Bad Segeberg/Hamburg. Der Sänger und Schauspieler spricht über seine Rolle bei den Karl-May-Spielen und die Bedeutung seines Siegs bei „DSDS“.

Es wird wieder ein Gänsehautmoment sein, wenn Alexander Klaws am Sonnabend bei der Premiere von „Winnetou I – Blutsbrüder“ in die Kalkbergarena in Bad Segeberg einreitet und damit die 70. Saison Karl-May-Spiele eröffnet.

Dass der Besucherrekord im vergangenen Jahr (406.925 Zuschauerinnen und Zuschauer) erreicht wurde und in diesem Jahr noch einmal übertroffen werden soll, das liegt auch an Publikumsliebing Alexander Klaws. Er spielt die Rolle seit 2018 und hat eine erstaunliche Karriere hinter sich – schließlich wurde Klaws vor 20 Jahren als erster Sieger des RTL-Formats „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt.

In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ sprach Winnetou mit Chefredakteur Lars Haider, dem Häuptling der Abendblatt-Redaktion, über den langen Weg von Dieter Bohlen, einem der Juroren von „DSDS“, zu Winnetou, gefährliche Stunts und die Frage, wofür die Geschichten von Karl May eigentlich stehen. Zu hören ist das komplette Gespräch unter www.abendblatt.de/entscheider

Wie wird man Winnetou bei den Karl-May-Spielen?

Alexander Klaws als Winnetou in der aktuellen Inszenierung Winnetou I.
Alexander Klaws als Winnetou in der aktuellen Inszenierung Winnetou I. © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

„Ich hatte immer mal wieder Kontakt zur Bühne nach Bad Segeberg, habe 2012 nach der Premiere zum danach üblichen Feuerwerk singen dürfen. Damals ist mir erstmals bewusst geworden, wie groß die Karl-May-Spiele sind. Ich fand diese Kombination aus Schauspiel, Stunts und Reiten faszinierend. 2017 bekam ich dann die Gelegenheit, den Old Surehand in Bad Segeberg zu spielen, und ein Jahr später wurde die Rolle des Winnetou frei.

Ich bekam einen Anruf, ob ich mir vorstellen könne, zu einem Casting zu kommen, an dem Schauspieler aus allen Teilen Deutschlands teilnahmen. Ich war gerade in der Produktion des Musicals „Ghost“, bin aber trotzdem hingefahren und habe offensichtlich so gespielt, dass man sich für mich entschieden hat. Am Ende stand der berühmte Satz unserer Intendantin Ute Thienel, die damals sagte: „Alexander Klaws ging in die Maske, und Winnetou kam heraus.“ Für mich wurde damit ein Traum wahr, den ich bis heute kaum in Worte fassen kann.“

Welche Rolle spielt das Reiten in der Kalkbergarena?

„Ich konnte nicht reiten, bevor ich das erste Mal in Bad Segeberg aufgetreten bin, ich musste das lernen. Ich habe 2016 angefangen, Reitstunden zu nehmen, ein halbes Jahr lang. Richtig reiten gelernt habe ich aber erst, seit ich die Rolle des Winnetou angenommen habe. Mein Pferd und ich sind in den vergangenen Jahren ein Team geworden, ich merke, wenn es nervös wird und umgekehrt.“

Was bewirkt Winnetous Erkennungsmelodie bei Alexander Klaws?

„Ich habe mal mit ein paar Fußballprofis gesprochen, die schon in der Champions- League gespielt haben. Sie haben mir von dem besonderen Moment berichtet, wenn sie ins Stadion einlaufen und dann die Champions-Melodie ertönt. Genau so ist es bei mir, wenn ich als Winnetou das erste Mal am Kalkberg vor 8000 Menschen auftrete und die Erkennungsmelodie gespielt wird – das ist mein Champions-League-Moment. Mehr geht nicht.“

Alexander Klaws als Winnetou, Joshy Peters als Intschu-tschuna, Bastian Semm als Old Shatterhand
Alexander Klaws als Winnetou, Joshy Peters als Intschu-tschuna, Bastian Semm als Old Shatterhand © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Macht Alexander Klaws seine gefährlichen Stunts selbst?

„Ich möchte eigentlich immer alle meine Stunts selbst machen, aber ich darf nicht: Denn wir haben jede Rolle nur einmal besetzt und können es nicht riskieren, dass sich jemand verletzt. Deshalb fangen wir gar nicht erst an, die Stunts selbst zu machen – zumal es ja nicht darum geht, von einem Tisch zu springen, sondern gern mal fünf, sechs Meter in die Tiefe zu stürzen oder in eine Explosion reinzugehen.

Dafür haben wir eine Stuntcrew, die übrigens auch kein Interesse daran hat, dass Schauspieler ihre Aufgaben übernehmen, denn sie werden pro Stunt und Gefährlichkeit bezahlt. Ich habe ein klasse Stuntdouble, das mir unfassbar ähnlich sieht.“

Wie lange gingen die Proben für das neue Stück in Bad Segeberg?

„Der erste Probentag war am 22. Mai, das Reittraining hat für mich in diesem Jahr schon im Januar begonnen, und zwar mit dem Pferd, das ich jetzt als Winnetou reite. Ich muss fit sein, bevor die Saison startet, die letzten vier, fünf Wochen vor der Premiere­ brauchen wir, um Texte zu lernen, die Durchläufe auszuprobieren und gut vorbereitet zu sein für 72 Vorstellungen.“

Wie sieht Alexander Klaws die Diskussionen um Winnetou?

„Wir reden hier über eine fiktive Welt, das ist etwas, was in den Diskussionen über Winnetou leider aus dem Fokus geraten ist. Karl May hat all seine Geschichten geschrieben, ohne einmal dort gewesen zu sein. Ich glaube, dass wir mit unseren Aufführungen so erfolgreich sind wie nie zuvor, hat auch mit einer gewissen Sehnsucht zu tun, an gute, schöne Zeiten erinnert zu werden, in denen man Kind sein durfte, ohne jeden Satz darauf prüfen zu müssen, ob man ihn so sagen darf oder nicht.

Und mit einer Sehnsucht nach dem Guten. Für mich hatten Karl May und Winnetou immer eine zentrale Botschaft, nämlich die, dass das Gute gewinnt und die Gerechtigkeit sich durchsetzt. Daran finde ich nichts, was ich kritisieren muss. Es kommt hinzu, dass Winnetou für mich immer der personifizierte Frieden war, ein Symbol dafür, dass man aufeinander zugehen muss, egal, welche kulturellen Hintergründe man hat. Es ist doch etwas Schönes, wenn man aufeinander zugeht und sich die Hände gibt. Mein Lieblingssatz von Winnetou ist dazu: ‚Schauen wir auf die Farbe der Herzen und nicht auf die Farbe der Haut.‘

Alexander Klaws und sein Pferd sind mittlerweile gute Partner geworden.
Alexander Klaws und sein Pferd sind mittlerweile gute Partner geworden. © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Wie groß war die Bedeutung seines Sieges bei „Deutschland sucht den Superstar“?

„Ich wollte nie ein Star werden, ich wollte Musik machen. Dafür war ‚Deutschland sucht den Superstar‘ ein guter Einstieg, aber mir ging es nie darum, einen großen Namen zu haben. Ich wollte die Menschen und das Publikum von der Bühne aus überzeugen, mit dem, was ich tue, und ich wusste, dass ich mich dafür mit den Jahren immer wieder neu erfinden und als Künstler wachsen muss.

Die erste Zeit nach dem Sieg bei ‚DSDS‘ habe ich das manchmal aus den Augen verloren, weil ich von dem Erfolg und der Reaktion der Leute auf mich geblendet war. Zum Glück habe ich damals schnell gemerkt, dass ich künstlerisch viel höhere Ansprüche an mich hatte, und habe mich dann entschlossen, Schauspielunterricht zu nehmen. Das hat sich ausgezahlt. Ich wusste, dass noch viel mehr in mir steckt, und ich wusste auch, dass die Bekanntheit aus der ‚DSDS‘-Zeit irgendwann verblassen wird. Ich wusste, dass ich nicht alt werde mit dem, was ich vor 20 Jahren gemacht habe, denn so lange ist die erste ‚DSDS‘-Folge schon her, und ich wollte keine Eintagsfliege sein.“

Action-Szenen mit kleinen Stunts spielt Alexander Klaws besonders gerne.
Action-Szenen mit kleinen Stunts spielt Alexander Klaws besonders gerne. © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Und diese Antworten gab Alexander Klaws im Fragebogen:

Was wollten Sie als Kind werden und warum?

Ich wollte immer schon von klein auf Schauspieler oder Sänger werden und auf großen Bühnen stehen.

Was war der beste Rat Ihrer Eltern?

Mache immer erst eine Sache zu Ende, fange dann die nächste an.

Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?

Meine Eltern und meine Schwester.

Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?

Alexander Klaws, hast du dieses Mal deine Hausaufgaben gemacht?

Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute machen?

Seitdem ich Kind bin, hatte ich den Traum, der mit 19 Jahren bei „DSDS“ in Erfüllung ging. Weil er niemals langweilig oder vorhersehbar wird und ich mich ständig neu erfinden, andere Menschen überraschen, mich weiterentwickeln oder/und über mich hinauswachsen darf.

Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?

Mein damaliger Musiklehrer Matthias Everding. Bei „DSDS“ Dieter Bohlen. Mein ganzes Leben lang meine Eltern auf sehr bodenständige Art.

Auf wen hören Sie?

Auf meinen Kopf und meinen Bauch.

Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?

Früher hatte ich keinen Bezug, weil ich nie Geld hatte, seitdem ich es habe, ist es für mich eine Art Sicherheit, die ich zu schätzen weiß.

Duzen oder siezen Sie?

Ich duze gleichaltrige/jüngere und sieze die ältere Generation. Diese „alte respektvolle Schule“ wurde mir noch so bei­gebracht.

Was sind Ihre größten Stärken?

Über mich hinauszuwachsen. Mich „auf den Punkt“ zu fokussieren. Offen zu sein für Menschen, die ich nicht kenne, und Dinge, die ich „noch“ nicht kann.

Was sind Ihre größten Schwächen?

Mir wird sehr schnell langweilig. Mein Perfektionismus.

Welchen Schriftsteller/Künstler würden Sie gern näher kennenlernen?

Karl May, leider nicht mehr möglich.

Was würden Sie ihn fragen?

Etliche Fragen bezüglich seiner berühmten Figuren Winnetou und Old Shatterhand ... Und wie er z. B. die aktuelle Diskussion wahrnehmen würde.

Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?

Ich mache ständig Fehler, nur nach Fehlern kann man sich weiterentwickeln.

Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?

Immer bei sich selbst anfangen!

Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?

Aktuell von Montag bis Sonntag mindestens 70 Stunden.

Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?

Zwischen fünf und sieben Stunden.

Wie gehen Sie mit Stress um?

Ich habe gelernt, ihn als Freund zu sehen, der mir nur sagen möchte, dass mehr in mir steckt oder ich Zeit besser nutzen kann.

Wie kommunizieren Sie?

Leider viel zu häufig über WhatsApp.

Wie viel Zeit verbringen Sie an Ihrem Schreibtisch?

Mein Schreibtisch ist mein „Musikhome­studio“, wenn ich nicht für ein Stück Probe, so ca. drei bis vier Stunden pro Tag.

Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?

Suche dir eine Sache, für die du brennst, und nicht wegen des Geldes.

Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?

Wann werde ich endlich für einen neuen „Avengers“-Film gecastet?