Norderstedt. TuRa Harksheide und der Hamburger SV III liefern sich ein spektakuläres Duell. Die Schlussphase war denkwürdig.

Erstmals sind TuRa Harksheide und der Hamburger SV III in der Fußball-Oberliga Hamburg aufeinandergetroffen. Das Derby der beiden in Norderstedt ansässigen Teams, das 2:2 (0:0) endete, war für die 300 Zuschauer am Exerzierplatz großartig und voller Wendungen. Die erste Halbzeit lässt sich so zusammenfassen: Aboubakar Fofana gegen den HSV! TuRas Torwart hielt sein verletzungsgebeuteltes und positionstechnisch zusammengewürfeltes Team (sechs Stammspieler fehlten) gegen einen starken Gast im Spiel.

Acht Torchancen vergab der Nachbar, fünfmal parierte Fofana. Grandios entschärfte er Tom Burmeisters Kopfball aus kürzester Entfernung (21.), spektakulär wischte er Paul Treichels Lupfer im Eins-gegen-eins mit seiner rechten Pranke noch neben das Tor (40.), und per Hechtparade wehrte er Dominik Jordans Foulelfmeter – Yannick Fischer hatte Paul Treichel gefoult – ab. (45.).

TuRa Harksheide: Nach der Pause dreht der Aufsteiger auf

Fünf Minuten nach Wiederanpfiff hieß es sogar plötzlich 1:0 für TuRa. Langer Ball von Fischer, Flachschuss und Premierentor von Ole Schneemann für die Harksheider von der Strafraumgrenze (50.). Nun war es scheinbar vorbei mit der offensiven Herrlichkeit des HSV. TuRa hatte mehr Ballbesitzphasen, erarbeitete sich Torszenen.

Schneemann scheiterte nach einem Torwartfehler von Christopher Asimeng aus kurzer Distanz an selbigem (57.), im Anschluss an eine Ecke von Leon Schulz wurde sein Schuss auf der Linie geblockt (68.). Ebenso 14 Minuten später der Kopfball von Jannick Lütjens, wieder nach Schulz-Ecke (81.). Das 2:0 schien nur eine Frage der Zeit.

Hamburger SV III: Ein Doppelschlag reicht trotzdem nicht

Es sollte erneut anders kommen. Fast aus dem Nichts nutzte der eingewechselte Brayann Kouakou einen TuRa-Fehler im Aufbau von Lütjens und einen weiteren Ballverlust kurze Zeit später per Doppelschlag zum 2:1 (86., 88.). Der Sieg für den HSV III? Mitnichten! Im Gegenzug schoss ein Abwehrspieler dem vom ETV verpflichteten und erst wenige Stunden vor Anpfiff spielberechtigten Jeremy da Silva die Kugel gegen die Stirn, und der Ball flog aus sechzehn Metern zum 2:2 über Keeper Asimeng ins Netz (89.). Da Silva war erst eine Minute zuvor eingewechselt worden.

„Die Qualität unserer Torchancen in Halbzeit eins war so klar, da müssen wir treffen. Dann drehen wir spät das Spiel und der Rest ist Pech. So ein Tor kriegen wir in zehn Jahren nicht wieder“, sagte HSV-Trainer Marcel Lettmann. „Wir müssen nur so weiterspielen wie in Halbzeit eins – und die Tore eben machen.“

Jörg Schwarzer beschwört Beistand von oben

TuRa-Trainer Jörg Schwarzer verwies zunächst verständlicherweise auf die vielen Verletzten. „Das hat dazu beigetragen“, so Schwarzer, „dass unsere erste Halbzeit vogelwild war. Da hat Abou im Tor uns gerettet“, sagte der Coach. Und – später – half göttlicher Beistand. Schwarzer: „In Hälfte zwei waren wir viel besser im Spiel, machen aber den Sack nicht zu. Nach dem 1:2 sah es trotzdem so aus, als müssten wir heute Lehrgeld bezahlen. Aber wenn ich das Tor zum 2:2 sehe, muss ich sagen: Es gab da oben wohl heute einen, der der Meinung war, wir haben uns diesen Punkt verdient.“