vor dem Tor gegen den sensationell parierenden Bremer Keeper Malte Seemann (88.) ebenso wie Brendel, der mit dem dritten Strafstoß des Tages – der Bremer Justin Gröger hatte Brüning im Sechzehner gezogen und Rot für seine Notbremse gesehen – ebenfalls an Seemann scheiterte (90.+1).

„Mit der ersten Halbzeit war ich nicht einverstanden. Da waren wir viel zu langsam im eigenen Ballbesitz, brauchten zu viele Ballkontakte, erlaubten uns zu viele eigene Ballverluste. Aber wir haben das Spiel mit den Standards auf unsere Seite gezogen, und das muss auch mal erlaubt sein“, sagte Olufemi Smith. Alles in allem sei der Sieg „verdient“. Sogar als „hochverdient“ klassifizierte ihn Lüneburg, wenngleich er den Bremern Respekt für ihre Leistung zollte. „Ich war auch nie beunruhigt. Wir haben in dieser Saison bis auf eine Halbzeit bei Drochtersen/Assel guten und attraktiven Fußball gespielt.“

Pechvogel Manuel Brendel erhält ein Sonderlob vom Trainer

Ein Lob von Smith erhielt trotz eines verursachten und eines verschossenen Elfmeters Manuel Brendel. „Manu hatte viele gute Aktionen. Ich bin absolut zufrieden mit ihm“, sagte der Coach. „Wir haben ihn nur zu selten in die Tiefe geschickt. Da muss sich das Team mehr auf seine Stärken einstellen.“ Nach dem zweiten Sieg in Folge ist die Eintracht nun Achter der Regionalliga Nord. Die vor der Spielzeit angestrebte Tabellenregion also. Damit das so bleibt, soll nun bei Hannover 96 II (Mittwoch, 31. August, 19.30 Uhr) nachgelegt werden. Vielleicht weisen ja wieder Dane Kummerfelds Standardkünste den Weg.

Eintracht Norderstedt: Huxsohl – Hildebrandt, Grau, Nuxoll (75. Bojadgian), Kummerfeld (59. Wallenborn) – Behounek – Hoppe (65. Bölter), Williams – Choi (75. Brüning), Saad – Lüneburg (44. Brendel).

Tore: 1:0 Jan Lüneburg (14.), 2:0 Jan-Pelle-Hoppe (29.), 3:0 Elias Saad (55., FE), 3:1 Sebastian Kurkiewicz (73.), 4:1 Elias Saad (80.).

Rot: Gröger (90., Bremer SV, Notbremse). Zuschauer: 445.