Der Gymnasiast Finn Nowacki ist 17 Jahre alt und wird beim SV Henstedt-Ulzburg in gleich drei Mannschaften für höhere Aufgaben ausgebildet

Henstedt-Ulzburg. Ja, es rumort in seinem Verein. Und über die Geschehnisse um den aktuellen Insolvenzantrag der Leistungs-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg (siehe Bericht auf Seite 7) wird Finn Nowacki von seinen Trainingskameraden und Vereinsverantwortlichen aus erster Hand informiert. Doch letztlich sind dies nur Störgeräusche, durch die sich der 17 Jahre alte Nachwuchsspieler nicht von seinen Zielen und vor allem nicht von seiner großen Leidenschaft ablenken lässt. „Für mich ist Handball einfach alles. Wenn ich Mannschafts- und Krafttraining zusammennehme, dann habe ich sieben Trainingseinheiten pro Woche“, sagt der junge Mann aus Hüttblek, „und dazu kommen noch die Punktspiele. Also Langeweile kenne ich wirklich nicht.“

Und was diese Punktspiele angeht, so kann sich der talentierte Rückraumspieler kaum vor Terminen retten, denn letztlich ist er beim SVHU „Diener dreier Herren“.

So gehört Nowacki zum A-Jugend-Team von Coach Amen Gafsi, das in der Schleswig-Holstein-Liga erfolgreich um Punkte kämpft. Sollten die viertplatzierten SVHU-Jungs an diesem Sonnabend, 15 Uhr, ihr Match beim nur zwei Punkte besser gestellten Tabellenführer HSG SZOWW (22:4) gewinnen, so würden sie für die verbleibenden acht Saisonspiele einen Titel-Vierkampf mit den weiteren Mitstreitern MTV Herzhorn und HSG Hohn/Elsdorf (beide 22:4) initiieren. „Das Hinspiel haben wir klar gewonnen, aber wir werden uns hüten, zu nachlässig an die Sache ranzugehen“, sagt der Zwölftklässler des Gymnasiums Kaltenkirchen.

Eine positive Einstellung, die sein Jugendcoach schon früh an Finn Nowacki registriert hat. „Was Finn auszeichnet, ist seine Riesenmotivation“, sagt Amen Gafsi, „er will im Handball etwas erreichen und ist bereit, dafür viel und hart zu arbeiten.“ Doch dieser Eifer will auch wohldosiert sein. Schließlich soll das Talent, das schon diverse Sichtungen durch den DHB hinter sich hat und vor dieser Saison zwei Jahre das Handball-Internat in Schwerin besuchte, beim SV Henstedt-Ulzburg zum kompletten Herrenspieler geformt werden. Deswegen trainiert er auch mit den Schleswig-Holstein-Liga-Männern von Coach Philipp Ruge sowie im Drittliga-Kader von Trainer Tobias Skerka und steht auch diesen Mannschaften für Punktspiele zur Verfügung.

„Wenn es nach mir ginge, würde ich Finn immer anfordern“, sagt Philipp Ruge, „er ist taktisch wie technisch gut ausgebildet und kann trotz seiner Jugend auch Verantwortung übernehmen. Manchmal ist er wohl noch ein wenig hitzig oder übermotiviert, nichtsdestotrotz ist er eine verlässliche Größe im Abwehr-Mittelblock.“

Und auch Tobias Skerka sieht Potenzial in dem Youngster, der seine ersten Handballversuche als Fünftklässler beim TSV Kattendorf mit Vater Thorsten als Trainer unternommen hatte. „Finn ist für sein Alter sehr weit. Er ist ein spielstarker Typ, der eine Partie auch leiten kann und über einen guten Schlagwurf verfügt“, sagt Skerka, „insofern sehe ich ihn langfristig eher als Spielmacher denn als Rückraum-shooter. Aber: Das ist ein langer Weg, den er jetzt in seinem ersten Jahr als A-Jugendlicher geduldig gehen muss.“

Eine Qualität, die grundsätzlich gegeben sein dürfte, denn sonst wäre Finn Nowacki nun wohl nicht beim SV Henstedt-Ulzburg, sondern vielleicht schon im Dunstkreis eines Bundesligisten gelandet. „Nach einer DHB-Sichtung bin ich auch schon von den Füchsen Berlin angesprochen worden, und ich habe mir daraufhin auch alles dort angesehen“, sagt Finn Nowacki, „das war dort auch grundsätzlich alles in Ordnung, aber irgendwie fehlte das gewisse Etwas. Man muss sich auch wohl fühlen.“

Dieses Wohlgefühl konnte ihm dann Amen Gafsi vermitteln, als ihn dieser an Heimspieltagen der SVHU-Männer in der Maurepashalle ansprach. „Ich war mal wieder aus Schwerin übers Wochenende nach Hause gekommen und kannte Amen ja schon von früher aus der Ferien-Handballschule“, erzählt Finn, „ich war zwar gerade dabei, mir auch Potsdam als mögliche nächste Station anzusehen, aber auch dort hatte irgendwie etwas gefehlt. Also dachte ich mir dann nach Gesprächen mit dem SVHU: Na gut, dann geht es also wieder zurück nach Hause.“

Aber auch die „Frogs“ können für Finn und seine Zielsetzung nur eine Station sein, denn eines ist für den Youngster klar: „Wenn irgend möglich, will ich einmal in die Bundesliga kommen. Aber bis dahin kostet mich das noch viel Fleiß und Arbeit...“